Interview mit Christian Felber

Einem Verfechter der Gemeinwohlökonomie und einem scharfen Kritiker der Globalisierung
Interivew mit Christian Felber - einem Verfechter der Gemeinwohlökonomie und einem scharfen Kritiker der Globalisierung

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die Gemeinwohlˆkonomie versteht sich im Gegensatz zu oft hermetisch abgeriegelten Firmenkomplexen mit ausschliefllicher Profitorientiertheit als Ökonomie, die der ganzen Gesellschaft zu Gute kommt.

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die junge Generation mutiert in einer naturarmen Technikwelt immer mehr zu gefühlskalten Managern, die in modernen Bürokomplexen ihrer Arbeit im Haifischbecken nachgehen.

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Laut Christian Felber erstickt der Sozialismus die individuelle Freiheit, während der Kapitalismus Beziehungen und die Gemeinschaft zersetzt - als Folge gibt es Massenarbeitslosigkeit und blank liegende Nerven.

Im Interview spricht Christian Felber über Begriffe wie „Demokratische Bank“ und „GemeinwohlÖkonomie“.

Der Österreicher ist Gründungsmitglied von Attac Austria und ein kluger Kopf, der sich u.a. kritisch mit dem Finanz- und Wirtschaftssystem rund um den Euro auseinandersetzt.

Sie haben u.a. romanische Philologie studiert und sind nebenberuflicher Tänzer. In welchen Situationen helfen Ihnen diese beiden Fähigkeiten im (beruflichen) Alltag?

Christian Felber: Das Sprachen-Studium ist eine unerschöpfliche Schatzquelle für meine Tätigkeit als Publizist, Referent und Kommunikator. Ich sehe die Welt sozusagen eine Schicht tiefer als es das oberflächliche Sprachverständnis erschließt – über die Durchdringung Form komme ich zu den geheimsten Inhalten. Eine winzige Kostprobe: „Konkurrenz“ bedeutet im lateinischen wörtlich eher Kooperation als Wettbewerb; Wettbewerb würde „Kontrakurrenz“ heißen. Und der Tanz bringt mich vom Kopf in den Körper, ins Fühlen und in die Empathie mit der Welt. Er gleicht mich aus und macht mich ganz, zu einem glücklicheren und sozialeren Wesen – auch im Interview und auf der Vortragsbühne.

Sie halten in ganz Europa Vorträge. Dabei geht es oft um das Thema Gemeinwohl-Ökonomie. Wie ist es denn aktuell um das „Gemeinwohl“ in Krisenländern wie Spanien bestellt – was bekommen Sie da vor Ort mit?

Christian Felber: In Spanien ist die Stimmung am Boden und sie sinkt weiter in den Keller. Es ist eine Mischung aus Enttäuschung, Ratlosigkeit und beginnender Not. Die fast 60% arbeitslosen Jugendlichen arbeiten, wenn sie Glück haben schwarz und wohnen bei ihren Eltern – auch noch mit 40. Da jetzt immer öfter auch die Eltern arbeitslos sind, leben alle zusammen von der Pension der Großeltern. Wenn diese sterben, bricht die finanzielle Basis des Familiensystems zusammen. Das ist eine tickende Zeitbombe, viele Eigentumswohnungen sind noch nicht abbezahlt und können aus der Sozialhilfe auch nicht bedient werden. Die Zwangsräumungen sind derzeit das größte Thema neben der Massenarbeitslosigkeit. Und es gibt gar kein Vertrauen mehr in Regierung, Parteien und Institutionen. Was aus dieser Vertrauenskrise in den nächsten Jahren erwächst, wird entscheiden sein. Von der demokratischen Transformation bis zum Bürgerkrieg ist alles möglich.

Die Gemeinwohl-Ökonomie beschreiben Sie in Ihrem Buch als potenzielles Wirtschaftsmodell mit Zukunft. Warum könnte die Gemeinwohl-Ökonomie z.B. eine Alternative zur kapitalistischen Marktwirtschaft bzw. zur zentralen Planwirtschaft sein?

