Einfach Spitze! Selbstgemachte Fichten-Spezialitäten

Leckereien aus jungen Nadelbaumtrieben
Fichtenspitzen-Produkte

Leckerei aus jungen Nadelbaumtrieben

Unglaublich, was alles essbar ist. Sogar die Nadelbäume im Wald bieten sich zum Verspeisen an - natürlich nicht das Holz, sondern die frischen zarten Triebspitzen.

Fichtennadeln sind bekannt dafür, dass sie als Badezusatz belebend und entspannend wirken. Sie enthalten ätherische Öle, die einen medizinischen Wert haben. Die reinigenden und leicht antiseptischen Wirkstoffe werden auch in Fichtennadelsirup genutzt. Dieses alte Hausmittel hilft gegen Husten. Tradition hat in ländlichen Regionen auch die Zubereitung von Gelee aus Fichtennadeln. Das Naturprodukt dient weniger als Heilmittel, sondern es wird gerne als besonderer wohlschmeckender Brotaufstrich genutzt. Natürlich kommen die heilsamen Inhaltsstoffe auch in dieser Form der Gesundheit zugute.

Fichten finden

Die Triebspitzen der Weißtanne (Abies alba) haben ähnliche Wirkstoffe wie die der Waldfichte (Picea abies). Allerdings sind Tannen in vielen Regionen selten und dort geschützte Bäume, die nicht beschädigt werden dürfen. Waldfichten gehören dagegen zu den häufigsten Nadelbäumen. In manchen Regionen bestehen die Wirtschaftswälder vollständig aus Fichten. Dort wurden die Monokulturen gezielt aufgeforstet. Es hat sich jedoch gezeigt, dass Mischwälder den Stürmen stabiler standhalten. Außerdem sind Fichten anfällig für den Befall durch Borkenkäfer. Aus diesen Gründen sorgen die Forstämter wieder für Mischbestände aus verschiedenen Baumarten. Dazu werden Fichten gefällt, um den natürlichen Nachwuchs von Buchen, Eichen, Tannen, Kiefern und anderen Bäumen zu fördern. Die Fällarbeiten erfolgen in der Regel im Winter, während der Saftruhe der Bäume. Im Frühjahr zur Brutzeit der Vögel werden sie eingestellt. Gelegentlich ist es jedoch nötig schadhaftes Holz durch Stürme und Schneebruch zügig aufzuarbeiten. Dann gehen die Arbeiten auch nach der Wintersaison voran. Bei der Gelegenheit sind Fichtenspitzen zu bekommen, die in unerreichbaren Höhen austreiben. Sonst sind Fichtenspitzen insbesondere an Waldrändern zu finden, wo die Bäume genügend Licht erhalten und dadurch bis in Bodennähe grüne Zweige haben. Selbstverständlich ist es nicht gestattet große Mengen an Fichtenspitzen zu ernten. Für den Hausgebrauch etwa für einige Gläser Gelee genügend aber ein paar Handvoll der jungen Triebe. Dazu werden immer nur einige Triebspitzen von einem Zweig gepflückt und zwar vorzugsweise an Stellen, an denen sie dicht an Seitenzweigen sitzen. Die Haupttriebe sollten erhalten bleiben. Auf diese Weise wird die natürliche Form der Bäume nicht beschädigt.

Fichte oder Tanne?

Fichten lassen sich einfach von Tannen unterscheiden. Es gibt einige markante Merkmale. Fichten tragen hängende Zapfen, während Tannen stehende Zapfen bilden. Fichtennadeln stechen. Tannennadeln sind vorwiegend weich (insbesondere die, der heimischen Weißtanne). Die raue Borke der Waldfichte schimmert rötlich (deshalb oft auch der Name „Rotfichte“). Weißtannen zeichnen sich durch eine glatte weißliche Rinde aus. Die Äste der Fichte hängen durch. Die Tannenzweige stehen waagrecht ab.

