Siebenschläfer

Siebenschläfer sind die Könige des Tiefschlafs. Doch wehe sie werden wach! Dann lassen die süßen Poltergeister sogar "Speedy Gonzales" alt aussehen.

Schlafen, Fressen, Schlafen - und dazwischen eine kurze Babypause. So sieht das Leben eines Siebenschläfers im Zeitraffer aus. Der kleine Bilch verpennt 87 Prozent seines Lebens und ist trotzdem alles andere als träge. Mit einem Puls von 350 Schlägen pro Minute und der Atemfrequenz eines Carl Lewis nach dem 100-Meter-Sprint, flitzt er im Sommer über Speicher und Baumkronen. Der Siebenschläfer ist die schnellste Schlafmütze der Nation! Ihm bleibt auch gar nichts anderes übrig.

Wenn die Siebenschläfer Ende Mai aus ihrem Winterschlaf erwachen, bleiben ihnen vier Monate für Partnersuche, Höhlenbau, Kinderaufzucht und dem Anfressen einer Speckschicht für den nächsten Winter. Ein Mammutprogramm, dass sich nur im Eiltempo bewältigen lässt. Da bleibt die Rücksicht schon mal auf der Strecke. Das beginnt schon bei der Liebe: Mit nächtlichen Sangestiraden sucht der Romeo seine Julia. Dabei quickt das Männchen zehn bis 300 mal hintereinander, so dass "Lieder" von mehr als zehnminütiger Dauer entstehen. Taucht endlich ein Weibchen auf, hetzt der liebestolle Bilch zwitschernd, kreischend und pfeifend hinter ihr her und fängt sich erstmal ein paar Hiebe und Bisse ein. Doch auch der Bräutigam ist nicht zimperlich. Er packt seine Geliebte mit den Vorderpfoten um sie am Weglaufen zu hindern. Früher oder später lässt sich die scheue Braut sowieso von ihm überzeugen. Denn auch sie weiß, dass Siebenschläfer bei der Liebe keine Zeit vergeuden dürfen. Dem tierischen One-Night-Stand folgt die Suche nach einer geeigneten Sommerwohnung. Dies kann eine Asthöhle, ein verlassener Spechtbau oder ein Nistkasten sein. Ist die Bude bereits bewohnt, wird sie kurzerhand beschlagnahmt. Nur bei großen Vögeln wie Spechten oder Eichelhähern, gibt der Siebenschläfer klein bei. Alle anderen Federtiere können froh sein, wenn sie nicht als Einzugsfestmahl enden und mit heiler Haut davonkommen.

Wenn wir Pech haben, nisten sich die vierbeinigen Rüpel aber auch auf dem Dachboden ein.

Während sich andere Nachtschwärmer bemühen wenig Geräusche zu machen, scheinen die Siebenschläfer den Krach zu lieben. Ihre stimmreichen Laute reichen von Pfeiftönen bis zu Gurren und Murmeln. Wenn sie auf dem Speicher herumtoben, hört sich das mitunter an, als ob dort gerade eine Fußballmannschaft trainiert. Der Krawall hat schon manchen Hausbesitzer an den Rand der Verzweiflung getrieben. Mit Hilfe einer Lebendfalle können die kleinen Kobolde zur Not zurück in den Wald verfrachtet werden. Manchmal sind sie jedoch schon am nächsten Tag zurückgekehrt. Siebenschläfer können nämlich sehr standorttreu sein.

Wer die Tiere vertreibt, bringt sich allerdings auch um ein besonderes Vergnügen. Siebenschläfer gewöhnen sich relativ leicht an den Menschen und können nach einigen Tagen recht zutraulich werden. Wer die Schläfer bei ihrem Treiben beobachtet, wird aus dem Staunen kaum herauskommen. Gewandt klettern sie bis an die Spitzen kleiner Äste und überwinden springend oft mehrere Meter. Den buschigen Schwanz verwenden sie dabei zum Balancieren und als fünfte Hand. Kommt es zu einem Absturz fangen sie diesen mit ihrem Schwanz an einem Ast auf um dann wie ein Turner mehrmals vor- und rückwärts herumzuwirbeln. Wenn das Kunststück misslingt, landen sie - wie ein Katze - sicher auf allen Vieren. Unser Auge kann den kleinen Artisten kaum folgen - so schnell sind die kleinen Schlafmäuse.  

Das schnelle und sichere Bewegen in den Baumkronen und Dachgiebeln ist nur möglich durch ein perfektes Zusammenspiel der Sinnesorgane: Tasthaare, Geruch und Gesicht. Die kleinen Ohren sind ständig in Bewegung, werden abwechselnd gedreht und gekippt und können so auch sehr leise Geräusche exakt wahrnehmen. Hat der Siebenschläfer dank seiner feinen Sinne einen Feind erspäht, versucht er sich zunächst einmal "unsichtbar" zu machen. Er erstarrt in seiner Bewegung und schmiegt sich eng an einen Ast. Kommt der Feind näher, beispielsweise ein Baummarder, versucht sich der kleine Bilch mit einem waghalsigen Sprung in die Tiefe zu retten. Das kann der Marder nicht.

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