Libellen - Feenhafte Flugakrobaten

Libellen - Feenhafte Flugakrobaten

"Sie ist so fein von Hüften,
Sie trägt ein Flügelkleid von Gaß;
In jeder Bewegung Ebenmaß,
Gaukelt sie keck in den Lüften."

Auszug aus: "Die Libelle", Heinrich Heine, 1857

Libellen gehören neben den Schmetterlingen wohl zu den schönsten und beliebtesten Tieren aus dem Reich der Insekten. Zu Recht, denn ihre schillernden Flügel und leuchtenden Farben haben seit je her nicht nur Schriftsteller wie Heinrich Heine inspiriert und fasziniert. Viele Forscher wittmen ihr ganzes Leben diesen Flugkünstlern, die in der Luft verharren und sogar rückwärts fliegen können.

Dabei sind sie erbarmungslose Räuber die auch vor Kanibalismus nicht zurückschrecken und während ihrer Kinderstube den außerirdischen Kreaturen aus der Filmreihe "Alien" verdammt ähnlich sehen.

Weltweit gibt es etwa 5680 Libellenarten, wovon 85 in Mitteleuropa vorkommen. Man unterscheidet dabei zwischen Großlibellen (Anisoptera) und Kleinlibellen (Zygoptera). Dabei sind die Begriffe "Groß-" und "Kleinlibelle" irreführend denn nicht immer kann man sie anhand der Körpergröße einen der beiden Gruppen zuordnen. Aussschlaggebend dafür sind z. B. der Körperbau, die Haltung der Flügelpaare - vor allem in der Ruhestellung, das Flügelmal an der Spitze der Flügeln und das Aussehen während der Entwicklungszeit.

Während Großlibellen in der Ruhestellung, also sitzend an einem Halm oder Ast, ihre unterschiedlich großen Flügel seitlich vom Körper abstehen lassen, falten die meisten Kleinlibellen ihre etwa gleich großen Flügel nach oben über dem Körper zusammen.

Eine dritte Gruppe, die der Vollständigkeit halber auch erwähnt werden sollte, stellen die Urlibellen (Anisozygoptera oder Epiophlebioptera).Von ihnen gibt es heute jedoch nur noch drei Arten die im Himalaya und in Japan zu finden sind. Ein bedeutendes Merkmal dieser Libellen ist der Besitz eines Stridulationsorgans, mit dem sie zur Abwehr von Feinden Laute erzeugen können. Sie sind anatomisch zwischen den anderen Gruppen angesiedelt, liegen aber näher an den Großlibellen. Und ihre Flugkünste reichen bei weitem nicht an denen der anderen heran.


Teiche, Flüsse, Moore

Da sich Libellenlarven im Wasser entwickeln, findet man auch die erwachsenen Tiere in der Nähe von kleinen Teichen, Seen, Flüssen oder Mooren. Dabei werden von den meisten Arten stehende Gewässer bevorzugt. Hier findet man z. B. die Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella) oder die Große Pechlibelle (Ischnura elegans). Sie sind nicht spezialisiert und ihre Larven können sich sogar in verschmutzen Gewässern entwickeln.

An den Flüssen findet man vor allem die Flussjungfern (Gomphidae) und die Prachtlibellen (Calopteryx). Sie leben dort an der Ufervegetation und fliegen nicht selten bis an die Baumkronen hinauf. Quelljungfern (Cordulegaster) bevorzugen, wie der Name schon sagt, die Quellgebiete dieser Flüsse. Ihre Larven benötigen sauberes, sauerstoffreiches und schnell fließendes Wasser

Typische Moorbewohner sind die Moosjungfern (Leucorrhinia). Sie haben sich auf diese Lebensräume spezialisiert und durch deren Trockenlegungen ist ihr Bestand stark Rückgängig. Ihre Larven können nur bei geringen Sauerstoffvorkommen und extrem niedrigem pH-Wert überleben.


