Biotope auf dem Haus

Dachbegrünung für Einsteiger
Dachbegrünung

Biotope auf dem Haus

Pflanzen tragen nicht nur im Garten zur Gestaltung bei, sie machen auch Balkons, Dachterrassen und Dächer ansehnlicher.

Pflanzen versuchen mit einer ungeheuren Vitalität ihre Art zu erhalten. Sie bilden eine Fülle an Samen, die sich mit dem Wind oder mit Tieren verbreiten. Gehölze, Stauden, Gräser und Einjährige siedeln sich so auch auf Dächern an. Samen, die in Ritzen oder Mulden landen, beginnen zu keimen und entwickeln - je nach Art und Standort - mehr oder weniger kräftige Exemplare. Birken oder Weiden bilden bald Bäume, wenn sie ungehindert wachsen dürfen. Gräser und Polsterstauden breiten buschige Matten aus. In wenigen Jahren können solche Pioniergewächse Bauruinen oder verwitterte Gebäude völlig einnehmen, falls sie günstige Wachstumsbedingungen vorfinden. Das ist selbstverständlich zu verhindern, wenn es sich um intakte Baulichkeiten handelt. Die Vitalität bestimmter Pflanzen lässt sich aber durchaus gezielt nutzen, etwa wenn es Arten sind, die keine Bauschäden verursachen oder wenn die Dächer für die Begrünung vorbereitet und systematisch bepflanzt werden.

Intensive Dachbegrünung

Die Art der Begrünung richtet sich nach der Dachneigung, nach der Eindeckung und nach der Nutzung. Eine Dachterrasse, die im Sommer als Freisitz dient, sollte natürlich nicht flächig mit Polsterstauden, Gräsern oder Moosen begrünt werden, sondern nur stellenweise eine Ausstattung mit ausgewählten Kübelpflanzen erhalten. Dafür eignen sich vorzugsweise heimische Gehölze, die sich durch eine besondere Frosthärte und Trockenheitsresistenz auszeichnen. Bewährt haben sich alpine Gehölze, die auch in der Natur mit widrigen Bedingungen zurecht kommen müssen. Dazu zählen Bergkiefern, Birken, Felsenbirnen (Amelanchier) und andere Bäume und Sträucher. Zudem eignen sich Gartengehölze, wie Forsythien, Weigelien, Kolkwitzien und andere Arten, die sich in Kübeln kultivieren lassen. Solche robusten Arten kommen auch bei umfangreichen intensiven Dachbegrünungsaktionen, etwa auf Parkhäusern, Bürogebäuden und dergleichen zum Einsatz. Hier sitzen sie gemeinsam gruppenweise in Pflanzinseln, die dazu vorbereitet wurden. Die intensive Dachbegrünung mit Gehölzgruppen erfordert eine ausreichende Tragfähigkeit des Daches, zumal die Pflanzgefäße, die Substratschicht und die Pflanzen eine enorme Belastung darstellen. Sie kommt in der Regel nur auf massiven Betondecken in Frage. Dachgärten, Balkons oder Flachdächer auf Wohngebäuden müssen vorher begutachtet werden. Gegen kleine Gehölzgruppen in Kübeln gibt es keine Einwände, zumal Dachgärten und Balkons mit etwa 250 kg pro qm belastbar sind. Sicherheitshalber lohnt es sich vor einer umfangreichen Einrichtung mit großen Kübelpflanzen beim Architekten des Gebäudes Auskunft über die Tragfähigkeit einzuholen.

Extensive Dachbegrünung

Während sich Flachdächer oder Dachterrassen für eine intensive Begrünung oder die Ausstattung mit Gehölzen in Kübeln anbieten, verkraften Satteldächer, Pultdächer und andere Eindeckungen mit geringer Dachneigung nur die Belastung mit krautigen Pflanzen, die wenig Substrat zum Wachsen brauchen. Gartenhäuser, Garagen und andere Gebäude stellen eine günstige Wachstumsbasis für Mauerpfeffer, Hauswurzen und andere Polsterstauden dar, wenn sie entsprechend vorbereitet werden. Vor allem müssen diese Gebäude eine wasserdichte Dachhaut haben, die vor Beschädigungen zu schützen ist. Je nach Dachneigung müssen große Flächen unterteilt werden, so dass die Substratschicht nicht abrutschen kann. Das kann mit Hilfe von Holzlatten oder Brettern erfolgen, die dem Substrat einen Rahmen geben. Als Substrat dient Blähtongranulat oder eine Schüttung aus gewöhnlichem mineralischem Dämmstoff, der im Baustoffhandel zu bekommen ist. Dieses leichte Material bietet günstige Wachstumsbedingungen für alpine Pflanzen, es belastet das Dach nur gering und es macht den Wasserabzug möglich. Gewöhnliche Erden sind ungeeignet. Manchmal siedeln sich Moose, Mauerpfeffer und andere erhaltenswerte Pflanzen von selbst auf Dächern an.
Sie stören normalerweise nicht und sollten wachsen dürfen - besonders, wenn sie hässliche Eternitdächer begrünen.

