Die fantastische Welt der Gletscher

Wer am Klimawandel zweifelt sollte sich in die französischen Alpen begeben und den Gletschern einen Besuch abstatten...
Die fantastische Welt der Gletscher

- EXPOSÈ -

Wer tatsächlich noch am Klimawandel zweifelt, sollte sich in die Alpen begeben und den Gletschern einen Besuch abstatten.

„Meer aus Glas“ heißt einer der schönsten Orte in Frankreich. Das „Mer de Glace“ ist der viertgrößte Gletscher der Alpen, zwölf Kilometer lang und bis zu zwei Kilometer breit. Weltberühmt wurde das gläserne Meer aber durch die Möglichkeit mit einer Zahnradbahn von Städtchen Chamonix aus, bis an die Gletscherzunge zu fahren und von dort aus direkt in den Gletscher hinein zu gehen. Ein einmaliges Erlebnis!

Von der Endstation der Zahnradbahn aus, hat man einen wunderbaren Blick über den Gletscher, der sich etwa 150 bis 200 Meter weiter unten im Tal befindet. Eine Seilbahn führt die Besucher nach unten. Wer anstelle der Seilbahn den Wanderweg nimmt, kann an den Wänden nahezu unglaubliche Eintragungen erkennen: Etwa 80 Meter oberhalb der Gletscherzunge ist eine Tafel angebracht. „1990“ steht dort. Gemeint ist die damalige Höhe des Gletschers. Das muss ein Irrtum sein, denkt man unweigerlich. Keine 20 Meter tiefer folgt die nächste Tafel „2001“ ist dort eingetragen. Jetzt sind alle Zweifel verflogen. Unfassbar wie stark der Gletscher in nur 15 Jahren abgeschmolzen ist! Wer es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, mag es kaum glauben.

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Vom oben betrachtet, wirkt der größte Gletscher Frankreichs zunächst etwas langweilig. Ziemlich grau, unspektakulär und, durch die höhe der Schlucht, sogar recht klein. Das ändert sich, sobald man das „Glaciorium“ betritt. Es handelt sich hierbei um eine direkt in den Gletscher gebaute Eishöhle. Schon am Eingang merkt man, dass dieser Gletscher noch immer eine Tiefe von 50-70 Metern besitzt. Links und Rechts geht man an eisblauen Wänden vorbei, hinein in das eisige Monster. Ein wenig unheimlich ist das schon, sind Gletscher doch für Ihre „Bewegungen“ bekannt. Immer wieder gibt es Eislawinen, Abbrüche und vorne fließt permanent Wasser heraus. Aus diesem Grund muss das Glacorium auch jedes Jahr neu in den Gletscher geschlagen werden. Etwas weiter oben arbeiten Spezialisten bereits an der Höhle für das nächste Jahr.

Das Glacorium - Eine Wanderung direkt in die Gletscherzunge

Im Inneren des Gletschers ist es eiskalt, still und wunderschön. Die Farbvielfalt reicht von dunkelblau bis Saphirgrün. Ein einmaliges Erlebnis! Auch die Dimensionen des Gletschers werden einem jetzt erst so richtig klar. Von oben betrachtet wirkte der Eisriese etwas schmächtig, aber wenn man direkt davor steht, wirken die 20-30 Meter hohen Auftürmungen machtvoll. Die Breite beträgt etwa 200-300 Meter. Und hierbei handeltes sich schließlich „nur“ um die Gletscherzunge. Etwa zwei Kilometer aufwärts besitzt das Mer de Glace noch nahezu seine einstige Höhe und Ausdehnung. Welche gewaltige Wassermassen müssen hier gespeichert sein!

