Die Datscha als Wellness- und Fruchtoase

Frucht- und Nussernte bei westgeorgischen Gartenbesitzern
Die Datscha als Wellness- und Fruchtoase

Der Spätsommer und der Frühherbst läutet bei westgeorgischen Gartengrundstücksbesitzern die Frucht- und Nussernte ein.

Obwohl über zwei Zentner schwer, bewegt sich David Lekvinadze an diesem Freitag Nachmittag im September mit federndem Schritt über den Basar von Kutaissi. Schnell noch etwas Brot, Honigmelonen und Käse einkaufen und dann nichts wie los zur nächsten Bushaltestelle. Noch ein letzter Zug an der Pirveli-Zigarette und dann nimmt David Lekvinadze in der Marschrutka (russisch: Kleinbus) Richtung Tkibuli seinen Platz ein.

„Fruchtige“ Aussichten für das Wochenende

Die Vorfreude von David Lekvinadze ist groß – das Wochenende verbringt der Endvierziger nämlich in der eigenen Datscha im nahe gelegenen Dorf Kursebi. Ein bis zwei Tage in seinem kleinen „Garten Eden“ und die Welt ist für David Lekvinadze wieder in Ordnung. „Ein eigenes Gartengrundstück ist für uns Georgier ein bisschen Luxus im kargen Alltag“, schmunzelt David Lekvinadze.

Bereits auf der kurzen Fahrt von Kutaissi nach Kursebi wird deutlich, dass Westgeorgien nicht nur einst in der Antike, sondern auch noch im 21. Jahrhundert von Mutter Natur reichlich beschenkt wird. Die fruchtbaren Böden und klimatischen Bedingungen in der Region Imeretien bringen zahlreiche Fruchtsorten und Nüsse hervor. Die reifen Kakifrüchte am Wegesrand leuchten im Spätsommer wie Weihnachtsschmuck vom sonst eher unscheinbaren Baum.

Nach 20 Minuten Fahrtzeit steigt David Lekvinadze am Ortsrand von Kursebi aus. Er passiert die Steinbrücke über dem Tskaltsitela-Fluss und den kleinen Bahnübergang. Er läuft am Natursteinmetz-Betrieb vorbei, der sich seit mehr als 70 Jahren im Besitz der Familie Kacharava befindet und steigt immer weiter den Berg hinauf. Der steile Anstieg zur Datscha oberhalb des Tskaltsitela-Flusses und das schwere Einkaufsgut fordern ihren Tribut – vom federnden Schritt ist bei dem korpulenten Mann plötzlich nichts mehr zu sehen. Wie praktisch, dass gerade der elfjährige Nachbarjunge von der Schule nach Hause kommt. Der Junge erbarmt sich dem keuchenden Großstädter und trägt eine der Einkaufstaschen bis zur Datscha hoch – quasi Nachhausebringservice auf georgisch.

Alte Datscha

Auf den ersten Blick ist von Luxus auf der Datscha nichts zu sehen. In der Mitte des Gartengrundstücks türmt sich ein rostiger Wassertank auf, der nicht immer so problemlos funktioniert wie vom Datscha-Besitzer gewünscht. Auf der Veranda steht ein klappriger Holztisch mit Kofferradio. Die Dreck verschmierten Stiefel im Schuhschrank bräuchten mal wieder eine Grundreinigung. An der weißen Eingangstür blättert der Lack ab und das alte Dach wirkt nicht unbedingt winterfest.

Im Inneren der Datscha sieht es jedoch gemütlich aus. „Die Datscha wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut und ist die älteste hier im Dorf Kursebi“, erklärt David Lekvinadze. Bei einem Rundgang im Garten zeigt er weitere Besonderheiten – z.B. den alten Steinofen im Untergeschoss. Dort bäckt seine Nachbarin – eine Weinbäuerin – für gelegentliche Tafelrunden auf traditionelle Weise noch „Mchzadi“. Für die Zubereitung des üppigen Maisbrots legt sie Nussblätter aus dem Garten hinzu. Auch den „Weinkeller“ mit hauseigenem Tropfen führt David Lekvinadze interessierten Besuchern gerne vor.

