Ein verwunschener Garten der Kunst im Drautal

Ein verwunschener Garten der Kunst

Text und Fotos: Anita Arneitz

Der Bergbauernhof von Familie Gasser aus dem österreichischen Drautal ist alles andere als gewöhnlich: Die Hausfassade ist ein Graffiti von russischen Künstlern und der Garten dazu passend ein natürlich gewachsenes Kunstwerk mit zahlreichen wilden Verstecken für Mensch und Tier.


Das Kaninchen eilt vorbei und verschwindet in dem knorrigen Baum. Die Elfen unter den Blumentöpfen lassen sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Nur die Menschen kommen im Garten von Walli und Josef Gasser ins Staunen, wenn sie durch die kleine Holztür in eine zauberhaft wilde Welt eintreten, in der sich hinter jeder Abbiegung ein märchenhafter Traum versteckt. Josef hat den Garten rein intuitiv angelegt. So arbeitet er auch als Koch in der Küche und bekam dafür eine Haube. Wichtig ist ihm das nicht mehr. Er will zurück zur Natur. Deshalb ist Gartenarbeit für ihn ..

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Spielwiese der Kreativität

Josef hat ein Händchen für liebevolle Dekoration, will die Natur jedoch nicht in die Schranken weisen. Er lässt die Pflanzen lieber wachsen wie sie wollen und erledigt Gartenarbeit rein nach Gefühl. Chemie setzt er weder in der Küche noch im Garten ein. „Da ist mir Unkraut lieber“, betont Josef.

Die Leidenschaft für das Sammeln und Kombinieren verschiedener Raritäten, egal ob Kitsch oder Kunst, nennen Walli und Josef Kreativismus. Das gehört zu ihrem Leben einfach dazu und hat sich im Laufe der Jahre vergrößert, genauso wie der Garten. Als die beiden 1986 den Hof übernahmen, war er ein Hof wie jeder andere in den Kärntner Bergen – geprägt von seiner Geschichte, Schicksalen und einer Menge harter Arbeit. 1559 wurde der Hof das erste Mal schriftlich erwähnt und gehörte damals einem Grafengeschlecht. Um 1600 wurde der „Kleine Sitz“ Hans Kleinsasser übergeben und seit dem ist er als Kleinsasserhof bekannt. Die Vergangenheit ist genau dokumentiert, schließlich ist das Anwesen hoch über Spittal an der Drau seit 1735 in Familienbesitz.

Veränderungen zulassen

1991 begannen Walli und Josef Gasser den Hof zu verändern. Langsam, nach ihren eigenen Vorstellungen. Nach und nach füllten sich die Räume der Gaststube mit Kunstwerken, Fotografien und Skulpturen. Und auch der Garten wurde miteinbezogen. Alles soll fließen, ineinander gehen, ein harmonisches Ganzes ergeben. Das ist nicht immer leicht. Manchmal wird eine Statue drei- oder viermal umgestellt, bis sie ihren perfekten Platz gefunden hat. Es geht dabei nicht um Perfektionismus oder irgendein bestimmtes Konzept, sondern vielmehr um Freude und die Gesamtheit der kleinen Dinge. 24 Jahre später ist noch lange nicht alles fertig. Es gibt durchaus Ecken im Garten, die leer und unbespielt wirken. Auch das darf sein, findet Josef. Das sind Verstecke für Mensch und Tier.

Wenn Josef den Garten für den Winter vorbereitet, achtet er besonders auf die Bedürfnisse der Tiere. Hasen und Pfaue dürfen frei herum laufen. Igel, Vögel oder Schmetterlinge sollen sich wohlfühlen und Nahrung finden. Wildes im Garten ist für Josef wichtig.

Wilde Kraftplätze

Die hintere Terrasse mit der Holzbank, von der die Stiege hoch in den verwunschen Zaubergarten führt, ist der Ausgangspunkt einer märchenhaften Entdeckungsreise durchs wilde Paradies. Muscheln schmücken die Bäume, bunte Flaschen sind auf Stangen aufgehängt, Wege sind nur grob vorgeben, niemals streng begrenzt. Manchmal muss man Äste zur Seite schieben oder sich durch sie hindurch bücken. Gleich einer kleine Lichtung taucht ein massiver Steintisch auf, auf dem der Kopf des Buddhas und eine Schildkröte aus Stein mit Moos überwachsen sind. Kunstwerke wechseln sich mit Gegenständen ab, die andere Gärtner längst entsorgt hätten, wie zerbrochene Gefäße oder das nicht mehr seetauglich Boot. Blumentöpfe werden auf den Lattenzaun drapiert, Äste zu Landart-Objekten zusammengestellt, Glaskugeln schwingen ..

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Grünes Herzstück

Vor dem Winter wird Josef das eine oder andere zusammenräumen und sich neue Ideen für das Frühjahr ausdenken. Schon längst wollte er bei seinem Lieblingsplatz beim Teich, in der Nähe der Drachenstatue, ein paar gemütliche Stühle aufstellen. Vor allem im Sommer zieht er sich hier gerne unter den schattigen Bäumen zurück und entspannt zwischen dem hoch gewachsenen Gras. „Die Menschen sollen wieder die Schönheit der Natur erleben und die Kleinigkeiten schätzen“, sagen Josef und Walli. Wie das geht, leben sie vor. Genauso wie der Garten ist der Kleinsasserhof mit Liebe gewachsen. „Und das konnten wir nur machen, weil es für uns beide die große Liebe ist.“ Zueinander, aber auch zum Ort, zu den Pflanzen und den Lebewesen.

Info-Kasten

Anreise am beste per Flugzeug nach Salzburg oder Klagenfurt, von dort weiter mit dem Auto. Von Spittal an der Drau fährt man mit dem Auto ungefähr zehn Minuten den Berg hinauf bis zum Kleinsasserhof. Der Bauernhof ist im Laufe der Jahre zu einem Gesamtkunstwerk geworden, das die Familie gerne mit anderen teilt. Von Donnerstag bis Sonntag kochen Josef und Walli im hauseigenen Restaurant Gerichte mit saisonalen Zutaten aus der Region. Zwischen Eierschwammerlgulasch und Schokoladenkuchen geht’s dann auf Erkundungspirsch in den Garten.

Rückzugsgebiet für Ruhesuchende
Sportlich ambitionierte probieren den Rundwanderweg um das Anwesen aus oder machen gleich Urlaub am Bauernhof. Dafür hat Familie Gasser 16 Zimmer hergerichtet, jedes ist anders gestaltet. In der Umgebung kommen Naturfreunde voll auf ihre Kosten. www.kleinsasserhof.at

Text: Anita Arneitz
Fotos: Anita Arneitz


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