Alles für die Kleinen!

Wie sich Tiereltern um ihren Nachwuchs kümmern
Serie "Wunder der Natur"
Alles für die Kleinen!

Gerade mal zwei Kilo wiegt ein Gorilla-Baby nach der Geburt. Doch in nur zehn Jahren wird sich das kleine Fellbündel zu einem zwei Meter großen und 100 Kilo schweren Dschungel-König mausern. Die perfekte Kinderstube von Familie Gorilla macht das kleine Wunder möglich. Vier Jahre lang wird das Äffchen von seiner Mutter gesäugt. Ihre Beziehung ist innig und vertrauensvoll. Die Mutter bleibt immer in der Nähe ihres "Babys". Auch der Rest der Affenbande ist kinderlieb. Wenn Klein-Gorilla Müde ist, wird es von seinen Tanten und Geschwistern zärtlich an die Brust gedrückt und gewogen. Manchmal streiten sich die Älteren sogar um das Vorrecht, mit dem Kleinen zu schmusen. Und wenn der Affenclan weiterzieht, darf Klein-Gorilla auf Papas ein Mittagsschläfchen halten.

Eine so gute Kinderstube wie bei Familie Gorilla ist in der Natur keineswegs selbstverständlich. Viele Tiere sichern ihren Bestand, indem sie möglichst viele Nachkommen produzieren. Ein paar davon werden schon irgendwie überleben. Wer jedoch wenige Kinder hat, muss sie beschützen, erziehen und aufpäppeln. Hier ist stets der volle Einsatz der Eltern gefragt. Besonders deutlich wird dies auch bei Elefanten. Die schweren Kolosse sind erst mit 26 Jahren ausgewachsen. Schon die Stillzeit beträgt 4-6 Jahre. Da eine Elefantenkuh nur ein Kind gebären kann, wird das Kleine automatisch zum Nesthäkchen. Stets sind mehrere Alttiere um das Wohlergehen des Dreikäsehochs bemüht. Dafür steht sogar ein eigener "Kindergarten" zur Verfügung, der von einer erwachsenen Kuh bewacht wird. Diese Tante kaut dem Kleinen sogar die Nahrung vor. Welch ein Luxus für Dumbo!

Von einer Unterstützung durch die Verwandtschaft kann die Ameisenbärin nur träumen. Sie muss ihr Junges ganz alleine durchbringen. Tag für Tag schleppt sie den Fidibus auf dem Rücken durch die Gegend. Selbst wenn der Kleine nach einem Jahr 80 Kilo wiegt, darf er noch wie mit einer Sänfte auf Mamas Rücken durch die Gegen schaukeln. Zwischendurch muss die Arme auch noch als Spielmobil herhalten. Scheinangriffe und Sprungattacken wehrt Mama Ameisenbär geduldig ab. Irgendwie muss ihr Junges schließlich seine Geschicklichkeit trainieren. Und da es bei Ameisenbären keine Geschwister gibt, muss halt die Mama herhalten. Da hat es der Nachwuchs von Frau Wildkatze besser. Zwei bis vier Miezekatzen toben in der Nähe ihres Versteckes herum und üben so für den Ernst des Lebens. Zuerst hat es Mama Wildkatze noch relativ leicht: Die ersten 12 Tage liegen die Kätzchen blind und hilflos in der Höhle und ernähren sich ausschließlich von Muttermilch. Doch schon nach sechs Wochen begleiten sie ihre Mutter zum ersten Mal auf die Jagd. Für die Alte beginnt jetzt ein echter Streß-Job.
Western Gorillas, female with young   /   (Gorilla gorilla gorilla)   /   Westliche Flachlandgorillas, Weibchen mit Jungtier
Western Gorillas, female with young   /   (Gorilla gorilla gorilla)   /   Westliche Flachlandgorillas, Weibchen mit Jungtier   /   [Tiere, animals, Saeugetiere, mammals, Menschenaffen, Primaten, apes, primates, Afrika, africa, aussen, outside, seitlich, side, Portraet, portrait, Ruecken, back, Wiese, Gras, meadow, grass, adult, Mutter & Kind, mother & baby, zwei, two, Querformat, horizontal, Vertrauen, trust, confidence, Transport, transportation, weiblich, female, schwarz, black]
Emperor penguin (Aptenodytes forsteri) Emperor penguins, chick, chicks, colony, Dawson-Lambton glacier, Antarctica, December.
Kaiserpinguin, Kaiserpinguine, Pinguin, Pinguine, Junger, Junge, Kleine, Kolonie, Dawson-Lambton Gletscher, Antarktis, Dezember.
Die Kleinen wollen das Jagen lernen, verhalten sich aber oft noch so ungeschickt, dass ihr so mancher Fang durch die Lappen geht. Trotzdem haben die Kätzchen stets einen Riesenappetit. Und sie wollen spielen. Und schmusen. Und eine ausgiebige Fellpflege bekommen... Zum Glück sind die süßen Plagegeister nach drei Monaten ausgewachsen. Viel länger hätte ihre Mutter das Theater sicher auch nicht ausgehalten.

