Einst tödlicher Streit mit Sicheln?

Einst tödlicher Streit mit Sicheln?

Aufstellungsgrund von Kreuzen war und ist oft ein dramatisches Ereignis oder Unglück

Bayern ist reich an Flurdenkmälern aller Art. Auf Schritt und Tritt trifft hier der Spaziergänger und Wanderer auf diese Zeugen der Vergangenheit. Da gibt es plumpe, fast urtümlich aussehende Steinkreuze, deren Herkunft meist unbekannt ist. Andere bestehen aus einem schmiedeeisernen Kreuz, das auf einem Steinsockel sitzt. Auch Holzkreuze in den unterschiedlichsten Ausführungen findet man allerorten. Darunter sind insbesonders die großen zweiarmigen Wetterkreuze bemerkenswert. Letztendlich sind auch noch die zahlreichen Marterln in Bayerns Landschaft unvergleichlich in ihrer Art. Daneben tauchen in jüngerer Zeit eine neue Generation von Denkmälern entlang unserer Straßen auf. Diese Gedenksteine und Kreuze werden meist von Verwandten der Verkehrsopfer aufgestellt. Mit dieser kurzen Aufzählung sind aber der Vielfalt von Flurdenkmälern bei weitem noch keine Grenzen gesetzt.

So vielfältig und verschieden sie auch sind – eines haben die meisten Kreuze gemeinsam: Nur selten weiß jemand Aufstelleungsgrund und Entstehung. Dabei rankt sich um so manches Marterl oder Kreuz eine alte Sage oder Erzählung. Da in diesen alten Überlieferungen auch meistens etwas Wahrheit liegt, können wir deshalb über viele Flurdenkmäler, die wir überall in Wald und Flur antreffen, einiges erfahren. Viele unserer „Alten“ können darüber auch noch zahlreiche Geschichten erzählen. Auch in den Sagenbüchern der jeweiligen Gegend erfahren wir vieles über die Flurdenkmäler.

Im Landkreis Tirschenreuth stehen bei der Ortschaft Pfaffenreuth gleich mehrere dieser Denkmäler an einer Stelle. Auf engstem Raum sind dort ein Doppelbalken-Holzkreuz sowie drei klobige Steinkreuze. Diese sogenannten „Schwedenkreuze“ sollen noch aus der Zeit des ausgehenden Mittelalters stammen. Da hier sogar einst vier solcher Steinkreuze standen – eines verschwand vor einigen Jahren spurlos – bezeichnete man diesen Ort auch als das „Steinkreuznest der Oberpfalz“. Einer alten Überlieferung zufolge sollen sich hier einmal zwei streitende Mägde mit ihren Sicheln umgebracht haben. Deshalb ist es hier auch nicht ganz geheuer, sagt man. Früher sah man hier des Nachts öfters kleine Lichter und auch eine „hohle Stimme“ war mehrmals zu hören. Auch die Pferde, die mit ihren Gespannen an diesem verwunschenen Ort vorbeikamen, hätten oft gescheut!

Ein Pferdegespann ist auch an der Entstehung des nächsten Flurdenkmals beteiligt. Dieses steht nur etwa 100 Meter weiter in Richtung Pfaffenreuth neben der gleichen Straße. Es ist ein Holzmarterl, das mit einem Bild geschmückt ist. Der Überlieferung zufolge soll hier einst ein Postkutschenfahrer während der Fahrt von Regensburg nach Waldsassen tödlich verunglückt sein.

Das dritte Flurdenkmal finden wir etwa 200 Meter hinter Pfaffenreuth an der gleichen Straße. Es gehört zur Generation der neuen Flurdenkmäler und ist ein Holzkreuz das mit Blumen geschmückt ist. Verwandte eines tödlich verunglückten jungen Paares haben es vor Jahren hier aufgestellt und pflegen es.

Text und Fotos © Walter J. Pilsak
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