Frauen und Katzen - Schön und gefährlich

Schön und gefährlich

von Gabriele Müller

Ihnen wird eine besonders innige Beziehung nachgesagt: Frauen und Katzen. Viele Maler haben das zum Thema ihrer Bilder gemacht.

Er war rotgestromt, wurde sicher sehr geliebt und bewundert und viel gemalt. Sein Name war Raminou und auf sechs Ölgemälden, die zwischen 1919 und 1932 entstanden, ist er zu sehen, der Kater der französischen Malerin Suzanne Valadon. «Damit ist er einer der berühmtesten namentlich bekannten Katzen der modernen Malerei». Holger Bluhm muss es wissen, denn er hat die Geschichte von Raminou in seinem neuen Buch veröffentlicht, in dem es um «Katzen und ihre Frauen» geht. Über Jahre hinweg hat der der Autor recherchiert und gesammelt und nun rund 50 Gemälde zusammengetragen, die diese besondere Beziehung dokumentieren. Von da Vinci bis Velazquez, von Kirchner bis Kahlo und vom Mittelalter bis zur Gegenwart reicht der Bogen.

Da sind sie zu sehen, die schnurrenden, anschmiegsamen Begleiter der Weiblichkeit – in ganz unterschiedlichen Situationen. Etwa als Zeugen bei der Verkündigung Mariens, als Betrachter der Morgentoilette, als Schosskatzen, Spielgefährten, Zuhörer beim Musizieren, Begleiter in der Melancholie, Tischgenossen oder Kunstobjekt. Eines ist allen Bildern gemeinsam: Sie zeigen immer eine gewisse Intimität, eine grosse Nähe zwischen Frau und Katze. Und das nicht nur, wenn die Katzen im Boudoir oder Schlafzimmer auftauchen...

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Schöne Fraun und Katzen pflegen
Häufig Freundschaft, wenn sie gleich sind,
Weil sie weich sind
Und mit Grazie sich bewegen (Joachim Ringelnatz)

Woher rührt diese innige Beziehung, die fast in allen Bildern dargestellt wird? Schon die ägyptische Katzengottheit Bastet war weiblich und wurde mit Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht. Und beiden werden Eigenschaften wie Eigenwilligkeit, Schönheit oder Grazie zugesprochen. Aber der Schriftsteller Holger Bluhm kennt noch einen anderen Grund: «Katzen und Frauen war schon immer der häusliche Bereich zugeordnet, besser gesagt, das Leben im Haus. Die Katzen galten als Tiere für drinnen, die Küche und Vorratskammern von den Mäusen freihielten. Die Hunde waren Begleiter bei der Jagd». Auch wenn es in der Kunstgeschichte durchaus Bilder von Frauen mit Schosshündchen und gibt – Manets Olympia, dieser auf dem Bett liegende Akt, an dessen Fussende eine kleine schwarze Katze steht, wäre so sicher nicht denkbar gewesen. Wobei es für die Olympia tatsächlich ein historisches Vorbild gibt, die «Venus von Urbino» von Tizian, bei der ein kleiner Hund anstelle der Katze wohl eine Anspielung auf eheliche Treue versinnbildlichen soll. Bei Manet stehen die Kurtisane und die Katze für eine «freie, nicht mehr gesellschaftlichen Konventionen unterworfenen Sexualität», schreibt Bluhm. Nicht nur deshalb sorgte das Bild 1865 bei seiner Präsentation für einen Skandal.

Da ist es wieder, das Dunkle, das Geheimnisvolle, das Mystische, das Gefährliche, die Eigenwilligkeit und das Ungezügelte – Eigenschaften, die Frauen und Katzen während der großen Hexenprozesse im Mittelalter angedichtet und zum Verhängnis wurden. Bei Frida Kahlos Selbstporträt mit Katze und Affe auf der Schulter fungiert die schwarze Katze auch als eine Art Abwehrzauber. Und Max Beckmann malt Katzen wohl immer dann, «wenn animalische Vitalität und erotische Triebe» eine Rolle spielen, wird in Bluhms Buch eine Kunsthistorikerin zitiert. Der Autor ist überzeugt: «In dem Bild der Fridel Battenberg mit Kater Pumm hat sich Beckmann selbst mit dem Kater verknüpft.» Denn so sanft die Dargestellte das Tierchen auch hält, dem scheint das nicht zu gefallen und es wehrt sich nach Kräften. Allerdings ..

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Muse und Seelenverwandte war und ist die Katze nicht nur für Maler, sondern auch für zahllose Schriftsteller, die sie literarisch verewigt haben. Besonders schön schildert der Brite Rudyard Kipling die Geschichte der Beziehung von Frauen und Katzen in der Erzählung «Die Katze geht ihren eigenen Weg». Anders als Hund, Pferd und Kuh bewahrt die Samtpfote ihre Unabhängigkeit. Aber sie geht einen Pakt mit der Frau ein, spielt mit dem Kind und vertreibt die Mäuse. «Aber danach und zwischendurch und wenn der Mond aufgeht, dann geht die Katze ihre eigenen Wege. Dann wandert sie hinaus in den nassen wilden Wald und klettert auf nasse wilde Bäume oder nasse wilde Dächer und schwenkt ihren wilden Schwanz auf einsamen wilden Pfaden», heisst es in der Erzählung.
Soviel zu den Künsten, aber gibt es eigentlich auch wissenschaftliche Erklärungen zum Verhältnis von Frauen und Katzen? Der bekannte Katzenforscher Dennis Turner hat das einmal untersucht und bestätigt die enge Verbindung durchaus. Nicht nur sind in der Regel die Frauen für die Fütterung und Ernährung der Miniaturtiger zuständig. Turner hat typisch weibliche Verhaltensmuster im Umgang mit den Tieren ausgemacht. So würden Frauen mehr mit ihren Katzen reden. Und nicht nur das. «Sie spielen mit ihnen auf dem Boden liegend oder sitzend» und begäben sich damit auf die Ebene des Tieres herab. Männer würden das nicht tun, sondern eher von oben herab agieren. Und außerdem Turner folgert aus seinen Untersuchungen, dass Frauen mit Katze selbstsicherer sind, als diejenigen ohne vierpfotige Gesellschaft. Und was den Stellenwert der Katze angeht – da haben Männer nun endgültig schlechte Karten. Zwar ist danach für das Befinden eines Mannes die Partnerin wichtiger als die Katze. Für das Wohlbefinden einer Frau aber ist die Katze wichtiger als der Partner.

Buchtipp:
Detlef Bluhm: Katzen und ihre Frauen, Insel Taschenbuch, 158 Seiten, 12,95

Text: Gabriele Müller
Fotos: Bildagentur Zoonar

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