Wie man Weiberfastnacht übersteht

Wie man Weiberfastnacht übersteht

Von Volker Budinger

Es war noch dunkel draußen, als am frühen Morgen Günthers Radiowecker ansprang: „Wie singen Humba Humba Humba täteraä“ schallte es aus dem Gerät, und Günther zog sich erschrocken die Bettdecke über den Kopf. „Es ist Weiberfastnacht“, ging ihm durch den Kopf. „Oh nein“, sagte er zu sich selbst und setzte sich auf. Wie sollte er diesen Tag nur überstehen, fragte er sich.

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Und es wurde nicht besser. Schon jetzt saßen dort Menschen in bunten Kostümen, die in bester Feierlaune waren – Günthers Laune hingegen sank immer tiefer. Er sei eben kein gebürtiger Rheinländer, pflegten seine Freunde im Studium immer zu sagen, wenn Günther über den Karneval lästerte. Für ihn war dieses Kostüme anziehen kindisch und überhaupt, meinte er, werde dabei viel zu viel Bier und anderer Alkohol getrunken. In seiner Heimat bei Bremen, im Norden Deutschlands, kannte man keinen Karneval, und in den vier Jahren, die er bereits alleine hier in Düsseldorf studierte, hatte Günther sich noch nicht an die „tollen Tage“ gewöhnen können.

Sichtlich schlecht gelaunt schlängelte sich Günther durch die jetzt schon anwachsende bunt verkleidete Menschenmasse in der Altstadt in Richtung des Burger-Restaurants, in dem er als Studentenjob arbeitete. Irgendwie musste man sich ja die Miete verdienen. „Helau“, begrüßten ihn seine Kollegen mit dem Düsseldorfer Karnevalsruf. „Jaaaaa“, sagte Günther gedehnt und zog sich seine Uniform an. Vorne am Verkaufstresen wartete schon der erste Clown auf ihn und verlangte einen Hamburger. Dann kam eine Pipi Langstrumpf, ein Pirat und so ging es weiter. Seine schlechte Laune sah man ihm an und so kam bald die erste Frage: „He, bist Du als Miesepeter verkleidet?“ „Sehr lustig“, murmelte Günther. Was fanden diese Leute bloß am Verkleiden so toll? Er wusste es einfach nicht.

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Sie hatte sich Katzenohren aufgesetzt und einen Katzen-Schnurrbart ins hübsche Gesicht gemalt. Mit großen blauen Augen schaute sie Günther von unten her an. „Hallo, was ist denn mit Dir los?“, fragte das Mädchen unbekümmert und blickte ihn weiter an. „Ich, äh, ich weiß nicht was ich machen soll“, stammelte Günther überrumpelt. „Dann feier doch einfach mit“, sagte das Katzenmädchen, griff sich vertrauensvoll Günthers Hand und zog ihn mit sich. Verdattert ließ er es geschehen. Plötzlich fand er sich in einer Gruppe Menschen wieder, die gar nicht betrunken und fröhlicher Stimmung waren. Als sei er schon lange ihr Freund, sprachen und lachten sie mit Günther. Plötzlich war er bester Laune und amüsierte sich prächtig.

Am Ende des Tages hatte Günther eine ganze Reihe neuer Freunde, fand Karneval toll und freute sich schon auf Rosenmontag – und er hatte Lisas (so hieß das Katzenmädchen) Telefonnummer. Jetzt wusste er wie man Weiberfastnacht übersteht: Man feiert einfach mit.

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Text: Volker Budinger
Fotos: Bildagentur Zoonar