Deutschlands tiefstes Loch bei Windischeschenbach

Deutschlands tiefstes Loch bei Windischeschenbach

KTB Forschungstiefbohrung in Nordostbayern ist 9101 Meter tief


Begonnen wurde Deutschlands tiefstes Loch mit einer Vorbohrung, die im April 1989 bei einer Tiefe von 4000 Metern beendet wurde. Ihr Ziel war unter anderem die Sammlung wissenschaftlicher Daten sowie die Erkundung schwieriger Gebirgsabschnitte für die Planung der Hauptbohrung. Ein Ergebnis der wissenschaftlichen Auswertung der Vorbohrung war auch die Erkenntnis, dass man die angepeilten 14 Kilometer Tiefe wegen zu hohen Temperaturen im Bohrloch nicht erreichen würde. Die elektrischen Messsonden und Steuerungsgeräte vertragen nicht mehr als 300 Grad. Diese Temperaturen würden bei einer Tiefe von über 10.000 Metern überschritten werden. Mit dem 83 Meter hohen Turm der Hauptbohrung, der etwas östlich der Vorbohrung steht, wurde seit dem Herbst 1990 gearbeitet. Es wurde übrigens dafür die größte und modernste Landbohranlage der Welt entwickelt. Bei der Hauptbohrung wurde der rotierende Meißel mit einer Kraft von 5 bis 20 Tonnen durch das Gestein getrieben. Auf diese Weise wurden ein bis zwei Meter pro Stunde gebohrt. Etwa alle 50 Meter war der Meißel abgenützt und musste ausgewechselt werden. Am 10.10.1994 erreichte man mit 9101 Meter die Endtiefe. Dort herrschten Temperaturen um 265 Grad.

(..)

Warum gerade die nördliche Oberpfalz für diese Bohrung ausgewählt wurde, erklären Geologen folgendermaßen: Zwischen Erbendorf und Windischeschenbach befindet sich der Westrand der sogenannten „Böhmischen Masse“. Hier kollidierten vor 300 bis 350 Millionen Jahren zwei Kontinente. Dadurch wurden verschiedene Krustenbereiche übereinandergeschoben, wobei auch tiefliegende Teile der Erdkruste in erbohrbare Tiefen angehoben wurden. Da sich hier die Nahtstelle mehrerer tektonischer Einheiten von unterschiedlichem Alter und verschiedener Zusammensetzung befindet, ist deren Erforschung von besonderem Interesse. Das Ziel der Bohrung war es auch, neue Erkenntnisse über Rohstoffvorkommen in den tieferen Erdschichten zu gewinnen. Ebenso sollen die für Erdbeben verantwortlichen Spannungen untersucht werden. Insgesamt waren an dem Projekt 350 Wissenschaftler aus zwölf Ländern mit 140 verschiedenen Forschungsvorhaben beteiligt. Bis 2001 betrieb das GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) in der Anlage ein Tiefenobservatorium, das die weitere wissenschaftliche Nutzung der beiden Bohrungen im Rahmen des ICDP betreute. Bis heute wird die Bohrung für weitere wissenschaftliche Experimente genützt.

Besucher können die immer noch weltweit größte Landbohranlage besichtigen. In einem Informationsgebäude an der KTB-Bohrstelle erfahren sie interessantes über Sinn und Zweck als auch über den gesamten Ablauf der Bohrung. Auch bei Veranstaltungen und Sonderausstellungen über aktuelle Geowissenschaftliche und Geotechnische Themen kann sich der Besucher informieren.

(..)

Zu erreichen ist Deutschlands tiefstes Loch von der A 93 Ausfahrt Windischeschenbach oder Ausfahrt Falkenberg aus.

Text und Fotos: Walter J. Pilsak

INTERESSE AN DIESEM THEMA?
Der Text wird hier nur unvollständig angezeigt, liegt aber komplett vor. Es gehört zum Service von Reportagen.de, dass wir Texte noch einmal komplett überarbeiten, bevor wir diese an unsere Kunden ausliefern. Zu jedem Thema können wir auf Wunsch eine vielfältige Bildauswahl von 20-50 Motiven liefern. Der Text wird entsprechend Ihren Wünschen umgeschrieben und erweitert. Klicken Sie bei Interesse bitte auf den großen "Bestellen" Button (unverbindliche Kontaktaufnahme).