Bismarckheringe und Wodka

Bismarckheringe und Wodka

Von einer vermeintlichen Fischvergiftung

Eine Kurzgeschichte von Walter J. Pilsak

Nicht nur schwangere Frauen oder Wirtshausgänger die von der vortäglichen Zechtour einen Kater mit nachhause brachten, haben oftmals seltsame Gelüste auf irgend eine saure Speise. Nein – auch im Normalzustand kann einem ein solcher Heißhunger urplötzlich überkommen und man sucht fieberhaft nach etwas saurem essbaren. Gut oder auch weniger gut für einem, wenn dann etwas dieser Art im Kühlschrank zu finden ist!

So ist es auch mir an einem Sonntagabend ergangen. Obwohl ich keinen Kater hatte und auch der vorhin genannte Zustand bei Frauen auf mich schon allein aus biologischen Gründen nicht zutraf, verlangte mein Körper etwas saures. Da ich wusste, dass im Kühlschrank noch ein Glas Bismarckheringe steht, brauchte ich nicht lange zu suchen. Schnell war das Glas geöffnet und nach drei verspeisten Heringen war mein Heißhunger gestillt. Sie waren sehr köstlich, wie ich fand. Allerdings fiel mir erst jetzt auf, dass die Marinade etwas seltsam aussah. Sie schien zu gären und war auch sehr trüb. Als ich das Glas, beziehungsweise dass, was übrig geblieben war, meiner Frau zeigte, hatte auch sie Bedenken. Sie meinte, dass der Inhalt des Glases wahrscheinlich nicht mehr genießbar sei und ich versuchen sollte, die verspeisten Heringe wieder nach oben zu befördern.

Gesagt, getan. Mit dem Zeigefinger versuchte ich in meinem Rachen einen Brechreiz auszulösen. Doch die ganze Mühe war zwecklos. Es wollte einfach nicht gelingen. Nach einigen Minuten kam mir eine andere Methode in Erinnerung, die hundertprozentig einen Brechreiz auslösen sollte. Ich löste Speisesalz in einem Glas mit warmen Wasser auf und trank dieses in kleinen Schlucken. Die Reaktion meines Körpers erfolgte sofort und war fürchterlich. Bei jedem Schluck würgte es mich, das ich meinte, mein Magen käme zum Vorschein. Was aber nicht der Fall war. Die verspeisten Bismarckheringe wollten einfach nicht mehr ans Tageslicht. Schließlich gab ich auch diese Methode auf. Jetzt war guter Rat teuer. Meine Frau meinte, das mir letztendlich nur der Gang zum Arzt bzw. ins Krankenhaus helfen würde.

Ich zweifelte im Grunde aber immer noch daran, dass der Fisch verdorben sein könnte, da er mir ja so mundete. „Ich könnte es doch mal mit Alkohol probieren“, meinte ich zu meiner Gattin. „Alkohol wirkt desinfizierend und hilft auch gegen so manches Zipperlein. Wir haben doch hier schon eine Ewigkeit lang eine Flasche Wodka herum stehen, der von niemanden getrunken wird. Vielleicht sollte ich es einmal mit diesem probieren„? „Wenn du meinst, dann tue es“, entgegnete meine bessere Ehehälfte. Also schenkte ich mir ein Glas Hochprozentigen ein. Bis diesem einen blieb es aber nicht. Bekanntlich steht man ja auf einem Bein nicht gut. So trank ich Anfangs mit Widerwillen noch einen und noch einen, bis er mir schmeckte. Meine Frau meinte jetzt, dass ich es doch nochmals probieren sollte, mit dem Finger ein Erbrechen auszulösen. Empört entgegnete ich ihr angesichts des schon reichlichen Alkoholgenusses: „Wenn du glaubst ich befördere den teuren Wodka wieder an die Oberfläche, dann bist du auf dem Holzwege. Was drin ist bleibt jetzt drinnen“. Was einige Zeit später dann folgte, kann sich ja jeder denken. Obwohl ich ursprünglich vor hatte, drei bis vier Stunden abzuwarten, ob die eventuell verdorbenen Heringe eine Wirkung zeigen würden, kam es nicht so weit. Ich wurde aufgrund des nicht gewohnten Alkoholgenusses immer müder und schlief schließlich ein.

(..) TEXT AN DIESER STELLE GEKÜRZT, LIEGT KOMPLETT VOR!

Text: Walter J. Pilsak

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