Rinde – die Haut der Bäume

Rinde – die Haut der Bäume

Die Rinde ist die Haut und zugleich das Gesicht eines Baumes. Sie schützt ihn vor mechanischen Einwirkungen, starker Strahlung und vor Angriffen von Pilzen, Bakterien, Borkenkäfern und anderen Schadinsekten. An der Struktur und Farbe der Rinde erkennen wir Laubbäume selbst in den Wintermonaten. Die Buche hat z.B. eine Rinde, die bis ins hohe Alter dünn, glatt und silbergrau bleibt. Nur selten kommt es bei ihr zu einer Borkenbildung. Auch die Rinde der Esche ist glatt. Allerdings nur bis zu einem Alter von 30 Jahren. Danach wird sie zunehmend längsgefeldert und gefurcht. Ganz anders dagegen die Rinde der Eiche. Nachdem sie in der Jugend auch glatt ist, verwandelt sie sich zunehmend in eine längsrissige Borke. Auch die Kiefer bekommt im Alter eine grau- bis rotbraune Borke. Kinder verwendeten sie früher oft, um daraus Schiffchen zu schnitzen. Wie freundlich wirkt doch dagegen die weiß-schwarze Rinde der Birke. Die abstehenden flimmernden Häutchen, die sich im Wind zitternd bewegen, erscheinen filigran.

Eine Rinde besteht aus mehreren Schichten. Außen ist die wasser- und luftdurchlässige Borke, die im Verlauf des sekundären Dickenwachstums gebildet wird. Darunter befindet sich die relativ schmale Schicht der sekundären Rinde, die man auch als Bast oder Phloem bezeichnet. In dieser sind die Leitungssysteme für den Transport der Assimilationsprodukte. Dazu kommen noch Grundgewebezellen, Festigungsgewebe und Korkgewebe. Die Rinde schützt das sogenannte Kambium. Es ist eine dünne Schicht lebender Zellen, die an der Außenfläche des Stammes sitzt. Durch die Aktivität des Kambiums wird übrigens die Rinde eines Baumes zunächst einmal gebildet. Und zwar aus den Zellen, die es nach außen abgibt.

Diese werden nicht zu Holz, sondern zum sogenannten Bast. Durch diese Bastzellen werden also die Produkte der Photosynthese aus den Blättern stammabwärts gebildet. Nachdem das Kambium immer neue Zellen bildet, werden die alten nach außen gedrückt. Während der abgestorbene Teil dann die Borke bildet, entwickeln sich die anderen Zellen noch zu dem Korkkambium, welches dann den stark isolierenden Kork produziert. Das Kambium erzeugt aber nicht nur die Rinde, sondern bringt auch noch ein anderes Gewebe hervor, das sogenannte Xylem. Darunter ist nichts anderes als das Holz des Baumes gemeint.

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Rinde vielseitig verwendbar

Bis vor noch nicht allzu langer Zeit stellte die bei Entrindungsanlagen anfallende Schälrinde ein Abfallproblem dar. Sie wurde ganz einfach auf die Mülldeponien gekippt. Heute, da sich das Umweltbewusstsein breiter Bevölkerungsschichten geändert hat, wird auch die Rinde nicht nur mehr einfach weggeworfen.. Man ist sich wieder bewusst, welch hochwertiges Naturprodukt sie darstellt. Es wird jetzt in Verarbeitungsanlagen Rindenmulch, Rindenhumus oder Rindenkultursubstrat daraus hergestellt. So wird dieser wertvolle Stoff wieder auf natürliche und schonende Weise der Natur zurückgeführt.

Rinde wurde und wird auch noch heute zu Heilzwecken in der Heilkräuterkunde verwendet. Weidenrinde gebraucht man zum Beispiel bei Fieber. Daraus entwickelte sich dann die Entstehung eines weltbekannten Medikaments – dem Aspirin. Auch die Rinde der Esche, welche u.a. auch Cumarinverbindungen enthält, wirk fiebersenkend sowie harntreibend.

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Text und Fotos: Walter J. Pilsak
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