Bei Familie Meise teilen sich zwei die Arbeit. In unermüdlicher Akkordarbeit fliegen Mama und Papa Meise bis zu 1000 mal pro Tag mit neuer Nahrung heran! 14 hungrige Mäuler warten hier in Rekordjahren auf die nächste Mahlzeit. Den Meiseneltern gelingt das Kunststück, ihren Nachwuchs in nur zweieinhalb Wochen so weit aufzupäppeln, dass die Kleinen flügge werden. Und da die Meiseneltern so flink sind, können sie in guten Jahren sogar zweimal Nachwuchs bekommen.

Kraniche riskieren oft Kopf und Kragen für ihre Jungen. Da die Küken ohne Schutz am Boden aufwachsen, sind sie eine leichte Beute für Reinecke Rotfuchs. Doch der schlaue Fuchs rechnet nicht mit dem Mut und der List der Kranich-Eltern. Hinkend und mit hängenden Flügeln simuliert einer der Beiden eine Verletzung, während der andere schnell die Kinder in Sicherheit bringt. Ist dies geschehen, verwandelt sich die "fette Beute" innerhalb von Sekunden in eine Furie und jagt den verblüfften Fuchs flügenlschlagend davon. Wer hier wohl schlauer war!

Auch die Kaiserpinguine legen eine erstaunliche Opferbereitschaft an den Tag. Nachdem das Weibchen ihr einziges Ei gelegt hat, beginnt für das Männchen eine 100-tägige Fastenzeit. Zwei Monate lang bleibt Papa Pinguin auf dem Ei sitzen, um es vor der Eiseskälte der Antarktis zu schützen und auszubrüten. Die Alte wandert unterdessen zum Meer zurück, um sich ausgiebig an Krebsen und Tintenfischen satt zu fressen. Nach 60-70 Tagen kehrt sie zurück, um beim aufpäppeln des Mini-Pinguins zu helfen. Nach 3-4 Wochen ist das Junge dann so weit herangewachsen, dass Papa Pinguin zum ersten Mal wieder auf Nahrungssuche gehen kann. Rund 30-40% Prozent seines Gewichtes hat er in dieser Zeit verloren.

Zu guter letzt soll hier noch mit einem alten Vorurteil aufgeräumt werden. Kohlraben, deren Ehe von lebenslanger Treue geprägt ist, sind zwar echte Rabeneltern, aber ihren Kindern geht es prima. Das Nest ist perfekt gebaut, innen weich ausgepolstert und wird regelmäßig gereinigt. Die Nahrung kommt im Minutentakt und wenn es heiß wird, erfrischen die Rabeneltern ihre Jungen, indem sie ihr Bauchgefieder mit Wasser benetzten und mit der erfrischenden Ladung zum Nest eilen. Rabeneltern sind wahrlich besser als ihr Ruf!

(..)

Text: Michael Krabs
Fotos Zoonar

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