Gipfelblick am Ararat

Abenteuerlicher Aufstieg zur "Wiege der Menschenheit"
Gipfelblick am Ararat

„Der Ararat steht für allen Anfang. Hier ist die Wiege der Menschheit. Hier ist Noah mit seiner Arche gelandet. Hier konnten die Menschen nach der Sintflut neu beginnen.“ Zitat: Fritz F. Pleitgen

Die Reise beginnt mit einer Busfahrt nach Dogubayazit, der Kleinstadt zu Füßen des Ararat. Die Landschaft ist herrlich: karge Hügel, Gras, Steine, Disteln, eine vielfarbige Erde und Wege, die Ziegen und Schafe seit Jahrhunderten in die Landschaft zeichnen,. Zwischendurch ärmliche Dörfer, gestapelte Kuhfladen als Brennmaterial und dünne, kleine Kühe. Heulaster kommen uns mit atemberaubender Geschwindigkeit entgegen. Männer arbeiten auf den Feldern wie seit jeher: Sensen in der Hand, Heugabeln, manchmal haben sie ein Pferd zu Hilfe. Das Bild ist fremd und vertraut zugleich und es wird beherrscht vom Anblick des majestätischen Ararat. In der Ebene um Dogubayazit leuchtet einsam der Gipfel dieses Berges, 5167m hoch, gekrönt von einer schneeweißen Gletscherhaube.

Der Ararat ist natürlich bekannt durch die biblische Geschichte. An seinen Hängen soll vor vielen tausend Jahren die Arche Noah nach der Sintflut angelegt und das menschliche Leben nach dem göttlichen Strafgericht erneut begonnen haben.

Am Fuße des Berges hat ein Erdrutsch vor einigen Jahren eine Formation freigelegt. Die Umrisse des harten Erd- und Steingebildes lassen die Formen eines Schiffes vermuten – das Wrack der Arche Noah. Die früheren Holzbauteile sind verfault oder als Feuerholz verbrannt worden – echte Überreste des Schiffes hat man daher nie gefunden.
Ein seltsames Gefühl ist es trotzdem, die scheinbaren Beweise der biblischen Geschichte vor sich zu sehen.

(..) Text an dieser Stelle gekürzt

Der Aufstieg zum Lager 1 führt vom Ende des Fahrwegs sechs Stunden lang durch grüne Weiden bis auf eine Höhe von 3200m. Das Gepäck wird von Pferden getragen. Jedes Tier trägt zwischen 40 und 50 Kilo. Sichtlich macht das den Tieren keinen Spaß, aber so können ihre Besitzer etwas dazu verdienen.
Das Lager liegt auf einer idyllischen Wiese mit Bächlein. Ein letzter großer Treffpunkt der Bergsteiger, die auf den Gipfel wollen. Beim abendlichen Bier werden hier viele Bekanntschaften geschlossen und Tipps für den Aufstieg gegeben. Auch iranische Bergsteigergruppen trifft man hier. Frauen sind dabei – iranische Frauen in modernem Bergsteigeroutfit; ohne Kopftuch.

Vom Lager zwei aus, auf 4200 Meter Höhe, beginnt dann der Aufstieg. Es ist 3 Uhr am Morgen und bitterkalt. Doch die Wettervorhersage verspricht einen herrlichen Gipfeltag. Begleitet vom Licht des Vollmondes und dem unserer Stirnlampen geht es über Geröllfelder langsam nach oben. Der Gipfel des Ararat ist in eine Wolkenkappe gehüllt. Gegen 7 Uhr schiebt sich die Sonne langsam hinter dem Ararat hervor. Ein langer eindrucksvoller Schatten des Berges erscheint auf dem umgebenden Tiefland.

(..) Text an dieser Stelle gekürzt

Mancherorts scheint das Leben der Menschen hier still zu stehen. Ganze Familien leben als Nomaden mit ihren Ziegenherden an den Hängen des Ararat. Auch Familie Ceven lebt so. Sie leben in einfachen Zelten; ihr Leben sind die Ziegen. Ihre Wohnstätte ist immer genau dort, wo genug Gras für die Tiere wächst. Ein Sohn der Familie, Kemal, ist Bergführer am Ararat. Ab und zu bringt er dann ein paar Touristen mit. Sie werden herzlich empfangen und meist wird ein kleines Festessen veranstaltet. Das ist immer sehr gut und lecker für die Gäste, aber weniger schön für eine Ziege. Denn diese wird zu Ehren der Besucher geschlachtet und am Abend als leckerer Braten serviert.
Familie Ceven leben streng muslimisch. Deshalb hat auch zum fettigen Ziegenmahl kein Bier Platz. „Ein guter Freund hat mich einmal hier besucht“, erzählt Kemal, „ er hat sich heimlich vor dem Zelt eine Schüssel voller Bierdosen gestellt und heimlich ab und zu unter der Zeltplane hindurch danach gegriffen. Meine Mutter hat nichts gemerkt und meinen Freunden hat die Ziege gleich doppelt so gut geschmeckt.“

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Text und Fotos: Sabine Wiegand
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