Malerei mit Licht

Mit Licht malen...!

Abstrakte und impressionistische Naturfotos


Nicht nur mit Pinsel und Leinwand – nein, auch mit der Kamera lässt es sich malen. Man muss nur die konventionellen Ansichten über die Fotografie für kurze Zeit beiseite lassen und etwas Fantasie und Kreativität walten lassen. Man wählt eine lange Belichtungszeit (etwa 1/8 Sek.) und fotografiert Blüten und Bäume. Dabei bewegt man die Kamera sehr schnell in eine bestimmte Richtung. Das Ergebnis sind oft zauberhafte, pastellartige Bilder, die wie gemalt aussehen. Allerdings sind bei einem Motiv oft 10 bis 20 Versuche nötig, um ein befriedigendes Ergebnis zu erreichen.

Die Digitalkamera ist ideal

Mit einer kompakten oder besser noch mit einer Spiegelreflex-Digitalkamera sind solche Versuche – im Gegensatz zur früheren analogen Fotografie - kein Problem, da man das Bild sofort auf dem Bildschirm begutachten kann. Die Aufnahme lässt sich nötigenfalls beliebig oft wiederholen, bis einem das Ergebnis zusagt. Den mit der Kamera „gemalten“ Bilder, haftet ein Hauch von Impressionismus an. Die Bilder werden durch die Kamerabewegung abstrahiert, um nur noch Farben, Linien und Flächen wirken zu lassen. Sie wirken also nicht durch die Realität der Darstellung sondern wegen ihrer Farbkomposition. Die Blätter zerfließen zu farbigen Tupfern, geschwungenen Linien, verwischten Farbspuren oder zu einem verwirrenden Komplex von Farben. Was daraus entsteht, ist eine Absage an den Realismus. Diese Art der Naturfotografie zeigt impressionistische Wege, die bis an die äußersten Grenzen des möglichen ausgenützt werden können.

„Schönheit schmerzt“, sagte einmal der Meister der Farbfotografie: Ernst Haas (1921-86), „und wenn sie am stärksten schmerzt, löse ich aus.“ die Farben sind auch der alleinige Grund, um solche Aufnahmen zu machen. In ihrer malerischen Komposition, entstanden durch Bewegung und Leuchtkraft entstehen so impressionistische Bilder in zarter Schönheit.

Die Technik

Zur Aufnahmetechnik dieser Fotos ist folgendes zu sagen: Für Fotos dieser Art kann man die Tipps für normale Blumen- und Baumfotografie getrost vergessen. Fehler, vor denen in jedem fotografischen Lehrbuch gewarnt wird, gelten hier in der Regel nicht. Die interessantesten Effekte erreicht man hier bei Übersichtsaufnahmen bzw. Massendarstellungen von Blumen, die man in der „normalen“ Pflanzenfotografie tunlichst vermeiden sollte. Auch der Wind, der bei solchen Aufnahmen ansonsten Unschärfe verursacht, kann uns hier nichts anhaben.

Die Kamera während der Aufnahme bewegen

Bei dieser Art von Bildern wird die Digitalkamera während der Belichtung je nach Motiv in eine bestimmte Richtung bewegt. Etwa direkt auf die Blüte von oben nach unten. Hierdurch entsteht ein Effekt, als wäre das Foto mit einem Zoomobjektiv gemacht, das während der Belichtung schnell verstellt wurde. Aber auch wenn das Zoomobjektiv während der Belichtung verstellt wird, entstehen interessante und sehenswerte Effekte. Andere gestalterische Möglichkeiten bieten sich, wenn man die Kamera während der Belichtung dreht. Wenn sich das Hauptmotiv, eine Blüte, ein Blatt oder eine Baumkrone genau in der Mitte befindet, entstehen fast tunnelartige Bilder, da sich die Drehung der Kamera in Richtung Bildränder immer deutlicher zeigt. Bewegt man die Kamera vertikal, horizontal, diagonal, In Kreisen oder in Wellenlinien, so entstehen die unterschiedlichsten Farbspuren oder Tupfer. Besonders prächtige Motive sind Bäume mit herbstlichem Laub.

Ein kleines Problem war in den Anfangszeiten der Digitalfotografie die Auslöseverzögerung der einfachen kompakten Kameras. Doch mit etwas Erfahrung und Routine, die man mit der Zeit bekam, ließ sich auch dieses Bewältigen. Heute ist dies allerdings kaum mehr ein Problem. Die verwendeten Belichtungszeiten schwanken bei meinen Aufnahmen zwischen 1/30 und 1/8 Sekunde. Bei zu großer Helligkeit des Motivs kann es bei diesen langen Belichtungszeiten zu Überbelichtungen kommen. Einziger Ausweg ist hier, das Bild bei bewölktem Himmel zu machen oder ein bzw. mehrere Graufilter zur Lichtreduzierung zu verwenden.

Bewegungsunschärfe löst die fotografischen Konturen auf. Dadurch verblasst die Farbe und wird dabei oft durchsichtig. Es entstehen so zarte, impressionistische Bilder. Will man die Farben jedoch etwas kräftiger, so bietet der PC eine wunderbare Möglichkeit, diese zu verstärken oder gar das Bild als ganzes zu verändern oder zu verfremden. Das was früher Stunden an Dunkelkammerarbeit kostete, ist heute mit einem Bildbearbeitungsprogramm in wenigen Minuten möglich.

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Text und Fotos: Walter J. Pilsak

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