Most - Hohenlohes heimliches Nationalgetränk

Hohenlohes heimliches Nationalgetränk

Vielerorts in Baden-Württemberg führte der Most zuletzt ein Schattendasein. Immer weniger interessierte sich der Landwirtschaftsnachwuchs für das schwäbische „Nationalgetränk“. Dass der Lohnmost in den vergangenen Jahren zunehmend überschaubarer ausfiel, hat sicherlich ebenfalls zu der rückläufigen Entwicklung beigetragen. Eine Ausnahme bildet wieder einmal die Genießerregion Hohenlohe. Hier besitzen Mostproduktion und -genuss eine Jahrhunderte alte Tradition, die bis heute in den ländlichen Ecken Hohenlohes hoch gehalten wird.

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Mehrere Hundert Liter Most im Jahr produziert auch Helmut Schumm aus Dörrmenz bei Kirchberg an der Jagst. Seit vielen Jahren sitzt der gelernte Landwirt in der Fachjury anlässlich der Mostprämierung während des Kirchberger Stadtfeiertages. „Da geht’s rund – manche fahren sogar von 'Unterküau' bei Mulfingen nach Kirchberg, um die Preisrichter mit ihrem Most zu überzeugen“, sagt Helmut Schumm mit einem verschmitzten Lachen. Er und seine Kollegen müssen am Stadtfeiertag 60 bis 70 Mostproben durchführen. Den Gewinnern winken unter anderem Obstbäume. Auch der Apfelexperte Gerhard Mann aus Großstadel bei Ilshofen hat die Jury schon mit seinem Most überzeugt und ein „Bäumle“ gewonnen. „Wenn bis Herbst die Witterung gepasst hat und das Obst nicht zu trocken ist, dann arbeiten meine Mostpressen auf Hochtouren“, sagt der Pomologe.

Helmut Schumm ist ein Verfechter des tradionellen Mosts.

„Reiner Most ist Trumpf. Mein Most besteht zu zwei Dritteln aus Äpfeln und zu einem Drittel aus Birnen“, betont er. Bei der Mostprämierung in Kirchberg schmeckt der Mostexperte sofort Zusätze wie Honig, Wacholder, Himbeere oder Holunder heraus. Nachdem er vor einigen Jahren die Milchviehwirtschaft aufgegeben hat, kann sich Helmut Schumm noch stärker der Mostproduktion widmen. Die Obstwiese hinter seinem Grundstück in Dörrmenz dient als Grundlage für seinen Most, der im tiefen Keller reift. „Mosttrinker sind Natürschützer“, so Helmut Schumm. Auf der Streuobstwiese sorgen ein paar Schafe dafür, dass der Rasen „in Schuss bleibt“. „Die Schafe fressen meistens nur das wurmige Obst“, weiß der Mostkenner. Zur Mostproduktion verwendet er unter anderem Obstsorten wie Boskoop, Jakob Fischer-Apfel, Schweizer Wasserbirne oder Karcherbirne – eine Birnensorte, deren Ursprung bei Gaildorf liegt.

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Nun gärt das Gemisch bis Weihnachten vor sich hin und nimmt mit der Zeit eine hellere Farbe an. Den Gärspund verschließt Helmut Schumm nach Weihnachten wieder. Im Januar hat der Most für ihn meistens die richtige Gärstufe erreicht. „Die Chefin mag lieber Süßmost und probiert viel früher als ich“, verrät der Mostexperte. Seine Frau ist es dann auch, die ein passendes Fleischgericht zum Most serviert. „Ein Rehbraten zum Most ist einfach was Feines“, schwärmt der passionierte Jäger.

Text und Fotos: Andreas Scholz

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