Christian Felber: Weil sie den „gesunden Anteil“ der beiden großen Experimente – Freiheit und Gemeinschaft – miteinander verbindet, ohne ins Extrem, in die „-ismen“ zu fallen. Sozialismus erstickt die individuelle Freiheit und Kapitalismus zersetzt Beziehungen und die Gemeinschaft. Die Gemeinwohl-Ökonomie verbindet Freiheit und Gemeinschaft, indem sie die Wirtschaftsfreiheit und das private UnternehmerInnentum unter das verbindliche Oberziel des Gemeinwohls stellt. Somit koppelt sie das Eigennutzstreben verlässlich an das Gelingen von Beziehungen und Gemeinschaft zurück.

Globale Fairness, Menschenwürde, Solidarität, soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit sollen in der Gemeinwohl-Ökonomie stärker berücksichtigt werden. Steht Ihnen und Ihren Mitstreitern nicht Gier, Kapitalismus und Ellenbogenmentalität noch zu sehr im Weg?
(..) Interview an dieser Stelle gekürzt. Kompletter Text liegt vor

Welche Gemeinden und Regionen haben sich bereits dem Gedankengut der Gemeinwohl-Ökonomie verschrieben? Werden es immer mehr?
(..) Interview an dieser Stelle gekürzt. Kompletter Text liegt vor

Sie gelten als Globalisierungskritiker. Gibt es aber auch Bereiche mit positiven Entwicklungen, die auf die Globalisierung zurückzuführen sind?

Christian Felber: Eine ganze Menge: Kultureller und wissenschaftlicher Austausch, Kongregation der Religionen, Küche, Spiele, Sport und Musik, die ganze Kunst sowie Sprachen: Ich habe Romanische Philologie studiert, weil ich die kulturelle Vielfalt Lateinamerikas kennen lernen wollte. Gegenstand der Globalisierungskritik ist eine Extremform der wirtschaftlichen Globalisierung: Freier Kapitalverkehr und Freihandel sowie völkerrechtlicher Eigentumsschutz für Transnationale Konzerne. Und gleichzeitig keine verbindlichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Sozial- und Umweltstandards, Steuerpflichten usw. – nur Freiheiten, keine Verantwortung, dem gilt die Kritik.

Im NATURSCHECK prangerte der Nachhaltigkeitsforscher Niko Paech auch schon die Verantwortungslosigkeit der Konsumkultur an, die sich u.a. in der geplanten Kurzlebigkeit von Industrieprodukten zeigt. Für die riesige Einweg-Verpackungsflut macht er vor allem das auf Wachstum basierende Wohlstandsmodell verantwortlich. Teilen Sie seine Ansicht, dass das Wachstumsmodell der Wirtschaft und der Politik sich längst überholt hat?

Christian Felber: Voll und ganz. Ziel des Wirtschaftens ist Bedürfnisbefriedigung, Lebensqualität und Gemeinwohl – völlig unabhängig davon, ob das BIP dabei wächst oder schrumpft. Das BIP misst die Akkumulation der Mittel, nicht die Erreichung der Ziele. In der Gemeinwohl-Ökonomie würden sich nur noch StatistikerInnen für das BIP interessieren, ÖkonomInnen hingegen für das Gemeinwohl-Produkt, das das Ziel und somit den Erfolg des Wirtschaftens misst.

Im April 2013 führten Sie ein Interview mit der Wiener Zeitung “Die Presse“. Dort taucht auch der Name „Frank Stronach“ auf. Warum ist der österreichisch-kanadische Multi-Milliardär ein gutes Beispiel für typische Verhaltensmuster in der Wirtschaft? Welche Denkweise wünschen Sie sich von einflussreichen Persönlichkeiten in der Zukunft?
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Im Manifest der Gemeinwohl-Ökonomie stehen Finanzmarkt und Zentralbank schlecht da. Wieso ist das so und warum sehen Sie auch den Euro sehr skeptisch?