Chamonix ist unter Bergsteigern, die den höchsten Berg Europas, den Mont Blanc erklimmen wollen, sowie als winterliches Skiparadies bekannt. Doch auch für Gletscherfans ist der Ort ideal. Es gibt drei Möglichkeiten Gletscher in kurzer Zeit zu erreichen. Die erste ist mit der höchsten Zahnradbahn Frankreichs zum Mer de Glaces zu fahren. Die zweite besteht darin, mit der Seilbahn hoch auf die fast 4.000 Meter hohe Bergstation Aguille du Midi zu fahren und von dort mit einer zweiten Seilbahn über die Alpen und damit auch über die Gletscher Richtung Italien weiterzufahren. Und die Dritte besteht aus einer wunderbaren Wanderung.
Zu Fuß kann man nämlich dem berühmten „Glacier des Bossons“ einen Besuch abstatten. Allerdings sind Ausdauer und gutes Schuhwerk hierfür unerlässlich. 2-4 Stunden dauert der Aufstieg je nach Kondition. Man hat die Wahl zwischen einer Berghütte mit Verkostung, die einen Blick von oben auf den spektakulären Gletscher bietet und einem Wanderweg der einen direkt an den Gletscher heran führt.

Der „Glacier des Bossons“ ist ein mächtiger, kilometerbreiter Gletscher mit sagenhaften Aufschichtungen, den „Pyramides“. Im Gegensatz zum „Mer de Glace“ bietet er einen fantastischen Anblick, da man auch von oben das blaue Eis sieht in allen Facetten sieht.

Spektakuläre Eindrücke am Glacier des Bossons

Wählt man den beschwerlichen Wanderweg direkt bis an den Gletscher, wird man mit einmaligen Eindrücken belohnt. Direkt vor einem bauen sich bis zu 20 Meter hohe Eiszacken auf. Es knirscht und knackt ununterbrochen. Ganz ungefährlich ist es nicht, denn gelegentlich stürzen Eisbrocken von weit oben mit lautem Getöse herunter. Unten aus der Gletscherzunge fließt ein Bach mit eiskalten Wasser. Man kann dem Gletscher beim Tauen zusehen und zuhören. Das fließende Wasser hört man überall, aber es ist nur selten sichtbar, da es durch Gletscherspalten fließt.

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Wenn Gletscher tauen, verändert sich auch die Landschaft. Ehemalige Gletschertäler verwandeln sich in öde Gesteinswüsten. Die steigenden Temperaturen wirken sich aber auch fatal auf die Geologie der Alpen aus. Denn der dauerhaft gefrorene Boden der Alpen wird instabil. Erdrutsche und Bergabgänge sind die Folge. Ein besonders großes Problem ist, dass nicht nur die Gletscher tauen, sondern auch die in den Gebirgen eingeschlossenen Eismassen. Diese sitzen teilweise wie Fugenkit zwischen den Gesteinen. Tauen sie ab, können ganze Berghänge instabil werden. In und um Chamonix hat man damit bereits Bekanntschaft gemacht. Ein erster Bergsturz erfolgte 1997 und einige weitere im Jahre 2011.

Sind die Gletscher noch zu retten?

Mit einem lauten Krachen, gefolgt von einem großen Wolkenpilz über dem Mer de Glace und dem Chamonix-Tal war am 11 September 2011 erneut großes Stück der Westwand vom Petit Dru ins Tal herabgestürzt. Weitere gigantische Felsstücke sind in drei weiteren Abgängen bis zum Nachmittag des 12. Septembers gefolgt. Grauer Granitstaub hatte sich anschließend über das "Mer de Glace" und die Ortschaften Les Praz und Les Tines gelegt. Kletterern wird dringend davon abgeraten, sich in die Nähe der instabilen Wand zu begeben.

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Es ist leider sehr Zweifelhaft, ob das Sterben der Gletscher noch aufgehalten werden kann. Naturinteressierten Menschen ist ein Besuch der mächtigen Eisriesen daher dringend zu empfehlen. Man muss die Gletscher einmal mit eigenen Augen gesehen und erlebt haben, um ihre Pracht, ihre Schönheit und ihre Bedeutung für Menschen und Ökosysteme zu verstehen. Insbesondere Kindern sollte man diese Erfahrungen, wenn möglich, bieten. Chamonix mit seinen beiden Gletschern „Mer de Glace“ und „Glacier de Bossons“ sowie der Möglichkeit einen Gletscher von Innen zu betrachten und mit der Seilbahn über berge und Gletscher zu schweben, bietet hierfür einen idealen Ausgangspunkt.

Der Fotograf Dirk Fellenberg und der Journalist Michael Krabs haben die Gletscher am Mont Blanc besucht und spektakuläre Fotos mitgebracht

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Text: Michael Krabs
Fotos: Dirk Fellenberg
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