„Die Bergkatastrophen in Nepal hätten verhindert werden können“

Interview mit dem Extrembergsteiger Hans Kammerlander
Extrembergsteiger Hans Kammerlander
„Die Bergkatastrophen in Nepal hätte verhindert werden können“


Interview: Michi Jo Standl

Top-Alpinist Hans Kammerlander über seine gespaltene Meinung über Luis Trenker, die verheerenden Praktiken der nepalesischen Bergführer, seine Meinung über den Klimawandel und warum er mit Barbara Becker einen Tag lang durch den Regen ging.

Der Südtiroler zählt zu den erfahrensten Bergsteigern der Welt. Seit zwei Jahren ist der 59-jährige mit seiner Vortragsreihe „Die Matterhörner der Welt“ unterwegs. Er nimmt an der Theke im Foyer eines dörflichen Kulturzentrums irgendwo in Deutschland zum Interview Platz, man ist gleich per du. Dass er den Unfall, bei dem 2013 er und vier weitere Personen verletzt worden sind und ein junger Mann gestorben ist, persönlich noch nicht verarbeitet hat, spürt man. Der Extremsportler hatte laut einem Gutachten damals 1,48 Promille im Blut. Der Hinweis, dass der Unfall nicht Kern des Gespräches sein wird, zaubert dem zurückhaltenden Bergbauernsohn ein Lächeln in sein kerniges Gesicht.

Es ist viel passiert in deinem Privatleben. Wie gehst du mit dem Medienrummel nach deinem schweren Unfall und den Schuldzuweisungen um?
Da muss man unterscheiden. Bei meinen privaten Angelegenheiten ist es ganz wichtig, dass man sich auf einem fairen Weg begegnet. Oft wird einfach etwas weggelassen und aus dem Zusammenhang gerissen. Das gibt dann ein falsches Bild des Gespräches wieder. Was die alpinistischen Themen betrifft, ist es oft ziemlich schwer, da die meisten Journalisten nicht vom Fach sind. Dann muss es so stattfinden, wie es Luis Trenker sein ganzes Leben lang gemacht hat – Berggeschichten zu erzählen, die für alle verständlich sind. Er hat die Storys teils erfunden, teils hat er sie sicher auch erlebt.

Luis Trenker also ein früher PR-Profi?
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Reinhold Messner, mit dem du schon viel unterwegs warst, ist eine lebende Bergsteigerlegende. Freund oder Konkurrent?
Reinhold war für mich ein Glückstreffer, als er mich, wie ich ein junger, zielstrebiger Kletterer war, zum Klettern eingeladen hat. Er hat mir erst die Türen zu den ganz großen Bergen aufgemacht. Und natürlich war der Weg an seiner Seite gleich sehr hart. Er war ein großartiger Lehrmeister mit einer wahnsinnigen Erfahrung. Von ihm habe ich gelernt, vorsichtig zu sein, dass man umdrehen muss, wenn Gefahr droht. In jungen Jahren ist mir das Umdrehen schwer gefallen.

Was ist Extrembergsteigen heute? Sport, Abenteuer oder gar Suizidversuch?
(Lacht) Ich glaube, dass der Extrembergsteiger, wie kaum ein anderer, auf sein Leben aufpasst. Jeder weiß, dass ein Restrisiko da ist. Sowohl meine Kollegen, mit denen ich unterwegs war, als auch ich selber, passen zwar voll aufs Leben auf, gehen aber gleichzeitig total ans Limit. Wir sind die ersten, die zurück gehen, wenn Gefahr droht. Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen, Extrembergsteigen ist Sport, Kunstturnen auf höchstem Niveau. Ein Top-Felskletterer, der muss sehr hart trainerieren. Er muss fast soviele Klimmzüge am Tag machen, wie Atemzüge.

Also ist umzudrehen keine Schande?
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Viele deiner Wegbegleiter sind aber dem Restrisiko zum Opfer gefallen. Du gehst relatitiv abgeklärt damit um, Freunde auf dem Berg zurückzulassen ...
Als ich zum ersten Mal mit so einem Unglück hautnah konfrontiert wurde, war es sehr, sehr hart. Da wußten wir nicht mehr, wie es weiter geht. Beim zweiten Mal wars besser. Denn dann war mir klar, wenn so etwas passiert, ist die einzige Möglichkeit, den Weg nach vorne weiterzugehen. Das hilft, da kann man es verarbeiten. Ich kann inzwischen recht gut damit leben, der Tod gehört zum Leben.

