Der Kocher-Jagst-Trail - Auf engen Pfaden in den Flussauen und Höhenzügen von Bühler, Jagst und Kocher

Der Kocher-Jagst-Trail führt tief ins Hohenloher Land
Auf engen Pfaden in den Flussauen und Höhenzügen von Bühler, Jagst und Kocher entlang

Der Kocher-Jagst-Trail führt tief ins Hohenloher Land
Trampelfpad – so lautet die deutsche Übersetzung für den englischen Begriff „Trail“. Zu einem beliebten „Trampelpfad“ hat sich der Kocher-Jagst-Trail entwickelt. Der Weitwanderweg führt an den schönsten Landschaften rund um die Flüsse Bühler, Jagst und Kocher vorbei. Aktuell fordern Naturschützer eine Umverlegung einzelner Wegstrecken, damit das „sanfte“ Wandervergnügen zukünftig auf dem gesamten Wander-Trail ohne schlechtes Gewissen möglich ist.

Seit 2010 hat das Land der Burgen und Schlösser seinen eigenen Weitwanderweg: den Kocher-Jagst-Trail. Der 200 Kilometer lange Trail durch das Hohenloher Land wurde als Rundweg konzipiert und in drei Wanderabschnitte unterteilt: Bühler-, Jagst- und Kochersteig. Der Jagststeig ist der längste Abschnitt des Kocher-Jagst-Trails. Er startet in Blaufelden und führt über Kirchberg an der Jagst nach Crailsheim. Von Crailsheim geht die Wanderung über Fichtenau-Wildenstein weiter bis nach Ellwangen an der Jagst. Dort endet der Jagststeig. Der Bühlersteig wiederum führt den Wanderer von Ellwangen an der Jagst über Rosenberg-Willa nach Bühlertann und von dort weiter bis nach Schwäbisch Hall-Hessental. Der Haller Teilort markiert gleichzeitig das Ende des Bühlersteigs und den Startpunkt des Kochersteigs. Auf dem dritten Wanderabschnitt des Kocher-Jagst-Trails erreicht der Wanderer von Schwäbisch Hall-Hessental über Braunsbach und Mulfingen-Heimhausen den Zielort Blaufelden.

Die Tourenplanung wird einem auf dem Kocher-Jagst-Trail leicht gemacht. Am Anfang und Ende jedes Steiges liegt ein Bahnhof. Praktische Pocketguides, die in den Landrats- und Tourismusämtern in den Kreisen Hohenlohe und Schwäbisch Hall erhältlich sind, informieren kompakt über die einzelnen Wanderabschnitte. Sowohl auf dem Bühlersteig wie auch auf dem Kocher- und Jagststeig wird einem auf Wunsch das Gepäck abgenommen: die attraktiven Pauschalangebote des Tourismusverbandes Hohenlohe + Schwäbisch Hall machen es möglich.

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In den stillen Flusstälern oder den tiefen Schluchtwäldern wird der hektische Arbeitsalltag schnell ausgeblendet. Vor allem auf dem Bühlersteig wird der Wanderer in eine andere Zeitrechnung versetzt. Das Rauschen des nahen Wasserfalles und das sanfte Plätschern des Waldbaches dienen dem Trail-Wanderer als entspannendes Hintergrundgeräusch. Bei einer Rast im Schatten eines Obstbaumes registriert der gestresste Großstädter mit Freude, dass außer dem Zirpen einer Grille oder dem schönen Gesang der Nachtigall nichts zu hören ist: weder Auto- noch Baulärm stören das wohlverdiente Mittagsschläfchen des Wanderers. Im Bühlertal streift der Blick abgelegene Gehöfte und Weiler sowie endlose Weidewiesen, auf denen Rinder grasen. Im Kocher- und Jagsttal mischt sich das ländliche Idyll aus Streuobstwiesen und Weinbergen mitunter jedoch mit Industrieansammlungen im Flusstal, die dort nach dem 2. Weltkrieg im Laufe von Jahrzehnten stark gewachsen sind.

Während den Wanderungen auf dem Kocher-Jagst-Trail ist auch Konzentration gefragt. „Trittsicherheit, festes Schuhwerk und erhöhte Aufmerksamkeit sind speziell im Bühlertal notwendig“, weiß Bernd Kunz. Der Naturschützer und Libellenexperte ist im Bühlertal aufgewachsen und kennt sich dort bestens aus. Auch wer mit einem zertifizierten Hohenloher Natur- und Landschaftsführer unterwegs ist, wird rechtzeitig auf tückische Stellen hingewiesen. Ebenfalls wichtig: die „goldenen“ Verhaltensregeln in Naturschutzgebieten wie dem „Jagsttal mit Seitentälern zwischen Crailsheim und Kirchberg“ sollten unbedingt eingehalten werden. Dort gilt: auf den Wegen bleiben, Tiere nicht stören und keine Pflanzen pflücken. Obwohl sich die meisten Wanderer vorbildlich verhalten, ist die derzeitige Streckenführung lokalen Naturschützern an manchen Stellen ein Dorn im Auge.