Schwarzbraun ist die Haselnuss

Die wuchernden Weinreben neben dem Kellereingang werden mit Ästen und Stecken im Zaum gehalten. Jetzt im Frühherbst drohen die Reben unter der Last der prallen Trauben zusammenzubrechen. Höchste Zeit also für die Weinlese. Doch an diesem Tag wird daraus nichts mehr – es dämmert bereits.
David Lekvinadze wendet sich alternativ seinen Haselnüssen zu. Auf der Veranda liegen Tausende von Nüssen, die per Handarbeit von ihrem natürlichen „Mantel“ befreit werden wollen. Größere landwirtschaftliche Betriebe in Georgien suchen Hände ringend nach gebrauchten Haselnussverarbeitungsmaschinen aus Westeuropa – schließlich machten laut einer Statistik von GeoStat (www.geostat.ge) Nüsse zusammen mit Früchten im Jahr 2011 immerhin 33 Prozent des georgischen Agrarexports aus.

Den Privatmensch David Lekvinadze dagegen stört das manuelle „Nüsse-Peeling“ keineswegs. „Das ist wie eine kleine Meditation und wenn ich dazu georgischen Folk aus dem Radio höre, vergeht die Zeit wie im Flug“, betont er. Geduldig pult David Lekvinadze unzählige Haselnüsse. Er raucht dabei georgischen Tabak und lässt den Blick auf die Hügellandschaft am Horizont bei Motsameta schweifen, die schon mit dem Garten Eden verglichen wurde.

Die Nacht bricht endgültig herein und der Magen knurrt auch. Zusammen mit seinem Nachbarn Omari Maglakvelidze – einem Schriftsteller aus Tiflis, der die warme Jahreszeit in der eigenen Datscha in Kursebi verbringt – diskutiert David Lekvinadze das politische Tagesgeschehen in Georgien. Bei der kleinen Tafelrunde gibt es u.a. Lobio (Rote-Bohnen-Suppe), Imeruli (Käsesorte aus der Region Imeretien) sowie Tomaten und Gurken, die mit dem berühmten Gewürzsalz aus Swanetien noch herzhafter schmecken. Honigmelonen und Weintrauben runden den Nachtisch ab. Kurz vor Mitternacht ist eine Zwei-Liter-Flasche Hauswein komplett geleert. Der 73-jährige Omari Maglakvelidze verspricht am nächsten Tag bei den Haselnüssen mit zu helfen.

Frühsport

Am nächsten Morgen steht David Lekvinadze leicht verkatert auf. Er läuft zur nächsten Wasserquelle um die Ecke, um Nachschub zu besorgen und wach zu werden. Nach einer Tasse Schwarzem Tee und der ersten Pirveli-Zigarette fühlt er sich fit genug, um da weiterzumachen, wo er am Tag zuvor vor dem Abendessen aufgehört hat. Der „Haselnuss-Berg“ in der Veranda-Ecke ist zwar seit dem Vortag kleiner geworden, aber noch immer liegen genug Nüsse auf dem Boden herum, die noch mühsam entmantelt werden müssen.

Da trifft es sich gut, dass Omari Maglakvelidze gleich mitarbeitet. Der Schriftsteller überreicht David Lekvinadze ein Säckchen mit selbst geernteten Walnüssen. Während der Arbeit wird „fachgesimpelt“ – die beiden Männer tauschen ihre Ernteerfahrungen der vergangenen Jahre aus. „Im Jahr 2011 gab es bei mir im Garten besonders viele Wal- und Haselnüsse“, so Omari Maglakvelidze. „Wenn das Wetter mitspielt, dann ernte ich in einem guten Jahr insgesamt zirka 50 Kilo Hasel- und Walnüsse“, entgegnet David Lekvinadze.

Große Ausbeute

(..) Text an dieser Stelle gekürzt, liegt komplett vor!

Nächste Ernte im Visier

Kurze Zeit später und David Lekvinadze sitzt bereits wieder in der Marschrutka Richtung Kutaissi – im Gepäck leckere Weintrauben, Granatäpfel sowie Wal- und Haselnüsse. „Meine Schwester wird morgen einen Nusskuchen zaubern“, schmunzelt er. Als gelernter Koch wird David Lekvinadze in den nächsten Tagen außerdem Baji zubereiten – eine georgische Walnuss-Soße.

Bei der Aussicht auf das gute Essen freut er sich bereits auf das nächste freie Wochenende in seiner Datscha. Bestenfalls sind dort in Kursebi auch die Mandarinen und Kotsachuri-Beeren endlich reif und läuten die nächste „meditative“ Fruchternte ein.

Text und Fotos: Andreas Scholz

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