Das Leutratal bei Jena - Naturparadiese unserer Heimat (6)

Das Leutratal bei Jena
Wo Meister Lampe durch Orchideenwiesen hoppelt

Reizvoll ist die Umgebung der Stadt Jena. Geprägt von der Saale und ihren Nebenbächen wechseln sich Täler, Hänge und Plateaus ab. Hier befindet sich das bekannteste Orchideenparadies der Bundesrepublik. Das "Leutratal" gehört zu den ältesten Schutzgebieten Thüringens und fand bereits vor der Jahrhundertwende wegen seiner floristischen Vielfalt Beachtung. Fast 1000 verschiedene Pflanzenarten können hier bewundert werden. Nirgendwo sonst gibt es einen vergleichbaren Pflanzenreichtum auf so kleinem Raum.

An den spärlich bewaldeten Hängen gedeihen vor allem wärmeliebende Pflanzen und tauchen die Landschaft in ein südländisches Flair. Seltene Orchideen wie Frauenschuh, Knabenkraut oder Korallenwurz wachsen in größeren Beständen auf den Hängen. Eisenhut, Adonisröschen, Nieswurz, Schwarzkümmel, Windröschen oder die blauviolette Akelei sind hier ebenfalls zu finden. Sie gehören zur Familie der hahnenfußartigen Gewächse, von denen viele wegen ihrer auffälligen Erscheinung oder durch die Verwendung als Heilpflanze bekannt sind. Zumindest optisch sind die oft giftigen Pflanzen ein Genuß.

Nicht nur die Spaziergänger werden von den prachtvollen Blüten in ihren Bann gezogen. Bienen, Hummeln und Wespen werden in Scharen angelockt und mehr oder weniger freiwillig zum Transport der Pollen herangezogen. Wenn die Insekten die Blüten anfliegen, kommen sie zwangsläufig mit dem Staubblatt und der Narbe in Berührung. Dabei nehmen sie neue Pollen auf und streifen andere ab.

Der süße Nektar der Blüten lockt auch die knallgelben Zitronenfalter an. Sie gehören trotz ihrer riskanten Überwinterungsmethode zu unseren häufigsten Schmetterlingen. Zitronenfalter fliegen nicht wie Admiral oder Distelfalter über die Alpen in den warmen Süden und überwintern auch nicht in Mauerritzen oder auf Dachböden wie manch anderer Falter. Sie fallen in eine Winterstarre, wie es Frösche und Eidechsen tun. Während der Winterstarre sind die Tiere zu einer Art "lebendigem Fossil" steifgefroren.

Doch während sich Eidechsen und Frösche dafür im Boden eingraben, hängt der Zitronenfalter eingefroren an einem Ast oder der Rinde eines Baumes. Kaum zu glauben, daß der zarte Falter diesen Zustand überleben kann. Doch an den ersten wärmeren Tagen erwacht er und kündigt als erster Schmetterling den nahenden Frühling an.

Zu den Überlebenskünstlern im Tierreich gehört auch "Meister Lampe". Er ist alles andere als ein "Angsthase". Wenn Feinde nahen, wartet er geduckt bis zur letzten Sekunde ab, bevor er aus seinem Versteck springt und davonläuft. Besonders aufpassen müssen die jungen Hasen: Sie sind beliebte Beutetiere für Füchse, Greifvögel und Wildkatzen. Ein "alter Hase" hingegen ist schwer zu fangen. Er kennt sein Revier genau und hat gelernt, mitten im Lauf blitzschnelle Haken zu schlagen.

Nachts treffen sich die Hasen oft und verbringen die Nacht zusammen in der Gruppe. Da man sie am Tage meist allein sieht, gelten sie als Einzelgänger. In Wirklichkeit sind Hasen aber sehr gesellige Tiere. Das unterscheidet sie von den Eulen. Der äußerst seltene Sperlingskauz lebt die meiste Zeit des Jahres als Einzelgänger. Er ist unser kleinster Kauz und neben der Sumpfohreule die einzige heimische Eule, die auch am Tage auf Beutejagd geht.

Auch andere seltene Vögel wie die lebhafte Dorngrasmücke oder der raffinierte Kleiber finden hier ideale Lebensbedingungen. Der Name des Kleibers rührt von "Kleber" und deutet auf eine schlaue Verhaltensweise des Vogels hin. Viele Kleiberarten kleben das Loch ihrer Nisthöhle zum Schutz vor Feinden bis auf eine kleine Öffnung mit Lehm, Harz und Pflanzenfasern zu. Erst wenn die Jungen flügge werden, brechen sie den Schutzmantel auf.


Wo befindet sich das Leutratal?
Das Naturschutzgebiet "Leutratal" liegt im Ostthüringer Muschelkalkgebiet in der Umgebung von Jena nahe des Örtchens Leutra. Der Naturschutzbund hat seine Landesgeschäftsstelle in Leutra eingerichtet und bietet im Leutratal auch Exkursionen an.


Copyright: Michael Krabs
Fotos: Zoonar

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