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Grundsätzlich sei nichts gegen den Trekkingweg einzuwenden.
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„Allerdings wurde er ohne hinreichende Beachtung von Artenschutzbelangen konzipiert, sodass in einigen Abschnitten neue, zuvor nicht vorhandene Unruhe entsteht und dort den Lebensraum störungsempfindlicher Arten mindert“, erklärt der Umweltexperte. Eine Führung des Weges am Rande eines Bachbettes, indem geschützte Fischarten wie Groppe und Libellenlarven vorkommen, sei ebenfalls fahrlässig. So müssten aus Sicht der Naturschützer beispielsweise die Wegpassagen im Brettachtal zwischen Beimbach und Amlishagen sowie oberhalb der Grimmbachmündung zwischen Ober- und Unterregenbach neu konzipiert werden.

Noch herrsche glücklicherweise in der abwechslungsreichen Natur- und Kulturlandschaft eine reiche Artenvielfalt vor. Naturnahe Mischwälder, in denen auch die Salweide wächst, kommen beispielsweise dem Großen Schillerfalter entgegen. Auch andere prächtige Schmetterlingsarten wie Kaisermantel, Landkärtchen oder Kleiner Eisvogel mögen sonnige Waldlichtungen. Im Bühlertal lauert der Eisvogel auf einem Ast sitzend auf Beute. Hat er einen Fisch erspäht, schießt er pfeilschnell hinab. Die gute Wasserqualität von Bühler, Jagst und Kocher ermöglicht eine große Fischvielfalt – auch die Groppe lebt hier. Am Flussufer sind neben der Wasseramsel sowie der Gebirgsstelze auch viele Libellen unterwegs. „Die schillernden Prachtlibellen kommen vor allem an der Bühler und der Jagst noch häufig vor“, weiß der Libellenexperte Bernd Kunz.

Auch Versteinerungen aus der Urzeit als Hohenlohe von einem Meer bedeckt war, können am Wegrand eingesammelt werden. Auf den Feuchtwiesen am Uferrand gedeihen geschützte Knabenkräuter und Trollblumen. Ein bedeutendes Refugium für Tiere und Pflanzen liefert auch die von Menschenhand geschaffene Kulturlandschaft Hohenlohes. In den Trockenmauern und Steinriegellandschaften im Kocher- und Jagsttal leben Mauer- und Zauneidechsen sowie Schlingnattern. Trockenheiße Biotope favorisieren auch der Schwalbenschwanz und der Libellen-Schmetterlingshaft. Ein farbenintensives Naturschauspiel liefern die bunten Weinberge oberhalb von Kocher und Jagst im Goldenen Oktober. Ganzjährig einen tollen Blick auf das Flächenmosaik der Haller Ebene bietet sich den Wanderern auf dem 510 Meter hohen Einkorn – dem Hausberg der Kochermetropole Schwäbisch Hall. Aber auch der Frühling lockt auf dem Kocher-Jagst-Trail mit besonderen Erlebnisse. Dann blühen im Kochertal die Leberblümchen und Blausterne. Der Bärlauch verströmt im zeitigen Frühjahr in den drei Flusstälern sein kräftiges Aroma und verwandelt den Waldboden in einen ersten Farbteppich.

Neben intensiven Naturerlebnissen warten der Kocher-Jagst-Trail mit architektonischen Highlights auf. Die zahlreichen Burgen und Schlösser im Hohenloher Land thronen oft auf einem Bergsporn oberhalb der Flüsse. Majestätisch ragt zum Beispiel die Großcomburg oberhalb des Kochers bei Schwäbisch Hall-Steinbach empor. Die vielen Kleindenkmäler am Wegesrand übersieht der Wanderer dagegen schon mal. Dabei erzählen Sühne- und Gedenkkreuze oft eine spannende Kriminalgeschichte. In den Museen in den kleineren Ortschaften erfährt der Wanderer mehr über das einstige Bauernleben im Hohenloher Land. Im Rößlermuseum in Untermünkheim werden beispielsweise alte Bauernmöbel gezeigt.

Eine bewegte Geschichte zeichnet auch viele Dorfkirchen im Hohenloher Land aus...
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Im Bölgental bei Craislheim sehenswert ist auch die historische Hammerschmiede bei Gröningen. In der Nähe von Wallhausen steht mitten auf einem Feldweg ein alter Klosterrest. An der Anhäuser Mauer befinden sich mehrere Epitaphe der Ritter von Bebenburg. Zweifellos ein kulturhistorischer Höhepunkt auf dem Kochersteig bildet die mittelalterliche Altstadt von Schwäbisch Hall. Die ehemalige Salzsieder- und Reichsstadt besitzt einen der schönsten Marktplätze im süddeutschen Raum. Am Marktplatz steht die Michaeskirche mit der berühmten Freitreppe im Fokus. In der einstigen „Salzmetropole“ bietet sich den Wanderern auch ein Besuch des Solebads an, um die wund gelaufenen Füße zu kühlen. Wanderer, die nach einer besonderen Übernachtungsmöglichkeit auf dem Kocher-Jagst-Trail suchen, werden beispielsweise in der Erlebnisherberge in Kirchberg an der Jagst fündig.

Text und Fotos: Andreas Scholz

Weitere Infos:
www.kocher-jagst-trail.de

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