Blumen – ganz nah

Blumen – ganz nah

Die filigranen Details unserer Blüten

Unsere Natur ist voll von faszinierenden Blüten. Mit ihren wunderschönen Farben und angenehmen Düften veranlassen sie uns zum Träumen. Unzählige Poeten wurden schon beim Anblick von farbenprächtigen Blüten zu lyrischen Texten inspiriert und unzähligen Malern standen diese "Meisterwerke der Natur" schon Modell.

In dem Gedicht „Knospe und Blüte“ von Friedrich Emil Rittershaus heißt es:

In des Kelch’s geheimste Tiefen
Taucht hinein der Sonnenstrahl;
Leise, wonnebebend küsst er
Jedes Blättchen tausendmal....

Tauchen doch auch wir einmal mit unseren Augen in die geheimsten Tiefen unserer heimischen Blüten ein! Wenn wir dazu vielleicht ein Vergrößerungsglas zur Hilfe nehmen, bieten sich uns überraschend schöne Bilder. Wir sehen von den Blüten nie gesehene Ansichten, so dass unser Staunen über unsere Blumen noch größer wird. Bei diesen Nahsichten kann es jede Blüte in Punkto Schönheit mit den Orchideen aufnehmen, selbst wenn sie aus der Entfernung noch so unscheinbar und nichtssagend erscheint. Selbst ein Gänseblümchen wird dann zu einem Meisterwerk der Natur.

Diese vielfältige Schönheit entstand jedoch nicht, um uns Menschen zu erfreuen, sondern ganz allein aus Fortpflanzungsgründen. Es sollen Insekten angelockt werden, von denen es größtenteils abhängt dass sie befruchtet werden, wodurch ihre Fortpflanzung gesichert ist. Den kleinen Blütenbestäubern ergeht es hier wie uns Menschen. Auch sie werden von einer ästhetischen Form, von Blütenmustern, Düften und von bestimmten Farben angezogen. Dies haben schon Versuche mit Blütenattrappen ergeben.

Besonders gerne werden von den Insekten die gelben oder kontrastreichen Blüten angeflogen. Weniger attraktiv für Bienen sind dagegen rein rote Farben, da diese von ihnen nicht als solche erkannt werden. Rosa und violettfarbene sind dagegen für sie unwiderstehlich. Ein schönes Beispiel ist das Vergissmeinnicht. Bei dieser Blume setzt sich der gelbe Ring um die Öffnung der Kronröhre so auffällig von der himmelblauen Farbe des Kronblattsaumes ab, dass die Blüte für Insekten weithin sichtbar ist. Auch bei der Digitalis purpurea, dem Roten Fingerhut, werden Insekten und speziell die Hummeln von den dunklen und hell umrandeten Flecken der Blüteninnenseite angelockt. Diese deuten diese höchstwahrscheinlich als Staubbeutel.

Obwohl die Blüten sehr unterschiedlich aussehen können, besitzen sie grundsätzlich die gleichen baulichen Merkmale. Es sind dies die Blütenorgane, Narbe, Griffel und Fruchtknoten, welche das Fruchtblatt bilden. Dieses bezeichnet man auch als Ginözeum. Weitere Organe sind das Staubblatt oder Andrözeum, das Kronblatt, das Kelchblatt, der Blütenboden und der Stängel.

Wenn wir uns das Innere einer Blüte genauer betrachten, dann sehen wir das Fruchtblatt und die Staubblätter als auffälligste Teile. Sie sind die wichtigsten Teile und für die Fortpflanzung zuständig. Das äußere der Blüte besteht aus den Kelchblättern, die meist grün sind und den oft auffällig gefärbten Kronblättern. Diese dienen zum Schutz der Blüte und fungieren gleichzeitig durch ihre Farbe und Musterung als Lockmittel, um Insekten anzuziehen. Besonders schön kann man die typischen Teile einer Blüte an den Tulpen beobachten.

Text & Fotos: Walter J. Pilsak