Schöne Sommerferien auf dem Land

Die alljährlichen Aufenthalte bei den Großeltern blieben unvergesslich
Schöne Sommerferien auf dem Land

von Walter J. Pilsak

Die alljährlichen Aufenthalte bei den Großeltern blieben unvergesslich


Die Sommerferien während der Schulzeit zählen nicht erst heute bei den Schülern zur schönsten Zeit des Jahres. Dies galt genauso für unsere bzw. meine Schulzeit vor über einem halben Jahrhundert. Sechs Wochen Ferien kamen einem damals unendlich lang vor im Vergleich zur heutigen hektischen und schnelllebigen Zeit.

Als Kind durften wir, meine um zwei Jahre jüngere Schwester und ich, während der Sommerferien jedes Jahr zwei bis drei Wochen lang bei unseren Großeltern auf dem Land die Ferien verbringen. Diese wohnten in einem kleinen Häuschen. Sie hatten dieses in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach langem sparen gekauft. Mir gefiel es dort immer sehr gut. Als ich das erste mal bei meinen Großeltern war, dürfte ich zwischen zwei und drei Jahre alt gewesen sein. Ich kann mich deshalb so gut daran erinnern, weil Oma mich damals schelte und ich deshalb sehr gekränkt war. Offenbar lief ich ihr bei der Hausarbeit immer hinterher. Als sie draußen vor dem Hauseingang den mit Ziegeln gepflasterten Eingangsbereich sauber machte und ich ihr wieder zwischen den Füßen umherlief, meinte sie mit harschem Tonfall: "Lauf mir doch nicht immer zwischen den Füßen umher - ich kann ja gar nicht sauber machen!" Dies war aber die einzige negative Erfahrung, die ich bei Oma und Opa machte.

Der alte Birnbaum und die Kirchenglocken

Noch heute, wenn ich bestimmte Geräusche - wie das Geläute von Kirchenglocken, Hahnenschreie oder das Rauschen eines Laubbaumes höre - muss ich spontan an Ferien bei den Großeltern denken. Diese für mich heute im positiven Sinn so dominanten und einprägsamen Geräusche blieben für mich deshalb in Erinnerung, weil vor dem Schlafzimmerfenster meiner Großeltern, in dem auch ich schlief, ein großer Birnbaum stand, dessen Blätterrauschen im Wind ich immer gern hörte. Auch das Geläute der Pfarrkirche, die etwa 50 Meter Luftlinie vom Haus entfernt stand, sowie Hahnenschreie weckten mich oft. Das Schlafzimmer mit seinen Deckenbalken, überhaupt das ganze Haus, gefiel mir als Kind sehr gut. Es kam mir damals um einiges größer und geheimnisvoller vor, als es in Wirklichkeit war. Denn als ich Jahre später, als das Haus schon lange leer stand, wieder einmal im inneren des Gebäudes war und mir die Räume noch einmal ansah, war ich total enttäuscht. Ich hatte alles viel größer und schöner in Erinnerung, als es mir jetzt vorkam!

Als ich mit 6 Jahren mein erstes eigenes Fahrrad hatte fuhren wir öfters - Oma und ich – mit dem Rad zu einer 5 Kilometer entfernten Mühle. Dort kaufte sie einmal in der Woche ein mit Sauerteig hergestelltes Bauernbrot, das dort gebacken wurde. Dieses schmeckte uns wegen seines säuerlichen Geschmackes besonders gut. Oma bestrich die Brotscheiben immer mit Streichkäse, den es in Form von kleinen Dreiecken gab und wohl auch heute noch gibt. Zur damaligen Zeit gab es dort auch noch keine Asphaltstraßen. Es existierten nur mehr oder weniger befestigte Feld- und Waldwege. Allerdings gab es zu dieser Zeit auch kaum Autos. Die wenigen, die es auf dem Land gab, konnte man an einer Hand abzählen.

Schwammerlsuchen und Schafkopf mit Opa

Was mir von meinen Ferienaufenthalten neben vielen anderem besonders in Erinnerung blieb, war die Schaukel, die Großvater aus einem Pferde- oder Rinder- Kummet und Seilen gebastelt hat. Sie war zwischen der Schuppentüre befestigt und auf dieser schaukelten wir so lange, bis uns schwindelig oder übel wurde. Bad, Dusche und Toilette gab es im Haus unserer Großeltern nicht. Gebadet wurden wir von Oma am Samstagabend in der Wohnküche. Dabei wurde an einer Wäscheleine ein Betttuch gehängt und dahinter ein Badetrog mit warmen Wasser, das am Küchenofen gewärmt wurde, gefüllt.

