Familie Schnurrer und die Kornmühle

Geschichte eines alten Anwesens im Oberpfälzer Stiftland
Die Familie Schnurrer und die Kornmühle

Geschichte eines alten Anwesens im Oberpfälzer Stiftland

In der Nähe von Waldsassen liegt in einem idyllischen Bachtal zwischen Zirkenreuth und Rosall die Kornmühle. Seit über 150 Jahren ist dieses Anwesen im Besitz der Familie Schnurrer. Einer ihrer Vorfahren, der 1873 geborene Gottfried Schnurrer, hat nicht nur die Geschichte seiner Ahnen von 1720 an erforscht, sondern auch das Leben auf der Kornmühle von 1848 an aufs genaueste schriftlich festgehalten. Aus seinen Aufzeichnungen ist zu ersehen, dass sich am Schicksal der Kornmühle und seinen Bewohnern auch die ganze bewegte Geschichte ihrer Zeit wiederspiegelte.

Im Jahr 1610 wird die Kornmühle als Kornhernmühl das erste Mal genannt. Auch 1622, 30 und 35 erscheint die Kornmühle in alten Schriften. Aus dieser Zeit stammt die Überlieferung zur Entstehung der nahen Allerheiligenkirche. Diese soll der Kornmüller nach einem Gelübde erbaut haben, nachdem er seine zuvor verschwundene Viehherde, die er schon verlorengegangen glaubte, in dem ausgedehnten Wald ringsum wieder fand.

1792 wohnten auf der Kornmühle zwei Untertanen des Klosters Waldsassen. 1812 verkaufte Georg Adam Bauer die Kornmühle an Adam Härtl um 4000 fl. 1848 kaufte dann der 52jährige Johann Wolfgang Schnurrer die Kornmühle. Dieser war seit 1830 Besitzer der Summermühle bei Liebenstein, stammte aber von der Paintmühle bei Neualbenreuth ab. Der Sohn des bisherigen Kornmüllers Härtl heiratete in das Mühlanwesen in Steinmühle ein. Dort verunglückte er später beim Abeisen des Wasserrades tödlich.

Als der Kornmüller nur wenige Jahre nach dem Kauf der Mühle im März 1854 verstarb, führten seine Witwe und der 20 Jahre alte Sohn Michael das Mühl- und Sägewerksgeschäft weiter. Nachdem schon 1850 ein neuer Schutzteich angelegt wurde bauten die Eheleute 1867 ein neues Mühlwerk aus Eisen ein, das von einer Regensburger Firma geliefert wurde. 1875 wurde die Schneidsäge transvertiert, das heißt abgebrochen und an anderer Stelle aufgebaut. Es wurde ein Werk mit Riemenantrieb eingebaut, was für die damalige Zeit sehr selten war. Wie der Chronist Gottfried Schnurrer weiter schreibt, fiel durch diese Neuerung die schreckliche Plackerei mit dem hinaufkapseln weg, da jetzt die Blöcher ganz eben von der Straße aus auf die Säge mit Leichtigkeit gedreht werden konnten.

Da der Mühlenbetrieb zu dieser Zeit auf der Kornmühle sehr gut lief, fiel ziemlich viel Futter für das Vieh ab. Dadurch konnten die Müllerseheleute 15 bis 16 Stück Rindvieh halten. Auch das Weidrecht wurde unbeschränkt im ganzen Staatsforst ausgenützt. Es wurde damals bis zum Flüsschen Wondreb hinüber und bis hinauf auf den nahen Heidelberg geweidet. Da man den ganzen Sommer hindurch vom eigenen Ertrag fast gar nichts brauchte, konnte alles für die Wintermonate aufgestapelt werden. Auch in dem Teich, der nur alle fünf Jahre abgelassen wurde, waren sehr viele Fische.
Hechte mit bis zu 35 Pfund waren keine Seltenheit.

Als nach dem Krieg 1870-71 allerorts vermehrt gebaut wurde und in Waldsassen bei der Sedanfeier der große Brand ausbrach, wobei mehr als die Hälfte der Wohn- und Nebengebäude ein Raub der Flammen wurde, kam der Schneidsägebetrieb auf der Kornmühle noch mehr in Schwung. Es wurden solche Mengen Blöcher von den Waldsassener Brandgeschädigten angefahren, dass der Hölzerhaufen oft das Dach der Schneidsäge überragte. Damals wurde noch alles nach Zoll verkauft. Umgerechnet kostete ein Kubikmeter Pfosten 42 bis 45 Mark und ein Kubikmeter erstklassiges Stammholz 14 Mark, wobei aber das Holz - wie der Chronist schreibt - damals bedeutend schöner war. Die Rentabilität des Sägebetriebs war der Grund, dass sich der Kornmüller ganz dem Sägebetrieb widmete. Im Winter des Jahres 1881-82 ersteigerte er an die 800 Kubikmeter Stammholz. Dieses Quantum hätte ausgereicht, um den Sägebetrieb der Kornmühle für drei Jahre auszulasten.

Etwa zur gleichen Zeit sollte die Habertsmühle bei Neualbenreuth auf dem Zwangsweg verkauft werden. Dem Kornmüller Michael Schnurrer stach die Wasserkraft dieser Mühle, die am Muglbach stand, schon lange ins Auge. Notariell vereinbarte er mit den Besitzern der Habertsmühle einen Tausch der Mühlen, der Ostern 1882 samt totem und lebendem Inventar vonstatten ging. Der neue Kornmüller sollte jedoch nicht lange dieses Anwesen betreiben. Schon bald kam es zur Zwangsversteigerung der Kornmühle. Der vorherige Besitzer Michael Schnurrer war mit 8500 Mark der Meistbietende und kam so wieder in den Besitz des Anwesens.

Sofort nach der Versteigerung wurde auf der Kornmühle mit den Ausbesserungsarbeiten begonnen. Doch schon einige Tage später brannte diese während der Nacht ab. Es zeigte sich, dass der Brand aus Rachsucht gelegt worden war. Denn nicht nur der Feuerschaden war zu beklagen, auch verschiedene Geräte und Maschinen waren mit roher Gewalt zerstört worden. Die Familie entschloss sich, trotzdem wieder auf die Kornmühle zu ziehen. Sie verpachtete die Habertsmühle und baute die Kornmühle wieder auf.

Von den 16 Kindern der Familie Schnurrer starben 6 noch im Kindesalter. Ein Sohn verunglückte 1903 21jährig mit einer Fuhre Bretter. Ein anderer fiel schon zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Drei Geschwister wanderten in die USA aus und die anderen heirateten nach auswärts. 1901 übernahm der Chronist Gottfried Schnurrer gemeinsam mit seiner Ehefrau Eleonore Zintl, Landwirtstochter von Großensees die Kornmühle für den Preis von 12.000 Mark. 10 Jahre später starb der Vater, Michael. Seine Frau Anna, die so vielen Kindern das Leben schenkte, wurde 88 Jahre alt und starb 1929.

(..) Text an dieser Stelle gekürzt, liegt komplett vor !

Quellen:
Aufzeichnungen von Gottfried Schnurrer,geb.1873, Kornmühle
Forschungen von Georg Ortner, München
Landsteuerregister des Egerlandes
Waldsassener Salbuch
Eigene Nachforschungen

Text und Fotos: Walter J. Pilsak
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