Material zur Dachisolierung

Die Dachisolierung richtet sich nach dem Gebäude und nach der Art der Begrünung. Im günstigsten Fall ist das Dach bereits für die Begrünung vorbereitet. Das kann beispielsweise beim Kauf einer Wohnung mit Dachterrasse sein oder wenn ein vorhandenes Dach auf einer Gartenhütte nur mit Kletterpflanzen begrünt werden soll. Dachterrassen müssen von Haus aus eine sichere Isolierung haben, die eine Platzierung mit Kübelpflanzen ermöglicht. Das Dach einer Gartenhütte ist in der Regel mit Bitumenschweißbahnen wasserdicht isoliert. Bei diesen beiden Gebäuden oder in ähnlichen Situationen ist die Dachisolierung vor einer Begrünung gründlich zu prüfen. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich Auskunft beim Architekten, Bauherrn oder Hersteller (z.B. bei Bausätzen für Gartenhütten oder Carports) einzuholen. Bitumenschweißbahnen, die gewöhnlich zur Isolierung von Flachdächern oder auf Carports zum Einsatz kommen, haben sich als Basis für jede Art der Begrünung bewährt. Sie ermöglichen sowohl eine intensive Dachbegrünung mit Containerpflanzen, als auch eine extensive Begrünung mit Polsterstauden oder mit Kletterpflanzen. Sie müssen allerdings dicht verschweißt sein und vor Beschädigungen durch die Pflanzgefäße geschützt werden. Das Material bietet zwar einen Wasserschutz, aber es ist nicht reißfest und druckstabil. Die Bahnen von der Rolle bestehen aus Pappe, die mit Bitumen beschichtet ist. Zum Schutz vor der Sonneneinstrahlung besitzt die Wetterseite einen dünnen Sandbelag. Bei einer herkömmlichen Eindeckung auf Flachdächern wird nach der Versiegelung mit dem Gasbrenner eine Schicht Rollkies aufgetragen. Sie dient als zusätzlicher Schutz vor der Verwitterung und als Trittschutz. Bitumenschweißbahnen kommen gleichermaßen auf Carports zum Einsatz oder zur Isolierung von Dachterrassen. Hier ist allerdings statt der losen Rollkiesschüttung ein fester Plattenbelag nötig, damit der Freiraum als Sitzplatz zur Verfügung steht. Die Platten werden nicht direkt auf die Bitumenisolierung gelegt. Vielmehr erhält die empfindliche Dachhaut einen Schutz aus einer dicken Gummimatte. Diese äußerst strapazierfähigen Matten bestehen aus dem selben Material wie Autoreifen. Darauf lassen sich dann nach einer Abdeckung mit Vlies die Platten wie gewöhnlich auf Splitt legen. Die Voraussetzung für diesen Dachaufbau ist eine tragfähige Betondecke, die nach Norm entsprechend massiv sein muss. Der Wasserablauf ist durch ein geringes Gefälle gewährleistet. Dazu werden jeweils an den Ecken in der Betondecke Ablaufstutzen eingebaut. Sie ermöglichen den Anschluss an die Regenfallrohre.

Dachhaut aus Folie

Die Dachdichtung aus Bitumenschweißbahnen auf einem Carport oder Gartenhaus kann auch mit Folie geschützt werden. Dafür sind spezielle Kunststofffolien in beliebigen Größen erhältlich. Diese wetterfesten Folien fertigt der Hersteller auf Maß an und liefert sie auf Bestellung. Ebenso eignen sich Teichfolien, die UV-Licht stabil und wurzelsicher sind. Zum Schutz der Folie dient Acrylfaservlies, das in verschiedenen Stärken in Rollen zu bekommen ist. Neben speziellen Folien für die Dachbegrünung gibt es Isolierungen, die aus geschichteten Lagen spezieller Folien und Vliese bestehen. Solche Gewebe kommen beispielsweise auf Tiefgaragen oder Erdkellern zum Einsatz.

Tipp: Begrünung von unten

Eine einfache Methode der Dachbegrünung ist mit starkwüchsigen Kletterpflanzen möglich. Efeu, Selbstklimmerwein oder der Schlingknöterich wachsen in wenigen Jahren nach oben und breiten sich auf dem Dach flächig aus. Für die Dachbegrünung mit Kletterpflanzen bieten sich beispielsweise Betongaragen, Stahlblechgebäude oder andere Baulichkeiten an, die völlig dichte Wandungen haben. Bei Wohnhäusern oder Schuppen ist darauf zu achten, dass die Triebe nicht unters Dach kriechen.

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Text und Fotos: Peter Himmelhuber

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