Barockes Verkehrszeichen und steinerner Wegweiser

Barockes Verkehrszeichen und steinerner Wegweiser

Zwei kuriose Granitsteine in der nördlichen Oberpfalz

In der nördlichen Oberpfalz (Bayern) sind zwei alte originelle Wegweiser und Verkehrszeichen aus Stein zu finden die dort schon fast 200 Jahre stehen. Zum einem handelt es sich um ein barockes „Verkehrszeichen“, die sogenannte „Radschuhsäule“ und zum anderen um einen Mannshohen Meilenstein mit einer Entfernungsangabe.

Ersteres befindet sich an der Straße von Friedenfels nach Marktredwitz, die hier durch den Naturpark Steinwald führt. Das etwa 200 Jahre alte „Verkehrszeichen“ ist ein ungefähr zwei Meter hoher Stein, der für den vorbeifahrenden Autofahrer wie ein einfacher Gedenkstein aussieht. Dieser entpuppt sich aber bei näherer Betrachtung als ein Verkehrszeichen mit folgender eingemeißelter Inschrift in barocken Buchstaben: „Wer in diesen Bergabhängen ohne Radschuh oder gar nicht einsperrt zahlt 6 Gulden Strafe“.

Nach einer Verfügung des bayerischen Königs Max I. Joseph aus dem Jahr 1808 wurde dieses Verkehrszeichen zum Schutz hier aufgestellt, da die Fahrmänner an diesen steilen Bergstrecken abwärts nur ungenügend oder überhaupt nicht von der Bremse Gebrauch machten (Radschuh einsperren). Ob sich die Fuhrleute allerdings an diese Verordnung hielten ist nicht bekannt. Die Strafandrohung war jedenfalls hoch genug. Für 6 Gulden musste anfangs des 19.

Jahrhunderts ein Tagelöhner einen halben Monat lang arbeiten.

Der zweite Granitstein, bei den es sich um einen „Wegweiser“ handelt, steht in der Ortschaft Leutendorf an der Grenze zu Oberfranken. Es ist ein mächtiger Meilenstein neben der Dorfstraße. Während auf der einen Seite des Steines eingemeißelt ist: 5 3/8 Stunden nach Mitterteich, ist auf der gegenüberliegenden Seite zu lesen: 1 6/8 Stunden nach Wunsiedel.

Wer hier allerdings meint, bei dieser Inschrift handelt es sich um eine Zeitangabe für Fußgänger, der irrt. Die „Stunde“ war im 19. Jahrhundert ein Längenmaß, das genau der Strecke von 3.707,49 Metern entsprach. Die Inschrift sagte also unseren Vorfahren, dass von hier aus nach Mitterteich noch genau 19,925 Kilometer zurückzulegen waren.

Wenn man jedoch bedenkt, dass ein Fußgänger bei gemütlichem Tempo in der Stunde etwa 3 bis 4 Kilometer zurücklegt, so konnte man diese Inschrift auch als ungefähren Hinweis für die zu benötigende Marschzeit verwenden.

Stundensteine aus früheren Jahrhunderten sind in der Oberpfalz auch heute noch öfters anzutreffen und werden als Kuriosum und Erinnerung an ein längst vergangenes Denken von Spaziergängern bestaunt. Meist sind sie rund und nicht eckig.

Text und Fotos © Walter J. Pilsak

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