Vom hässlichen Entlein zum Schwan - das gilt auch für Libellen

Alles beginnt im Wasser. Hier wachsen die jungen, eintönig grauen oder braunen Libellenlarven zu den wunderschönen Flugakrobraten heran. Manche Arten wie etwa die Sommergeneration der Frühen Heidelibelle (Sympetrum fonscolombii) brauchen für ihre Entwicklung nur drei Monate, die Quelljungfern entwickeln sich hingegen über fünf Jahre. Die meisten verbringen jedoch zwei bis drei Jahre im nassen Element. Sie leben während dieser Zeit im schlammigen Boden oder zwischen den Wasserpflanzen. Sie atmen über drei blattförmige Anhänge am Hinterleib (Kleinlibellen) oder gleich über ein spezielles Gewebe im Enddarm (Großlibellen) und sind schon zu dieser Zeit grissene Jäger.

Dazu hat die Natur sie mit einem wirksamen Organ ausgestattet, der Fangmaske. Ähnlich einigen Ureinwohnern Afrikas, die durch einen Lippenteller ihre Unterlippe zu einem großen flachen Teller umformen, ist auch die Unterlippe der Libellenlarve vergrößert und nach hinten unter den Körper weggeklappt. Sobald ein potentielles Opfer in Reichweite ist, schnellt sie hervor und packt die Beute. Das können kleine Krebse, Mückenlarven oder (Kleinlibellen) oder sogar Kaulquappen (Großlibellen) sein.

Da auch Libellenlarven wie fast alle Insekten ein starres Außenskelett (Exoskelett aus einem sklerotisierten Chitin-Protein-Komplex) haben, müssen sie dieses abwerfen und erneuern um wachsen zu können. Sie Häuten sich also. Und das mehr als zehn mal. Die Phasen zwischen diesen Häutungen bezeichnet man als Larvenstadien und erst gegen Ende des letzen Stadiums verlässt die Larve das Wasser um an Pflanzen, Steinen, im Wurzelwerk oder sogar an Brückenpfeilern ein letztes mal "aus der Haut zu fahren". Nun verwandelt sich der Alien in die wunderschöne, uns allen bekannte Libelle. Die nach dem Schlüpfen zurückbleibende Larvenhülle nennt man auch Exuvie und ist bei vielen Sammlern sehr beliebt.

Nach dem Schlüpfen durchlaufen Libellen eine Reifungsphase die eine bis mehrere Wochen dauern kann und die sie meist abseits der Gewässer verbringen.
migrant hawker - Aeshna mixta
In dieser Zeit färbt sich ihr zu Anfangs noch blasser Körper aus und sie erlangen die Geschlechtsreife. Viele Arten kehren danach an das Gewässer zurück, einige jagen und leben aber auch weit entfernt davon. Daher kann man Libellen auch auf Wiesen, Waldlichtungen oder in Heiden finden.


Filigrane Jäger der Lüfte

Libellenflügel sind nicht nur außergewöhnlich schön, sie zeichnen sich auch durch eine für Insekten besondere Eigenschaft aus. So wie Chamäleons ihre Augen gleichzeitig in unterschiedliche Richtungen schauen lassen können, so können auch Libellen ihre beiden Flügelpaare unabhängig voneinander bewegen. Dadurch sind sie in der Lage schwebend in der Luft zu "stehen", halsbrecherische Flugmanöver zu vollziehen oder sogar rückwärts zu fliegen. Auf der Suche nach Beute sind das "mordsmäßige" Vorteile. Haben sie einmal ein Opfer entdeckt, greifen sie es im Flug mit zu einem Fangapparat umgestalteten Beinen Wählerisch sind sie dabei nicht. Fliegen, Bienen, Mücken oder Käfer und sogar schwache Artgenossen haben kaum eine Chance zu entkommen. Ganz nach dem Motto: es wird gefressen was vor die Flügel gerät...

Aber nicht nur die Flügel machen sie zu ausgezeichneten Jägern. Auch die Augen spielen da eine große Rolle. Obwohl ihre Facettenaugen, die sich aus bis zu 30.000 Einzelaugen zusammensetzen, keine Besonderheit unter den Insekten darstellen, sind sie doch oft ausgefallen schön gefärbt und dominieren deutlich den Kopf. Zusammen mit den kleinen Einzelaugen, den Ocellen, die zwischen den Facettenaugen liegen, koordinieren sie ihren Flug und können auch kleinste Beutetiere ausmachen.


Von Tandems und anderen Rädern

Besonders zur Paarungszeit attackieren Männchen auch Angehörige der eigenen Art und andere Libellen. Dabei geht es ihnen nicht nur um den Jagderfolg sondern auch um das Verteidigen der Reviere in denen sie oft auf Sitzwarten nach einem paarungsbereiten Weibchen ausschau halten.

