Das Akkordeon

Das Akkordeon

Mit dem Instrument kann man fast alles spielen

Schifferklavier, Quetsch'n und Schweineorgel sind nur einige volkstümliche und zum Teil abwertende Bezeichnungen für das Akkordeon. Doch all diese Namen haben nichts mit der tatsächlichen Stellung dieses Instruments in der Musikkultur zu tun. In der Fachliteratur des Instruments sowie in allgemeinpädagogischen Musikfachzeitschriften kommt man dem tatsächlichen Stellenwert des Akkordeons schon wesentlich näher. Hier wird das Akkordeon als ein modernes Instrument mit universellen Spiel- und Wirkungsmöglichkeiten beschrieben und anerkannt. Ein bekannter deutscher Tonschöpfer und Hochschullehrer meinte einmal, dass es praktisch nichts gibt, was man auf dem Akkordeon nicht spielen könne.

Und in der Tat ist das Akkordeon modernen und historisch gewachsenen Musikansprüchen fähig. Wer schon einmal einem Akkordeonkonzert beiwohnte oder einem virtuos spielenden Akkordeon Solisten zuhörte, wird dies nur bestätigen können. Die Bandbreite der vorgetragenen Stücke reicht dabei von Volkstümlichen Melodien über aktuelle Popmusik bis hin zur konzertanten Klassischen Musik.

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Ein junges Musikinstrument

Das Akkordeon ist im Vergleich zur Zither, Klarinette oder Gitarre ein noch verhältnismäßig junges Instrument. Seine Entwicklung nahm im Jahr 1821 ihren Anfang, als der aus Thüringen stammende Buschmann ein Versuchsinstrument mit 15 Zungen baute. Dieses versah er mit einem Faltenbalg und verwendete es als Stimmgerät beim Klavierstimmen.

Daraus entwickelte er 1822 eine Urform der Handharmonika, die sogenannte „Handäoline“.

Die eigentliche Entwicklung der Handharmonika vollzog sich wahrscheinlich in den darauffolgenden Jahren in Wien. Dort ließ sich 1829 der Instrumentenbauer Cyrillus Demian ein Instrument mit den Namen „Accordion“ patentieren. Die ersten Handharmonikas waren noch wechseltönig: Mit einem Knopf konnten je nach Bewegungsrichtung des Balges zwei Töne erzeugt werden. Das Merkmal der heutigen Akkordeons, die Gleichtönigkeit, wies erstmals das 1850 von Franz Walter in Wien konstruierte chromatische Knopfgriffakkordeon auf.

Ab 1854 wurden die ersten Akkordeone mit Pianotastatur gebaut, deren Weiterentwicklung zu unseren heutigen Pianoakkordeons führte. Zentren der deutschen Akkordeonherstellung sind im Württembergischen Trossingen und im sächsischen Klingenthal. Aber auch in Nordböhmen werden diese Instrument hergestellt.

Heute erfreut sich bei jungen Leuten, die ein Instrument erlernen wollen, das Akkordeon großer Beliebtheit. Dies ist um so erstaunlicher, da die überlaute Popmusik alles zu übertönen scheint. Trotzdem wird es aber in vielen Kreisen der Bevölkerung noch unterbewertet. Im „Großen Wörterbuch der Musik“ werden dem Akkordeon nur 18 Zeilen gewidmet. Ebenso kennen Konzertbücher und Konzertführer das Akkordeon nicht.

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Text und Fotos: Walter J. Pilsak

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