Farbe pur

Farbe pur

Kinder sehen Farben viel intensiver als Erwachsene. Wer an seine Kindheit zurückdenkt, der wird sich daran erinnern, dass Farben auf ihn damals eine ganz andere Wirkung hatten, als heute. Als Kind nimmt man Farben viel kräftiger war. Man sieht sozusagen „Farbe pur“!

Als Erwachsener nimmt man Farben nicht mehr so bewusst war. Sie wurden im Lauf des Lebens sozusagen alltägliche Realität. Farben sind für viele nicht mehr das neue, aufregende und schöne, wie sie ein Kind sieht. Trotz allem haben Farben auf uns immer noch eine Wirkung, auch wenn dies eher unbewusst geschieht. Sie beeinflussen unsere Gefühle und Sinne und auf Bewusstsein und Körperempfindungen wirken sie ebenso. Farben können aber auch therapeutisch zum Heilen eingesetzt werden. Jeder weis, dass die Farbe Rot anregend auf unseren Organismus und die Psyche wirkt, Blau und Grün dagegen üben eine beruhigende Wirkung aus.

Die anregende Wirkung von Farben

Farbe beschwingt unsere Sinne, macht uns heiter und froh. Denken wir nur an den Monat Mai, wenn alles in bunter Pracht blüht. Gelbe Löwenzahnwiesen und auch die Rapsfelder erstrahlen in einem leuchtenden Gelb, Blumen blühen in allen Farben und auch die Obstbäume stehen in vollen Blütenpracht da. Diese Farbenpracht regt uns förmlich an und stimmt uns heiter. Dies gilt selbst dann, wenn das Wetter trüb und schlecht ist. Das gleiche gilt für den Herbst, wenn das Laub unserer Bäume in allen Farbvarianten erstrahlt. Im Sommer dagegen, wenn fast alles verblüht ist und alles in einem eintönigen Grün erscheint, fehlt die anregende Wirkung der Farben.


Die Symbolkraft der Farben

Farben haben eine große Symbolkraft. Gelb symbolisiert für jeden die Sonne, die bei allen Völkern eines der wichtigsten Symbole darstellt. Sie wurde als Gott verehrt und ihr gelbes Licht verkörperte die göttliche Intelligenz. Gelb ist Wärme, Licht und Energie zugleich. Wenn man vor einer gelben Wand oder einem gelben Plakat steht, meint man förmlich die Wärme zu verspüren. Dabei kommt es wiederum darauf an, welchen Ton dieses Gelb hat. In China ist die Farbe Gelb dem schöpferischen Prinzip zugeordnet und in Ägypten sah man im Gelb das Weibliche und sanfte.

Bei uns gilt Gelb etwa seit dem Mittelalter als Farbe des Neides. Gelb soll aber auch die Farbe von diskriminierten Gruppen sein.

Bei uns heißt es: „Rot ist die Liebe“! Doch ist Rot nicht nur die Farbe der Liebe, sondern auch die der Märtyrer und deren Blut. Rot ist auch die Farbe des Feuers. Es demonstriert Macht und Herrschaft über Leben und Tod. Haben doch im hebräischen die Worte Blut und Rot den gleichen Ursprung: „Dm“ bedeutet Rot und „dom“ heißt Blut. Das leuchtende Rot war die Farbe der griechischen Kriegsgötter Phoebus und Ares und auch im Christentum war rot dem männlichen Prinzip verbunden. Die Kardinäle der katholischen Kirche tragen noch heute ihr rotes Gewand. Dieses erinnert so an eine lodernde Flamme und symbolisiert das Sinnbild des Göttlichen.

Das kalte „Blau“

Blau zählt im Gegensatz zu rot und gelb, zu den sogenannten kalten Farben. Es erzeugt bei den meisten Menschen ein Gefühl der Kälte, wirkt zugleich aber auch beruhigend. Es ist die Farbe des Himmels und des Wassers. Blau verkörpert nicht nur das weibliche Prinzip, sondern auch das „Ferne“, das „Göttliche“ und das „Geistige“. Es ist deshalb auch die Farbe der Himmelsgötter.

Farben aus der Natur

Farben bzw. Farbstoff war früher sehr wertvoll. Heute ist es für uns ein leichtes, etwas zu färben. Wir kaufen uns in der Drogerie einfach ein Päckchen Farbstoff und schon kann der Färbevorgang beginnen. Im Mittelalter stellte man Roten Farbstoff aus der Kulturpflanze Krapp her. Blau wurde aus Färberwaid und Gelb aus Färberwau, Apfelbaumrinde und noch einigen anderen Wildpflanzen hergestellt. Auch noch viele andere Pflanzen eignen sich zur Herstellung einer Farblösung.

Wer der Chemie überdrüssig ist, der kann sich aus einheimischen Pflanzen seine eigenen Farblösungen herstellen. Die Schafgarbe ergibt ein warmes Gelb und für Goldgelb eignet sich die einheimische Goldrute. Grüngelb kann man aus Rainfarn und Braun aus Rosskastanienschalen gewinnen. Mit Preiselbeeren kann man Wolle zartrosa färben und mit Maiglöckchenblätter wird sie grün. Hellbraun erzeugt man mit Zwiebelschalen und auch Kaffee und Tee haben eine färbende Wirkung, wie fast jeder aus leidvoller Erfahrung weiß.

Text & Fotos: Walter J. Pilsak