Die Riesen der kleinen Insel

Komodo-Warane (Varanus komodoensis)
Die Riesen der kleinen Insel
Komodo-Waran
Varanus komodoensis

Der Blick schweift über die liebliche Insellandschaft. Inmitten der Hitze weht eine kühle Brise über die Hügelketten der Insel Rinca. Hier leben sie, die größten Echsen der Welt, die Komodowarane. Wer die urzeitlichen Tiere besuchen will, muß fast bis ans Ende der Welt reisen, denn die Echsen leben nur noch hier, auf den Inseln des Komodonationalparkes in Indonesien. Das Klima ist tropisch, es ist heiß, die Luftfeuchtigkeit fast unangenehm hoch.

Zwischen den Inseln Indonesiens verläuft die so genannte Wallace-Linie. Sie trennt die östlich von Java gelegenen bekannten Insel Bali und das weiter nördlich gelegene Borneo von den noch weiter östlich gelegenen Inseln Lombok und Flores. Diese Trennlinie ist nach dem englischen Naturforscher Alfred Russel Wallace benannt, der während seiner Reisen zwischen 1854 und 1862 festgestellt hat, daß bestimmte asiatische Säugetiere wie Elefanten, Tiger, Tapire und Orang Utans sehr wohl auf Sumatra, Java und Bali vorkommen, aber nicht auf Sulawesi, den Molukken und den kleinen Sunda Inseln. Flores liegt östlich der Wallace Linie und man findet hier keine großen asiatischen Säugetiere mehr, aber viele asiatische Vögel, Insekten und den Komodowaran. Er ist der größte, heute lebende Vertreter der Gattung der Warane.

Natürliche Feinde hat er aufgrund seiner Größe nicht. Seine Hauptnahrung stellt Aas dar; größere Tiere wie Büffel, Rotwild und Wildschweine greift er an und verletzt sie durch seine Bisse schwer.

Bei der Jagd versteckt sich der Waran im Gras und versucht ein großes Opfer so nah herankommen zu lassen, dass er ihm eine Bisswunde zufügen kann. Der Speichel des Komodowarans enthält verschiedene Wundbrand und Blutvergiftung auslösende Bakterien; so wird die Wunde infiziert und der Waran muß sein Opfer nur noch solange verfolgen, bis es an der Vergiftung zugrunde geht. Sogar Menschen sind gegen das Warangift nicht immun; nicht selten mußten infizierte Gliedmaßen bereits amputiert werden. Im Jahr 2007 starb ein neunjähriger Junge am Biß des Warans.

Vorsicht ist also allemal angesagt bei einem Besuch des Nationalparks.

Alle Inseln des Parkes sind vulkanischen Ursprungs und weisen ein bergiges, zerklüftetes Gelände auf. Die Insel Komodo ragt an ihrem höchsten Punkt 735 Meter über den Meeresspiegel auf. Aufgrund der stark ausgeprägten Trockenzeit hier, wächst im Bereich der Sundainseln kein tropischer Regenwald. Die Pflanzendecke besteht hauptsächlich aus Trockensavannen und lichten Trockenwäldern. Nur entlang von Wasserläufen findet sich etwas dichterer Monsunwald.

Während der Komodo-Waran nur selten auf eine Höhe von mehr als 400 Meter aufsteigt, kommt er in den Lebensräumen darunter praktisch überall vor. Am dichtesten sind seine Bestände im Bereich flacher, grasbewachsener Küstenstriche und der daran angrenzenden Hügelzone.

Doch viele ihrer Art gibt es nicht mehr und das Verbreitungsgebiet des Komodo-Warans ist eng begrenzt: Es erstreckt sich über nur sechs Inseln etwa in der Mitte der Kleinen Sundainseln. 1300 Exemplare der Echsen leben auf Rinca. 1700 auf Komodo, 100 auf Gili Motang und etwa 2000 auf der Insel Flores. Einige wenige kommen auf Padar und Uwada Sami vor.

Die Einzigartigkeit des Warans wurde erfreulicherweise schon früh erkannt. Bereits 1915 erließ der Sultan von Bima, ein Gesetz zum Schutz des «Ora», wie der Komodo-Waran in der indonesischen Sprache heißt. Auch die niederländisch-ostindische und danach die indonesische Regierung haben dem Komodo-Waran einen angemessenen gesetzlichen Schutz zukommen lassen. 1928 wurde die Insel Komodo als Reservat unter Naturschutz gestellt. Seit 1980 gibt es den gleichnamigen Nationalpark, der sich über 1817 qkm erstreckt.

Labuan Bajo auf Flores ist ein guter Ausgangspunkt für eine Reise zu den Waranen. Das kleine Fischerdorf hat sich dem Tourismus bereits ein bisschen geöffnet und organisierte Touren sind von hieraus möglich. Drei Stunden geht die schöne Fahrt durch die Inselwelt Indonesiens bis nach Rinca. Rinca ist die wenig bekannte „Schwesterninsel“ Komodos. Nur wenige Touristen verirren sich hierher, während Komodo vor Touristen förmlich überquillt.

Paradiesgleich erscheint das glasklare Wasser und die kleinen Einbäume- in ihnen harren die Fischermänner den ganzen Tag aus, um die tägliche Mahlzeit für ihre Familien zu angeln.

Hier draußen gibt es sehr entlegene grüne Inseln, mit weißen Sandstränden. Kleine Siedlungen sind vom Boot aus zu sehen. Doch kein Tourist hat hier je seinen Fuß aufgesetzt. Die meisten Menschen hier sind den Fremden verschlossen und wollen unter sich bleiben.
Das Schiff tuckert in eine lang gezogene Bucht hinein; der Anlandeplatz von Rinca. Von anderen Touristen keine Spur. Den Weg zum Haus der Ranger muß man alleine finden.