Christian Felber: Meines Erachtens braucht es gar keinen „Finanz-Markt“, ein öffentliches Geldsystem würde ausreichen: Gemeinwohl-orientierte Banken, die alle wesentlichen Dienstleistungen durchführen: von Sparkonten über den Zahlungsverkehr bis zur Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte. Bei der Zentralbank wird nicht ihre Praxis kritisiert, sondern ihr Auftrag. Sie sollte zum einen die einzige Geldschöpfungsquelle sein und zum anderen die daraus resultierenden Gewinne dem Gemeinwesen schenken, anstatt Geld als Schulden zu erschaffen und den Geschäftsbanken zur Verfügung zu stellen. Bei der Euro-Rettung könnten die Zentralbanken eine der beiden entscheidende Rolle spielen, indem sie die Staatsanleihen der überschuldeten Euro- Länder garantieren, bis diese über eine EU-weite Steuerkooperation auf die Hälfte abgetragen sind. Diese maximal 50%-Staatsschuld gemessen an der Wirtschaftsleistung könnte die Zentralbank wiederum in zinsfreie Kredite umwandeln. Damit würden sich die Staaten den Zinsendienst für die Staatsschuld ersparen.

Sie haben in diesem Zusammenhang den Begriff einer „Demokratischen Bank“ ins Spiel gebracht. Was steckt dahinter?
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Lebenslanges Lernen ist heute in den Augen der Politik und der Wirtschaft ein wichtiger Baustein zur Sicherung des Wohlstands. Trotz vermeintlichem Wohlstand mutiert die junge Generation zum Teil zu gefühlskalten Managern in einer naturarmen Technikwelt. Wie sieht dagegen die Bildung der Gemeinwohl-Ökonomie aus?

Christian Felber: Wir schlagen sechs neue Unterrichtsinhalte vor: Gefühlskunde, Kommunikationskunde, Wertekunde, Demokratiekunde, Naturerfahrung und Körpersensibilisierung. Meines Erachtens sind diese Fähigkeiten für die menschliche Entwicklung wichtiger als sämtliche derzeitigen „Pflichtfächer“. Zudem sollen die Regeln für das Bildungssystem demokratisch festgelegt werden. Hier denken wir an einen Bildungskonvent, in dem mit Lernenden, Lehrenden und Eltern alle betroffenen Gruppen zusammen arbeiten – derzeit machen die einzigen, die nicht betroffen sind, die Regeln: BeamtInnen in den Bildungsministerien.

Der kategorische Imperativ von Immanuel Kant ist das grundlegende Prinzip der Ethik. Diesen erweitern Sie um eine ökologische Komponente. Wie könnte das aussehen?
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Die Gemeinwohl-Ökonomie beschäftigt sich auch intensiv mit dem aktuellen Arbeitsmarkt.Welche Perspektiven sehen Sie für die gebeutelten Arbeitnehmer von heute?

Christian Felber: Die Präkarisierung der Arbeitsverhältnisse hat einen einfachen Grund: Unternehmen machen es, weil sie dadurch erfolgreicher werden. Asoziales Verhalten führt in der gegenwärtigen Wirtschaftsordnung zum Erfolg. In der Gemeinwohl-Ökonomie würde diese Systemdynamik über marktkonforme Anreize und verbindliche Gesetze „ethisch umgepolt“: Unternehmen erhalten umso mehr Vorteile, je humaner sie die Arbeitsbedingungen gestalten. Die ärgsten Asis würden so hohe Steuern, Zölle und Zinsen zahlen, dass sie in Konkurs gehen.

In den Plänen der Gemeinwohl-Ökonomie spielt auch die Einführung eines „kommunalen Gemeinwohl-Indexes“ eine Rolle. Der Index basiert auf Lebensqualitätsfaktoren, die in einer Bürgerbeteiligung abgeklärt werden sollen. Welche Faktoren wären z.B. Ihnen persönlich wichtig?
(..) Interview an dieser Stelle gekürzt. Kompletter Text liegt vor

Herr Felber, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Gespräch.

Die Fragen stellte Andreas Scholz.

Weitere Informationen:
Webtipps:
Christian Felber online
www.christian-felber.at
Gemeinwohlökonomie online
www.gemeinwohl-oekonomie.org
Projekt Demokratische Bank
www.demba.at
Buchtipp:
Gemeinwohl-Ökonomie
Autor: Christian Felber, Verlag: Deuticke Verlag, ISBN-13: 978-3
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