Kristallenes Märchenreich und Eiswelten

Kristallenes Märchenreich und Eiswelten

von Walter J. PIlsak

Der Frost erschafft aus Wasser und Feuchtigkeit beeindruckende Kunstwerke

Schnee ist in unserer Zeit vor allem in den tiefer liegenden Regionen zu einer Rarität geworden. Zumindest Schneelagen, wie wir sie früher im Winter kannten, gibt es nur noch selten. Oftmals jedoch bietet eine Landschaft die mit Raureif überzuckert ist, einen viel schöneren Anblick als eine Schneelandschaft. Auch mit Eis überzogene Pflanzen und Gegenstände, wie sie während eines Eisregens entstehen, wirken unnatürlich und doch schön, auch wenn diese Wetterlage für Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer gefährlich ist.

Das Bächlein schleicht, von Eis geengt;
Voll lauter blauer Zacken hängt.
Das Dach; es stockt die Quelle;
im Sturze harrt,
Zu Glas erstarrt,
des Wasserfalles Welle.

Wenn wir diese Strophe aus dem Gedicht „Winterlied“ des Schweizer Dichters Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762 – 1834) lesen, sehen wir einen zu Eis gefrorenen Wasserfall vor unseren Augen, über den der Frost über Nacht sein eisiges Kleid gelegt hat. Dieser durchdringt alles.

Über Nacht arbeitet er mit der Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf, Nebel oder Wasser zusammen und erschafft so Kunstwerke, die wir am nächsten Morgen bewundern können. Aus spitzen und runden Kristallen und feinen Härchen werden filigrane Werke , die ein Künstler nicht besser machen könnte. An Bachufern entstehen aus Stalaktiten und Stalagmiten Eistropfsteine. Holzstück wie Zweige oder Äste die sich am Wasser befinden, werden als ganzes von Eis überzogen, so dass Skulptur ähnliche Formen entstehen. .

Am Wasser finden wir überhaupt eine Eis-Wunderwelt aus undeutbaren Fantasiegebilden vor. Konserviertes Chlorophyll in Form von bunten Herbstblättern oder grünen Fichten- und Tannennadeln, in Eis konserviert. Wasserblasen die gefrieren. Auch gefrorene Wasserpfützen lassen der Fantasie freien Lauf, die entstandenen Gebilde zu deuten. Über Nacht entstehen so die wunderbarsten Schönheiten in Form von Strukturen, Muster, Sprünge und regelrechten Collagen. Auch an den Gräsern entstehen Eiskristalle. Der Reif nimmt alles in Besitz, was sich ihm in den Weg stellt. Und wenn einmal die Sonne scheint, was in dieser Zeit nicht allzu oft vorkommt, glitzert und funkelt alles wie in einem kristallenen Märchenreich..

Text und Fotos: Walter J. Pilsak

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