Im Herbst ist „Erntezeit“

Die Karpfenzucht in Vergangenheit und Gegenwart
Im Herbst ist „Erntezeit“

Die Karpfenzucht in Vergangenheit und Gegenwart


Der Hauptteil der in Bayern gezüchteten Karpfen kommt aus dem Aischgrund in Franken und aus dem Gebiet um Schwandorf und Tirschenreuth in der Oberpfalz. Der Karpfen ist ein Fisch, der sich ausgezeichnet als Delikatesse zubereiten lässt. Ihn gibt es in drei Zuchtformen; einmal als Spiegelkarpfen mit großen Schuppen, dann als Schuppenkarpfen mit kleinen Schuppen und schließlich als Lederkarpfen ohne Schuppen. Die meisten Karpfen werden an Weihnachten und zum Jahreswechsel gegessen. Deshalb ist im Herbst in den oberpfälzischen und fränkischen Teichen „Erntezeit“. Die Teiche werden abgefischt oder abgelassen, um genügend Karpfen auf den Markt bringen zu können.

Der heute bei uns gezüchtete Karpfen ist ein Einwanderer aus Asien, wenngleich sein lateinischer Name „Cyprinus carpio“ etwas anderes vermuten lässt. Der Naturforscher und Systematiker Linne, der ihm diesen Namen gab, glaubte nämlich fälschlicherweise, das dieser Fisch aus Zypern stamme. Über die Herkunft des Karpfens bestehen heute zwei verschiedene Theorien: Während die eine besagt, dass der Karpfen schon vor der Eiszeit unseren Kontinent besiedelt hat, sind die Anhänger der zweiten, glaubhafteren Theorie der Ansicht, dass der Karpfen seinen Ursprung im Raum von Kleinasien und um das Kaspische Meer hat. Mitteleuropa und den Donauraum soll er erst nach der Eiszeit erreicht haben. Heute gilt es als erwiesen, das unser Speisekarpfen aus der Wildform dieses Fisches entstanden ist. Da der Karpfen nicht wählerisch ist, ernährt er sich von allem, was sich im Wasser befindet. Dies können Schnecken, Larven, Kleintiere, Insekten, Getreide, Brot oder Kartoffeln sein. Das Schuppenkleid, das die bei uns lebenden Wildkarpfen noch besitzen, wurde dem Zuchtkarpfen schon im Mittelalter von den Mönchen weggezüchtet. Der Karpfen in seiner Urform, also der Wildkarpfen, ist bei uns nur im Unterlauf der Donau eine einheimische Fischart. Er ist nicht nur beschuppt, sondern hat auch einen langgestreckten Körper, während dem Spiegelkarpfen ein hoher Rücken angezüchtet wurde.

Fischzucht von Klöstern gefördert

Die Fischzucht hat in der Oberpfalz schon seit langem eine große Bedeutung. Sie wurde von den Klöstern im Hinblick auf die strengen Fastenzeiten bereits im Mittelalter gegründet und gefördert. Den Mönchen war ja in der Fastenzeit jeder Fleischgenus – außer Fischfleisch – verboten. Die Anfänge der Fischzucht gehen vor allem auf das Zisterzienserkloster Waldsassen zurück. Dieses an Grundbesitz so reiche Kloster war Geburtsstätte der wirtschaftlichen und intellektuellen Struktur und Kultur für den nordostbayerischen Raum. Aufgrund ihrer engen Beziehungen zu böhmischen Klöstern machten die Waldsassener Mönche Bekanntschaft mit der dort schon länger betriebenen Fischwirtschaft.
Bereits 1217 – nach dem Kauf des Gutes Tirschenreuth – gingen sie daran, zwei Teiche von 150 und 160 Tagwerk Fläche anzulegen. Eine zweite größere Weiheranlage – der Seidlersreuther Weiher, den es auch heute noch gibt – wurde 1362 geschaffen.

Nachdem die Fischzucht im Mittelalter nur vom Adel und von den Klöstern gefördert worden war, legten später auch immer mehr Bauern Teiche an. Da man, bedingt durch die geologischen und geografischen Gegebenheiten, in keiner Weise in landwirtschaftliche Konkurrenz zu den anderen, fruchtbareren Gebieten Bayerns treten konnte, bot sich auch in dieser Hinsicht die Fischzucht an. Auch die vorhandenen Landschaftsformationen sowie der hohe Grundwasserstand mit seinem reichen Wasserangebot waren und sind auch heute noch in der Oberpfalz zum Anlegen von Teichen und Weihern besonders günstig.

Die Teichwirtschaft versprach als eine Sonderkultur der Landwirtschaft einen gewissen materiellen Ausgleich, wenn nicht sogar bescheidenen Wohlstand. Aus alten Aufzeichnungen geht hervor, dass „Fischbauern“ damals als reich galten. Sie konnten sich wesentlich mehr leisten, als Bauern ohne Teichanlegen. Dieser Einkommenszweig erreichte um 1570 seine Blütezeit. Im 16. Jahrhundert besaßen die Waldsassener Mönche 161 Fischteiche. Ihre Karpfen lieferten sie bis nach Eger und Magdeburg. Die Preise, die damals für Fische erzielt wurden, waren hoch. Hier zum Vergleich einige Zahlen: Das Pfund Schweinefleisch kostete etwa 1,5 Pfennig und ein Pfund Ochsenfleisch drei Pfennig. Für ein Pfund Karpfen erhielten die Teichwirte aber 12 Pfennig und für das Pfund Hecht sogar 48 Pfennig. Die Preise waren aber nicht immer gleich. Es gab ein gewisses auf und ab, was sich auch auf die Neuanlage von Teichen je nach Gegebenheit positiv oder negativ auswirkte. In der Blütezeit der Teichwirtschaft gab es in der Oberpfalz rund 20.000 Hektar Weiher. Erst nach der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es zu einem starken Rückgang in der Teichwirtschaft. Viele Fischweiher wurden abgelassen und verödeten im Laufe der Zeit.

Heute gibt es wieder zahlreiche Fischteiche in dieser Gegend. Wenn im Herbst die Teiche abgefischt werden, zieht es denn wieder viele Fischliebhaber in die Restaurants. In rund 25 Gasthäusern steht dann der köstliche Oberpfälzer Karpfen auf der Speisekarte und in mehreren Ortschaften wird dann bei Festen der Fisch gefeiert..


Text & Fotos: Walter J. Pilsak

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