Bergan geht es und der Blick wandert über die sanften Hügel Rincas, bis hin zum Meer. Dort wird es grüner und bewaldet. Mangroven, Monsunwald, niedriges Buschland und Savanne. 741 Meter misst die höchste Erhebung hier. Oben weht ein leichter Wind. Die Echsen leben im Schutz des hohen Grases ein umsichtiges Wandern ist angebracht.
Wer die Tiere besuchen will, dem schließt sich ein Ranger an. Mit dicken Stöcken, zur Abwehr läuft er den Besuchern voran. Denn nicht immer sind die, bis 4 Meter lang werdenden Tiere, gut erkennbar.

Doch nur selten bekommt man die urzeitlichen Tiere in der ganz freien Wildbahn zu Gesicht. Ein Grund dafür sind sicher die anfänglichen misslungenen Versuche der Nationalparkranger, Tourismus und Artenschutz unter einen Hut zu bringen. Der Park und die Tiere zogen in den 80 und 90er Jahren immer mehr Besucher an. Unzufriedene Kunden – solche, die nach ihrer langen Reise nicht das Glück hatten, die Riesenechsen zu sehen und unzufrieden nach Hause fuhren. Wollte man nicht. Die Inseln wollten sich einen guten Ruf zulegen. Also fütterte man die Warane von nun an unmittelbar bei den Wohnhäusern der Ranger. Und die Tiere kamen und blieben. Damals und heute ist es nun die Garantie, Warane hier zu sehen. Noch immer muß man Glück haben, die Tiere in freier Wildbahn anzutreffen.

Dennoch:
die Unmittelbarkeit und das drachenartige Aussehen lässt dann den Atem stocken. Man ist, wie mit der Urzeit konfrontiert und beobachtet die Bewegungen der Echse wie hypnotisiert.

Langsam und träge erscheinen die urzeitlichen Tiere. Behäbig fast. Aber der Schein trügt; können sie doch eine Maximalgeschwindigkeit von 30 km/h erreichen. Fast unheimlich mutet der schwere graubraunen bis olivgrünen Körper an, mit dem langen, dicken Schwanz und den gut entwickelte Gliedmaßen mit klauenartigen Nägeln. Bei einigen der Tiere sind Tiefe Wunden und alte Narben auf der schuppigen Haut erkennbar. In ihrem bis zu 50jährigen Leben stellen sie sich so manchem Machtkampf mit Ihren Artgenossen.

Doch die Tiere sind wechselwarm. Das heißt, in den noch kühlen Morgenstunden können sich die Echsen kaum bewegen. Ihre Körpertemperatur passt sich nur langsam en steigenden Temperaturen des Tages an. Erst gegen Mittag wachen sie aus ihrer Lethargie auf und gegen auf Futtersuche. Für einen Eindruck „Auge in Auge“ oder ein gutes Erinnerungsfoto sei also ein Besuch am morgen empfohlen.

Trotz seiner Größe und der morgendlichen Lethargie ist der Waran ein guter Kletterer, der sich sowohl auf dem Land als auch im Wasser, schnell fortbewegen kann.

Die Fortpflanzung erfolgt bei den Komodo-Waranen jahreszeitlich gebunden: Die meisten Weibchen legen ihre Eier im Juli oder August, mitten in der Trockenzeit, ab. Die Gelegegröße schwankt gewöhnlich zwischen zwanzig und dreißig Eiern. Jedes Weibchen legt seine Eier in eine etwa vierzig Zentimeter tiefe Grube, die es zuvor an einem geeigneten Ort ausgehoben hat und die es danach wieder sorgfältig zuscharrt. Das Ablegen kann mehrere Tage in Anspruch nehmen. Ungefähr drei Monate lang bleibt das Weibchen an Ort und schützt sein Gelege vor Nestplünderern, insbesondere gegen Artgenossen. Danach verlässt es die Neststelle und überlässt seine Nachkommenschaft ihrem Schicksal.
Sie pflanzen sich erst im Alter von fünf bis sieben Jahren, wenn sie eine Länge von ungefähr 1,5 Metern aufweisen, selbst fort. Man schätzt, dass ihre Lebenserwartung vierzig bis fünfzig Jahre beträgt.


Derzeit haben zudem die wirtschaftlichen und innenpolitischen Probleme Indonesiens zur Folge, dass der Vollzug der Naturschutzgesetze vielerorts stark vernachlässigt wird. In verschiedenen Naturschutzgebieten wird gegenwärtig in verheerendem Ausmaß gewildert und geplündert.

Reiche Länder können sich den Naturschutz leisten. In Indonesien ist das anders. Wenn Naturschutz hier keine Touristen bringt, kostet er einfach nur Geld. Bisher blieb Indonesien vom Massentourismus noch weitgehend verschont. Aber vielleicht ist gerade darum Naturschutz dort so schwierig.

Doch die 20000 Touristen, die jedes Jahr ausschließlich wegen der Warane auf die Inseln kommen nehmen dabei vielfältige Transport- und andere Dienstleistungen in Anspruch. Bleibt daher zu hoffen, dass dem Wohlergehen und dem weiteren Schutz des Komodo- Warans von Seiten der indonesischen Behörden weiterhin die nötige Beachtung geschenkt wird.

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Text und Fotos: Sabine Wiegand
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