Neophyten - Neue Nervensägen oder nette Neuzugänge?

Zugereiste aus fernen Ländern
Neophyten

Zugereiste aus fernen Ländern

Manche Pflanzen versuchen sich mit ungeheurer Vitalität zu vermehren. Sie breiten sich durch eine Fülle an Samen aus. Mit dem Wind oder mit Transportmitteln gelangen so auch Arten aus anderen Kontinenten bis in heimische Gärten vor.

“Neo” aus dem Griechischen neos wie neu sind die meisten Neophyten nicht mehr. Diese Pflanzen (griechisch: phyton = Pflanze) haben sich bereits seit vielen Jahren auf Äckern, an Waldrändern oder in Gärten etabliert. Stellenweisen bilden die vitalen Arten dichte Bestände, wenn sie sich ungehindert ausbreiten können. Neophyten sind so verschieden wie ihre Herkunftsländer. Es gibt staudenartige, die sich durch Wurzelrhizome und durch Samen vermehren. Dazu gehört der Meerrettich (Armoratia rusticana), der ursprünglich aus Südrussland nach Europa gekommen ist und mittlerweile auch in Westasien und in Nordamerika Fuß gefasst hat. Wegen seiner wertvollen Wurzeln wird diese Wildstaude gezielt in Gärten und auf Gemüsefeldern kultiviert. Häufig siedelt sich das genügsame und robuste Gewächs auf Brachland oder an Feldrändern an, wo sich kräftige Horste bilden. Ein ähnliches Wuchsverhalten zeigt die Nachtkerze (Oenothera biennis), die aus Übersee nach Europa vorgedrungen ist. Diese zweijährige Pflanze kommt von Natur aus in Nord- und Mittelamerika wild vor. In Europa ist sie vorwiegend auf Brachland, Schuttplätzen oder Feldrändern verwildert. Vermutlich wurden Samen mit Nutzpflanzen eingeschleppt. Auch die Nachtkerze hat sich in Europa schon lange etabliert. Es gibt sogar Kulturformen, die gezielt aus der amerikanischen Wildform gezüchtet wurden (z.B. Oenothera tetragona ´Hohes Licht`).

Alte bekannte und weniger beliebte Arten

Im Prinzip sind auch Sonnenblumen, Tomaten, Kartoffeln, Maispflanzen und viele andere Pflanzen Neophyten, zumal sie ursprünglich in Amerika heimisch waren. Während diese Nutzpflanzen zu den unverzichtbaren Kulturpflanzen gehören, sind andere Arten weniger beliebt. Das liegt beispielsweise daran, dass sie giftige Pflanzenteile haben oder heimische Pflanzen verdrängen. Der Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) etwa, der von Asien aus seinen Weg nach Europa fand, verursacht bei Berührung schlimme Hautreizungen. Er wird deshalb gezielt an der Ausbreitung gehindert. Das geschieht durch das Abschneiden der Blütenköpfe vor der Samenreife. Dadurch ist zu vermeiden, dass die Fülle an “Fallschirmspingern” vom Wind verbreitet wird und auf fruchtbarem Boden zum Keimen kommt. Weniger stark rücken insbesondere Naturschützer dem Indischen Springkraut (Impatiens glandulifera) zu Leibe. Diese einjährige Pflanze aus dem Himalaja siedelt sich vorzugsweise an Flussläufen und anderen ständig feuchten Plätzen an. Sie breitet sich durch Samen aus, die von der Mutterpflanze weit geschleudert werden (“Springkraut”). Eine Gefahr, etwa durch giftige Drüsenhaare wie beim Bärenklau, geht nicht von dieser recht schönen Blütenpflanze aus. Die Verwandte des Fleißigen Lieschens (I. walleriana) und der Gartenbalsamine (I. balsamina) ist im Übrigen auch eine wertvolle Nektarquelle für Bienen und Hummeln. Störend ist allerdings ihr süßlicher Geruch, der an heißen Sommertagen in der Luft hängt.

Erhalten oder eindämmen?

