Wacholderheiden der Schwäbischen Alb

Erhaltenswerte Naturschätze
Wacholderheiden der Schwäbischen Alb

von Jürgen Vogt

In Europa sind sie kostbare, kleine Naturparadiese und stehen vielfach unter dem Schutzgebietssystem NATURA 2000 der Europäischen Union. Im Südwesten Deutschlands, speziell in Baden Württemberg, findet man davon die Wertvollsten und Bedeutsamsten. Gemeint sind die Wacholderheiden mit ihren Trocken- und Kalkmagerrasen und den darin vorkommenden Naturschätzen.

Auf dem von der UNESCO anerkannten Biosphärenreservat Schwäbische Alb findet man noch eine stattliche Anzahl dieser schützenswerten und steinigen Schmuckstücke. Unzählige seltene Tier- und Pflanzenarten kommen auf kleinsten Lebensräumen vor.

Ein Blick zurück in die Vergangenheit lässt die Kostbarkeit dieser Wärmeinseln auf der sonst rauhen Alb erahnen. Während der letzten Eiszeit waren alle wärmeliebenden Pflanzen aus diesem Lebensraum verschwunden, obwohl die Gletscher der Alpen das Gebiet der Schwäbischen Alb nicht erreichten. Das kalte Klima seinerzeit hatte weit über die vergletscherten Gebiete hinaus seine Finger ausgestreckt. Mit zunehmender Klimaerwärmung erstreckte sich eine Tundravegetation über weite Strecken, die im weiteren Verlauf langsam in Wald überging.

Die Alb war schon sehr früh besiedelt, und so entstanden zwischen den Wäldern freie Landstriche, die mit Ackerbau bewirtschaftet wurden. Zugunsten der landwirtschaftlichen Nutzung wurde der Wald immer weiter zurückgedrängt. Auf Grund der Nährstoffarmut der kargen und mageren Anbauflächen waren Böschungen und steinige Kuppen für die Landwirtschaft nicht lohnenswert. In diese Lücke stieß die Schafbeweidung. Mit der Wanderschäferei konnten so die für den Ackerbau nutzlosen Flächen offen gehalten werden. Schafe sind Feinschmecker und verschmähen scharfe und bittere Strauch- bzw. Blumenarten.

Der gewöhnliche Wacholder (Juniperus commens) ist ein Zypressengewächs und wie geschaffen für diese kargen Trockenböden. Seinen spitzen Nadeln hat er es zu verdanken, dass er von den Schafen verschont wurde. Im Volksglauben galt der Strauch sogar als heilig. Viele „sagenhafte“ Geschichten rankten sich um ihn. Krankheiten sollten seine Zweige angeblich verhindern. Der Rauch des glimmenden Holzes sogar die Pest fern halten. In der Volksheilkunde helfen die blauen Wacholderbeeren bei Blähungen und Völlegefühl. Sie wirken appetitanregend und unterstützen die Hausfrau nebenher noch in der Küche, wo sie dem Sauerbraten und dem Sauerkraut den letzten Schliff geben.

Wird die Schafbeweidung, was in den letzten Jahrzehnten immer häufiger der Fall war, aufgegeben, siedeln sich auf den nicht mehr bearbeiteten Flächen andere Gehölze an und machen den Bewuchs der Heide immer dichter. Schnellwachsende Laubgehölze und Kiefern sorgen für Lichtmangel auf den Böden und verdrängen wärmeliebende Pflanzen und Tiere. Dem lichtliebenden Wacholder setzt diese Verbuschung ebenfalls zu und er beginnt abzusterben.

Gegenmaßnahmen werden heute immer öfter von den Gemeinden und Naturschutzorganisationen in oft ehrenamtlichen Aktionen alljährlich mit Rode- bzw. Pflegearbeiten getroffen.
Viele dieser Kleinode stehen heute unter Naturschutz und dürfen nur auf ausgewiesenen Wegen betreten werden. Niedriger Grasbewuchs auf den mageren und trockenen Magerrasen erlaubt vielen seltenen Blumenarten die Besiedlung durch Orchideen, wie Ragwurzen, Knabenkräuter, Riemenzungen und Händelwurzen. Einzigartige Lockmethoden haben die Ragwurzen entwickelt. Die Blütenform der Hummel- Fliegen- Bienen- und Spinnenragwurz, ihr Name weist schon darauf hin, imitieren die Weibchen bestimmter Insektenarten, locken damit die dazugehörigen Männchen an, um den Pollentransport sicher zu stellen. In Ermangelung eines tatsächlichen Weibchens fliegen die Insektenmännchen frustriert zu nächsten Blüte und verteilen so die Pollen und sorgen für die Arterhaltung der schlauen Ragwurzen.

Im Frühling leuchten die frostschützenden behaarten Blütenstengel der Gewöhnlichen Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) im Gegenlicht. Im Spätsommer und Herbst dagegen öffnet die Symbolpflanze der Schwäbischen Alb, die Silberdistel (Carlina acaulis), ihre strahlenden Blüten. Verschiedene Enzianarten schmücken die Wacholderheiden, sowohl am Jahresanfang mit dem Frühlingsenzian (Gentiana verna), im Sommer und Herbst mit dem Fransenenzian (Gentianopsis ciliata) und dem Deutschen Enzian (Gentianella germanica).

Blitzschnell verschwinden die sonnenhungrigen Eidechsen in ihren schmalen Erdlöchern, wenn ungebetene Spaziergänger zu nahe an ihrer Sonnenterrasse vorbeischlendern. Die Zauneidechse (Lacerta agilis) und die Wald- oder Bergeidechse (Lacerta vivpara) bewohnen gerne warme, sonnige Lebensräume, so wie die Wacholderheiden sie bieten. Im Gegensatz zur Zauneidechse, die jährlich zwei Gelege mit Eiern in ihrer selbstgegrabenen Erdhöhle ablegt, ist die Wald- oder Bergeidechse lebendgebärend. Dies ist eine Anpassungsstrategie an die rauhen, klimatischen Bedingungen, denn ihr Lebensraum reicht bis ins hohe Gebirge.

Nicht so flink und eilig hat es die Blindschleiche (Anguis fragilis), die ebenso gerne die Sonne genießt. Mit gemächlichem Tempo ist ihre Fluchtmöglichkeit leider nicht so erfolgreich. Sie kann daher, wie auch die Eidechsen, bei Verfolgung ihren Schwanz abwerfen, was ihr unter Umständen das Leben rettet. Sie ist auch lebendgebärend. Zuweilen wird sie für eine Schlange gehalten, ist aber eine Echsenart und gehört zur Familie der Schleichen. Mit viel Glück kann man auch die Kreuzotter (Vipera berus) an sonnenexponierten Stelle entdecken.

Zur Freude aller Naturliebhaber, Wanderer und Spaziergänger tummeln sich unzählige Schmetterlinge und Insekten auf den Wacholderheiden der Schwäbischen Alb.

All diese wertvollen Naturschätze sind Grund genug den Lebensraum Wacholderheide zu erhalten und vor Zerstörung zu schützen.

Der Landhunger durch Ausweisung von Neubaugebieten durch die anliegenden Kommunen, Industrieansiedlungen, aber auch Nutzung der Windenergie mit ihren Windrädern, gefährden mancherorts die unter Naturschutz stehenden Heidelandschaften. Für die Menschen sind sie auch gesundheitsfördernde Erholungsräume zur Regeneration des Körpers und der Seele vom stressvollen Berufsalltag.

Text: Jürgen Vogt
Fotos: Jürgen Vogt

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