2014 sind auf dem Himalaya bei zwei schweren Unglücken an die 60 Menschen gestorben. Wie kann es zu so schrecklichen Katastrophen kommen?
Ich glaube, das war ein Stück weit Unerfahrenheit. Diese Runde ist so beliebt, da bewegen sich Massen und die Begleiter sind Stadtjungen aus Kathmandu, die davon leben und ihren Auftrag einfach erfüllen müssen.
hiker in mountains
Die haben einen vorgegebenen Plan und denken sich zum Beispiel, wenn das Wetter umschlägt, müssen wir trotzdem noch über den nächsten Pass, da beispielsweise die Teehäuser schon bestellt sind – umzukehren würde alles durcheinander bringen. Sie haben einfach Angst, dass der Chef schimpft, wenn sie das nicht durchziehen. Es ist reines Business. Das Unglück hätte nicht sein müssen. Ich kenne die Gegend da oben, da sind riesige Flächen, die schnell verlaufen und wenn es mal anfängt zu stürmen, dann ist die einzige Chance, umzudrehen, man darf nie in den Sturm rein gehen. Dann besteht überhaupt keine Gefahr. Wenn man nur nach vorne geht, das noch mit schlechter Ausrüstung, dann geschieht so etwas schnell. Dazu kommen noch die Kälte und die Orientierungslosigkeit. Die Tragödie hätte vermieden werden können.

Angefangen hast du ja in den heimischen Alpen. Dein aktuelles Buch und die Vortragsreihe heißt „Die Matterhörner der Welt“. Ist das Matterhorn für dich das Sinnbild für Alpinismus und warum vergleichst du alle Gipfel der Welt mit dem Matterhorn?
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Du bietest inzwischen 24-Stunden-Wanderungen an. Rätst du Interessenten auch mal davon ab?
Ja, natürlich, wenn sie zum Beispiel nicht fit genug sind – obwohl wir die Touren sehr gemächlich gestalten. Es ist oft schwer, die Leute zu bremsen. Gerade die Jüngeren überschätzen sich oft. Da muss man immer wieder sagen „nicht so schnell“ und vor allem „nicht überholen“. Die Wanderungen sind kein Wettlauf, da geht es nur um die Herausforderung, einfach mal einen Tag durchzugehen. Mich fasziniert immer wieder, wie Leute mit 75 in einem tollen Rhythmus durchmarschieren, die sind natürlich geübt. Und dann gibt es auch Leute, die es einfach mal probieren wollen. Auch Boris Beckers Ex-Frau Barbara war schon bei uns in den Dolomiten. Sie sagte, sie habe das gelesen und war einfach mal neugierig. Sie ist dann mit uns 24 Stunden bei Regen durchgewandert. So verschieden ist das Publikum, deshab macht es unwahrscheinlichen Spaß.

Auch im Winter bist du mit Touristen unterwegs, als Skilehrer. Wieviel Tourismus kann man den Alpen noch zumuten?
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Und wieviel Klimawandel vertragen unsere Gletscher noch? Du bist seit Jahrzehnten nah dran ...
Das ist schon richtig, dass die Gletscher global gesehen zurück gehen. Ich habe allerdings beobachtet, dass der Rückgang bei uns in Mitteleuropa stehengeblieben ist, sie sind sogar wieder größer geworden. Das liegt an den strengen alpinen Wintern der vergangenen Jahre. Ich habe alte Gemälde vom Großglockner gesehen, da war der Gletscher noch viel kleiner als jetzt. Das zeigt, dass es immer schon Klimaschwankungen gegeben hat. Ein weiteres Indiz habe ich erst vor kurzem beobachten können. In der Nähe einer Schutzhütte bei uns in Südtirol stehen uralte Baumstümpfe, die belegen, dass die Waldgrenze vor einigen hundert Jahren viel höher war, als heute. Das heißt, dass es damals wärmer war. Ein weiteres großes Thema für die Klimaforscher die die Felsstürze, die ebenfalls mit einer Veränderung des Klimas in Zusammenhang gebracht werden. Sobald in den Dolomiten Felsen runter kommen, sind sofort Experten mit Hubschraubern vor Ort und wenn man die reden hört, glaubt man, dass morgen die Welt untergeht. Die Wiesen unterhalb der Wände sind aber voll von Felsbrocken, die nicht erst seit gestern da liegen. Früher hat man halt nicht so ein Aufsehen über derartige Ereignisse gemacht. Das genaue Hinsehen und die Aufzeichnungen der Wissenschaftler machen den Menschen heute Angst. Man soll aber trotzdem auf die Umwelt aufpassen, das ist mir ein großes Anliegen.

Wo siehst du dich in naher bis mittlerer Zukunft?
Aus dem Wettlauf auf die höchsten Gipfel der Welt bin ich jetzt nach 25 Jahren ausgestiegen. Ein Grund ist sicher auch meine inzwischen sechs Jahre alte Tochter. Ich werde zwar auch in Zukunft nicht gerade spazieren gehen, aber mich auch nicht mehr steuern lassen. Ich suche mir richtig schöne Berge, wo das ganze Herz dabei ist.

Vielen Dank für das spannende Gespräch und alles Gute für deine künftigen Projekte.
Sehr gerne, ich freue mich.

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Interview: Michi Jo Standl
Fotos: Archiv Kammerlander, Bildagentur Zoonar
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