Flinker Flieger in schriller Optik - Die Furchenbiene

Flinker Flieger in schriller Optik

Die Gelbbindige Furchenbiene ist die Wildbiene des Jahres 2018.

Seit 2013 rückt das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ alljährlich eine bestimmte Wildbienenart in den Fokus, um auf die nützlichen Tiere und ihre gefährdeten Biotope aufmerksam zu machen. Den Zuschlag „Wildbiene des Jahres“ erhält in diesem Jahr die Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosae). Dem Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ gehört auch Volker Mauss vom Arbeitskreis „Wildbienen-Kataster“ an.

Der Biologe aus Michelfeld (Landkreis Schwäbisch Hall) streift bereits seit Jahrzehnten durch die Natur, um die Verhaltensweisen und Lebensräume von Wildbienen zu erforschen. „Die Gelbbindige Furchenbiene ist eine auffällige große Bienenart, die auch in vielen Gärten vorkommt und deshalb vielen Menschen auffallen könnte. Sie erschien uns daher gut geeignet, um viele Bürger anzuregen, nach der Biene zu suchen und sie selbst zu beobachten“, so Volker Mauss über die Auswahlkriterien.

Gelbschwarze Streifenoptik

Charakteristisch für die Wildbiene des Jahres 2018 sind die ockergelben Querbinden auf dem Hinterleib. Die Männchen sind schlanker als die Weibchen. Mit Vorliebe besucht die gelbbindige Furchenbiene die Blütenstände von Korbblütlern wie Flockenblume oder Distel. Ihre Nester legen die Furchenbienen in offenen Böden an. „Das Besondere an dieser Art ist, dass sie sozial lebt. In den Nestern gibt es also neben einer eierlegenden Königin auch Arbeiterinnen“, erklärt Volker Mauss.

Die Nester gründen mehrere begattete Weibchen im Frühjahr gemeinsam, aber nur eine davon wird zur Königin.

Für Bienenforscher ergeben sich aus dieser auffälligen Konstellation interessante Fragestellungen zur Soziobiologie. „Warum verzichtet beispielsweise eine potenzielle Königin darauf, selber Eier zu legen, um stattdessen als funktionelle Arbeiterin in einer Nestgründungsgemeinsschaft zu agieren?“, fragen sich Volker Mauss und seine Bienerforscherkollegen.

Soziale und Wärme liebende Biene

Auch eine weitere Eigenart der Gelbbindigen Furchenbiene hat sich dem Wildbienenexperten tief ins Gedächtnis eingegraben. „Spannend ist es auch im Sommer zu beobachten, wie eine Wächterin im Nesteingang jede ankommende Biene kurz am Geruch überprüft und sie nur ins Nest lässt, wenn sie zur Kolonie gehört“, erläutert Mauss.

Die Gelbbindige Furchenbiene zählt zu den Wärme liebenden Vertretern in der Insektenwelt. Dank dem Klimawandel ist die farbenprächtige Furchenbiene in den vergangenen 25 Jahren vom westlichen Mittelmeer über den Oberrhein weiter ins Landesinnere vorgedrungen. „Die Gelbbindige Furchenbiene kommt inzwischen bis nach Schleswig-Holstein vor. Sie hat sich also schnell nach Norden ausgebreitet“, bestätigt Volker Mauss.

Artenschwund stoppen

Obwohl die Gelbbindige Furchenbiene derzeit nicht in ihrem Bestand gefährdet ist, soll durch die regelmäßige Wahl der „Wildbiene des Jahres“ ein wichtiges Anliegen in den Blickpunkt rücken. Die Botschaft: Wild- und auch Honigbienen fehlen in einer monotonen und pestizidgetränkten Agrarlandschaft zunehmend geeignete Futterquellen.

Zusatzinfo

Arbeitskreis „Wildbienen-Kataster“
Web: www.wildbienen-kataster.de


Text: Andreas Scholz
Fotos: Andreas Scholz und Bildagentur Zoonar (Walter Rieck, Frank Hecker)

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