Auch die Erinnerung an das Plumpsklo ist immer präsent, da dort immer ein spezifischer Geruch allgegenwärtig war. Ebenso habe ich die Wanduhr, die stündlich schlug, nicht vergessen. Sie hing an der Wand, an der es 1945 vor Kriegsende einen Granateneinschlag der Amerikaner gab. Die Uhr sollte das wieder zugemauerte Loch in der Wand, dass man trotzdem noch erahnen konnte, verdecken.

Mit Opa ging ich manchmal in den nahen Wald zum Schwammerln suchen. Er zeigte mir einige seiner Geheimplätze, an denen er jedes Jahr Rotkappen und Steinpilze fand. Auch verschiedene Kartenspiele hatte er mir gelernt. Leider kann ich es heute nicht mehr, da ich es nachher nie mehr spielte. Mit Oma sammelte ich im Wald Himbeeren. Meine Schwester war nur einige Male in den Ferien bei den Großeltern. Ihr gefiel es dort in keinster Weise. Schuld daran war unsere Cousine, die von Oma aufgezogen wurde. Diese suchte mit ihr regelmäßig Streit oder sie versuchte mit Gehässigkeiten, diese zu ärgern, bis sie Heimweh bekam und nur noch weinte. So musste ich dann die restliche Zeit bis zum Ende der Ferien ohne meine Schwester verbringen. Mit mir vertrug sich meine um 4 Jahre jüngere Cousine eigenartigerweise sehr gut. Diese alljährlichen Ferienaufenthalte auf dem Land, an die ich mich immer gerne erinnere, bleiben für mich unvergesslich. Erst als Großvater starb und Großmutter mit ihrer Enkelin in die nahe Stadt zog, nahmen diese Besuche ein jähes Ende. Heute steht das Häuschen nicht mehr, da es einem Neubau weichen musste.

Mir gefiel es in dieser Zeit, da ich von den festgeschriebenen moralischen Grundsätzen der Landbevölkerung, die sich während der vergangenen Jahrhunderte kaum gewandelt hatten, nichts mitbekam und diese wahrscheinlich auch nicht verstanden hätte. Vor allem unehelichen Kindern, unverheirateten Müttern, behinderten Menschen und Außenseitern wurde damals das Leben auf dem Dorf schwer gemacht. Der ortsansässige Priester weigerte sich Paare zu trauen, wenn die Braut schon schwanger war, so dass sie in einer anderen Pfarrei heiraten mussten. In unserer heutigen Zeit wäre dies undenkbar!

Die in den Köpfen der damaligen Landbevölkerung festgeschriebenen Zwänge hatten wohl auch einen Anteil daran, das Großmutter nach fünf eigenen Kindern auch noch meine Cousine aufziehen musste. Als meine, ebenfalls im Haus wohnende 20 Jahre alte Tante mit ihr schwanger wurde und der im gleichen Dorf wohnende Vater des Kindes sie aus standesgemäßen Gründen nicht heiraten durfte, beging diese aus Verzweiflung mit ihrem neugeborenen Kind einen Suizidversuch im Dorfteich. Seit dieser Zeit verbrachte sie ihr Leben bis zu ihrem Tod mit 80 Jahren, bis auf einige wenige Wochen, in psychiatrischen Kliniken.

Heute hat sich das Kleine Dorf stark verändert. Von den beiden Gasthäusern ist nur eines übrig geblieben, das die meiste Zeit geschlossen hat. Die Schule und den Lebensmittelladen gibt es nicht mehr und die Pfarrei hat keinen eigenen Priester mehr.Von den jungen Leuten will keiner mehr hier bleiben. Dafür sorgen jetzt zwei Biogasanlagen und eine Hähnchenmastanlage dafür, dass hier bei ungünstigem Wind „dicke Luft“ herrscht.

Text: Walter J. Pilsak
Fotos: Walter J. Pilsak, Alexkich

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