Hat sich ein Paar gefunden, findet oft eine Art Vorspiel statt. Das kann aus gemeinsamen umherfliegen bestehen oder das Männchen umschwirrt das sitzende Weibchen. Dann greift das Männchen seine Partnerin im Flug mit einer am Hinterleibsende sitzenden Zange hinter dessen Kopf und das Weibchen biegt ihren Körper hinauf zum Männchen. Ein Paarungsrad ist entstanden. Die Begattung selbst kann zwischen wenigen Sekunden und mehreren Stunden dauern wobei dann oft Pausen eingelegt werden in denen das Männchen das Weibchen nicht loslässt. Sie fliegen dann im Tandemflug umher.

Nach der Paarung beginnt das Weibchen mit der Eiablage in oder an Wasserpflanzen, in der Rinde von Bäumen die in Gewässernähe stehen, über dem Wasser abwerfend oder sogar tauchend tief unter der Wasseroberfläche. Bei vielen Arten hällt auch dabei das Männchen mit seiner Zange den Kopf des Weibchens fest umklammert. Andere überwachen die Eiblage aus einiger Entfernung und verscheuchen dabei mögliche Konkurrenten. Die meisten Arten haben sind bei der Eiablage auf Pflanzen speziallisiert.

Bei fast allen Arten schlüpfen aus den abgelegten Eiern sogenannte Prolarven. Diese unterscheiden sich deutlich von den eigentlichen Larven: sie haben einen längeren Körper und die Beine sind nicht einsatzfähig. Doch spätestens nach einigen Stunden erfolgt die erste Häutung zur "richtigen" Larve.

Die Lebensdauer der einzelnen Libellen beträgt im Durchschnitt nur etwa sechs bis acht Wochen. Somit verbringen sie die meiste Zeit ihres Daseins als Larve im Wasser. Es gibt sogar Arten die nur zwei Wochen als erwachsenes Insekt leben. Winterlibellen (Sympecma) haben mit vier bis sechs Monaten die längste Lebensdauer der Libellen in ganz Mitteleuropa.


Was man sonst noch wissen sollte

Bereits im Karbon, also vor Rund 300 Millionen Jahren gab es schon Libellen. Sie hatten die gigantische Flügelspannweite von bis zu 72 cm. Bis heute hast sich der Grundplan ihres Körperbaus kaum verändert. Heute hat die weltweit größte Libelle, Megaloprepus caerulatus, immerhin stolze 19 cm Flügelspannweite und die kleinste, Agriocnemis pygmaea, gerade mal 0,18 cm.

In Deutschland sind alle vorkommenden Libellen nach der Bundesartzenschutzverordnung "besonders geschützt". Etwa 50 Arten gelten als gefährdet und knapp 20 Arten sind vom Aussterben bedroht. Gefahr geht vor allem von Gewässerverschmutzungen und Trockenlegen von Gewässern aus.

Libellen sind für den Menschen völlig harmos. Sie können nicht stechen und sind auch ungiftig. Es gibt jedoch einige neugierige Libellen die sich einem nähern um den "Revier-Eindringlin" Mensch zu beobachten. Dabei verharren sie im Rüttelflug in der Luft was fälschlicherweise von manchen als Angriff gedeutet wird.

Zum aufwärmen des Körpers nutzen Libellen die Sonne. Dazu setzen sie sich gerne auf erhöhte, sonnenexponierte Stellen und spreitzen die Flügel weit vom Körper. Das kann man vor allem bei den Libellen der kühleren Gebirgsregionen beobachten.

Natürlich haben auch Libellen Feinde. Fressfeinde um genau zu sein. In der Zeit in der die Larven das Wasser zur letzten Häutung verlassen und während des Schlupfvorgangs sind sie besonders gefährdet. Oft werden Ameisen dabei beobachten, wie sie die Libellen Stück für Stück auseinander nehmen. Aber auch Vögel, Frösche, Wepsen und Spinnen lassen sich so eine leicht verdiente Mahlzeit nicht entgehen.

Text: Gabi Wolf
Fotos: Gabi Wolf, Zoonar (Hendrik Fuchs, Dirk Vorbusch)
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