Fichtenspitzengelee

Zutaten:
1 Messbecher (1l) junge Fichtenspitzen
1 Liter Wasser
Saft einer Zitrone
1 kg Gelierzucker (1:1)

Zubereitung:
Fichtenspitzen in einen Topf geben und mit dem Wasser übergießen. Den Ansatz ca. 12 Stunden ziehen lassen. Anschließend aufkochen und ca.
5 Minuten weiter köcheln lassen. Abgießen, vom Sud 700 ml abmessen und mit Zitronensaft und Gelierzucker nach Packungsanleitung kochen. Das heiße Gelee in saubere Gläser mit Schraubverschluss füllen. Zur Dekoration einige frische Fichtenspitzen dazu geben. Gläser verschließen und auf den Kopf stellen.

Tipp:
Die Gläser mit lauwarmem Wasser abwaschen und abtrocknen, solange das Gelee noch nicht ausgekühlt ist. So lässt sich verschüttetes oder übergelaufenes Gelee am leichtesten entfernen. Beim Kochen sind die Mengenangaben genau einzuhalten. Bei der Zugabe von zuviel Wasser, geliert die Masse nicht.

Die Fichtenspitzen müssen sehr jung und klein sein, am besten kurz nachdem das braune Knospen-Häutchen abgefallen ist. In diesem Stadium sind sie noch zart, schmecken leicht nach Zitrone und noch nicht so intensiv nach Harz. Das Gelee kann sowohl als Brotaufstrich, als auch zum Verfeinern von Soßen für Wildbret verwendet werden. Fichtenspitzen eignen sich grundsätzlich bei der Zubereitung von Wildgerichten. Ihr feiner harziger Geschmack wertet jedes Gericht auf.

Fichtenspitzenlikör

Zutaten:
150g junge Fichtenspitzen
180g brauner Kandiszucker
1 Flasche 32% Korn

Zubereitung:
Fichtenspitzen und Kandiszucker in ein weithalsiges Glasgefäß geben und mit dem Alkohol soweit auffüllen, dass diese gut bedeckt sind. Den Liköransatz für ca. ein halbes Jahr bei Zimmertemperatur reifen lassen und dann abseihen.

Fichtenspitzensirup bzw. Bonbons

Zutaten:
Fichtenspitzen ca. 1 Liter
1 l Wasser
750 g brauner Zucker
Saft einer Zitrone

Zubereitung:
Die Spitzen in einen Topf geben, Zitronensaft und Wasser hinzufügen und für ca. 12 Stunden ziehen lassen. Danach aufkochen und ca. 5 Minuten leicht köcheln lassen. Abseihen und mit dem Zucker verrühren. Erneut aufkochen und solange einkochen, bis ein dickflüssiger Sirup entsteht. Diesen in dunkle Flaschen abfüllen und kühl stellen.

Bonbons

Für die Bonbonherstellung wird der Sirup weiter eingedickt, bis er eine sehr zähflüssige Konsistenz hat. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und die Masse eingießen. Für einige Stunden auskühlen und trocknen lassen. Die Masse in Bonbonstücke schneiden bzw. brechen und gut verschlossen aufbewahren.

“Fichtenspitzenspiritus” zum Einreiben

Zutaten:
Junge Fichtenspitzen
Hochprozentigen Alkohol (60% bis 70%)
Frische Kräuter z.B. Thymian, Brennnessel, Salbei

Zubereitung:
Die Spitzen zusammen mit den Kräutern in ein weithalsiges Glasgefäß geben und mit dem Alkohol auffüllen, sodass diese gut bedeckt werden. Den Ansatz mindestens für 3 Wochen in der Sonne stehen lassen, abseihen und in dunklen Flaschen aufbewahren.

Der Fichtenspitzenspiritus wird in der Volksheilkunde gegen Durchblutungsstörungen und rheumatische Erkrankungen eingesetzt. Er dient äußerlich zum Einreiben und darf nicht eingenommen werden. Die durchblutungsfördernden Kräuter verstärken die Heilwirkung.

Hinweis.
Fichtenprodukte wirken zwar reinigend und antiseptisch. Sie dürfen aber nicht bei Krampfhusten (z.B. Keuchhusten) oder Asthma eingenommen werden. Es könnte sein, dass die ätherischen Öle zu stark anregen.

(..)

Text und Fotos: Peter Himmelhuber

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