Ob diese Zugereisten deshalb ausgerottet oder eingedämmt werden, liegt in der Entscheidungshoheit der Garten- oder Grundstücksbesitzer oder der zuständigen Naturschutzbehörden. Ein Vernichtungsfeldzug ist ohnehin kaum zu gewinnen. Insbesondere solche Arten, die durch den Wind neues Land erobern, haben gute Entwicklungschancen.
Dazu zählt die Goldrute (Solidago canadensis) aus dem nordamerikanischen Kontinent, die im Spätsommer ihre goldgelben Blüten hervor bringt. Sie nutzt die Luftströmung an Straßen oder Bahnlinien und lässt sich sozusagen von den LKWs und Zügen ins Land mitnehmen. Das karge Brachland und die Schotterböden genügen auch einer noch jüngeren Art aus Südafrika zum Wachsen, Blühen und Fruchten. Senecio inaequidens, ein vermehrungsfreudiges Asterngewächs mit dem deutschen Namen Ungleichförmiges Greiskraut entwickelt eine Fülle an goldgelben Blüten. Die fedrigen Samen, die daraus reifen, legen weite Strecken zurück. Sie landen mitunter auch in Blumentöpfen auf Balkons. Das besondere an dieser Art ist ihre Winterhärte. Kräftig entwickelte Pflanzen bleiben im Winter grün.

Gehölze neben krautigen Arten

Die heimische Flora wäre erheblich artenärmer, wenn nicht durch Botaniker, Pflanzenfreunde oder durch Mutter Natur neue Pflanzen aus anderen Regionen der Erde nach Europa gelangt wären. So waren neben vielen krautigen Nutzpflanzen und Stauden auch etliche Gehölze ursprünglich in fernen Ländern heimisch. Der typische bayerische Biergartenbaum, die Rosskastanie, stammt beispielsweise aus Kleinasien. Auch die Robinie wächst erst seit naturgeschichtlich kurzer Zeit in Europa. Dieser große nordamerikanische Waldbaum verbreitet sich stark durch Wurzelausläufer und kann in gewöhnlichen Hausgärten Probleme machen. Ein anderes früher häufig eingesetztes Gehölz, der ursprünglich nordamerikanische Essigbaum, wurde aus diesem Grund bereits wieder stark dezimiert und aus vielen Gärten entfernt.

Frage der Zeit

So genannte Neophyten gibt es schon seit dem Gärten kultiviert werden. Ebenso wie vitale Arten bereits zur Römerzeit oder in späteren Epochen aus den Gärten verwildert sind, gelangen auch heute ursprünglich fremde Pflanzen in die Umgebung. So breitet sich die Topinambur eine Sonnenblumen-Art (Helianthus tuberosus) an Waldrändern und auf Brachland aus. Die starkwüchsige Staude wurde wegen ihrer essbaren Wurzelknollen angesiedelt. Ebenso gelangen andere Gartengewächse durch Wurzelstücke oder mittels Samen in die Natur. Wenn sie günstige Wachstumsgrundlagen vorfinden, können sie verwildern und ausdauernde Bestände bilden. Selbst vitale Neophyten bleiben aber nur auf kleine Flächen beschränkt. Die meisten Arten verkümmern mit der Zeit oder werden von starkwüchsigen heimischen Wildgehölzen wieder verdrängt.

Einige Bildtexte (weitere nach der Bildauswahl)

Impatiens glandulifera,31092_31
Auf ständig feuchten Plätzen breitet sich das Indische Springkraut flächig aus. Die Blüten spenden wertvollen Nektar für heimische Insekten.

Armoracia rusticana,10391_36
Der Meerrettich bringt aus den fleischigen Wurzeln kräftige Büsche hervor. Die Staude gehört wie die Kohl-Arten, der Rettich und der Gelbsenf zur selben Familie.

Heracleum mantegazzianum,90811_11
Vorsicht vor dem Bärenklau alias Herkulesstaude! Die Drüsenhaare an den Blättern verursachen insbesondere bei sonnigem Wetter schlimme Hautentzündungen.

Solidago canadensis,10987_02
Die Goldrute hat sich bereits als Gartenstaude etabliert. Sie ist wie viele andere Neophyten aus Amerika eingewandert.

Senecio inaequidens,31383_01
Das südafrikanische Greiskraut nutzt die Luftströmungen an Bahnstrecken zur Verbreitung seiner Samen. Es blüht bis in den Spätherbst hinein.

(..)

Text & Fotos: Peter Himmelhuber

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