Kleindenkmale – Zeugnisse unserer Heimat- und Kulturgeschichte

Kleindenkmale – Zeugnisse unserer Heimat- und Kulturgeschichte

Der Historiker Andreas Kozlik aus Backnang gibt in diesem Interview einen Einblick in die Arbeit des Schwäbischen Heimatbundes und des Geschichtsvereins Murrhardt. Die Ortsgruppe Backnang erfasst unter anderem Kleindenkmale rund um Backnang.

Mit welchen Aufgaben beschäftigt sich die Ortsgruppe Backnang des Schwäbischen Heimatbundes bzw. der Geschichtsverein Murrhardt?

Kozlik: Seit 2005 haben wir in einem Dreierteam auf der Gemarkung der Stadt Murrhardt rund 1000 Kleindenkmale erfasst. Das waren zahlenmäßig hauptsächlich Grenzsteine und Hausinschriften. Es waren aber insgesamt über 20 Gattungen dabei – unter anderem Brunnentröge, Hohlwege, kleine Steinbrüche sowie Gedenktafeln.

Seit 2001 erfassen ehrenamtliche Helfer die Kleindenkmäler in Baden-Württemberg – diese Sisyphios-Arbeit soll bis zum Jahr 2020 abgeschlossen sein. Über 60.000 Kleindenkmäler in 20 Landkreisen haben die „freiwilligen Hilfskräfte“ im Auftrag des Landesamtes für Denkmalschutz inzwischen registriert und fotografiert. Warum ist diese Arbeit so wichtig?

Kozlik: Die meisten Kleindenkmale fallen nicht unter den gesetzlichen Denkmalbegriff. Es ist daher sehr zu begrüßen, dass diese nun in Baden-Württemberg systematisch erfasst werden, denn dadurch sind sie eher im öffentlichen Bewusstsein präsent. Sie werden auch im Raum Backnang/Murrhardt (wie überall) Beispiele für gelungenen und misslungenen Denkmalschutz finden.

Es ist durchaus ehrenamtliches Engagement zu beobachten. Es ist dennoch immer wieder schade, wenn einzelnen Kleindenkmale durch mangelnde Aufmerksamkeit oder Pflege "verschwinden".

Sie haben schon zahlreiche Vorträge zum Thema „Kleindenkmale“ gehalten. Wie reagiert das Publikum auf dieses Thema?

Kozlik: Vorträge zum Thema Kleindenkmale führen immer wieder zu Reaktionen, dass scheinbar Alltägliches (z.B. Inschriften, an denen man täglich vorbei läuft) mit neuen Augen gesehen wird. Außerdem kommen aus dem Publikum immer wieder Hinweise auf einzelnen Kleindenkmale.

Text und Fotos: Andreas Scholz

Infokasten „Definition“ Kleindenkmale
Eine genaue Definition für Kleindenkmale gibt es nicht – in der Regel sind sie klein, ortsfest und vom Menschen geschaffen. Wegweiser, Kilometersteine, Brunnen, Trockenmauern, Weinbergsstäffele oder Lesesteine werden grob als Kleindenkmale im Zusammenhang mit Wirtschaft und Verkehr zusammengefasst. In Einzelfällen gilt sogar ein Graffiti als Kleindenkmal. Die wichtigsten Kleindenkmale sind die Sühnekreuze – diese „verstecken“ sich im Rems-Murr-Kreis wie auch in der Region Heilbronn-Franken oft am Straßenrand oder an alten Handelswegen. Häufig steckt eine traurige Geschichte dahinter – so erinnert beispielsweise ein Steinkreuz im Heilbronner Stadtwald an Wilderer, die dort im 19. Jahrhundert erschossen wurden.

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Weitere Informationen:
www.schwaebischer-heimatbund.de/shb_in_eigener_sache/ueber_uns/ortsgruppen/backnang.html