Deutschlands höchster Staudamm

Die Trinkwassertalsperre Frauenau versorgt sieben Landkreise Niederbayerns
Deutschlands höchster Staudamm

Die Trinkwassertalsperre Frauenau versorgt sieben Landkreise Niederbayerns mit dem kostbaren Nass


Seit 1984 ist nach einer Bauzeit von sieben Jahren ein neues technisches Wunderwerk, die Trinkwassertalsperre bei Frauenau/Zwiesel im Bayerischen Wald, voll in Betrieb. Mit einer Höhe von 86 Metern stellt dieser künstlich angelegte See noch immer den höchsten Staudamm Deutschlands dar. Auf einer Fläche von 94 ha und einer Tiefe von 67 Metern speichert er 22 Millionen Kubikmeter Wasser. Begonnen wurde mit dem damals 136 Millionen Mark teuren Projekt im Jahre 1976. Die Planer hatten dabei nicht nur eine Hochwasserrückhaltung, sondern vor allem eine Verbesserung der Trinkwasserversorgung des Bayerischen Waldes im Sinn.

Da das Gestein des Bayerischen Waldes kaum Grundwasser speichert und deshalb die oberflächennahen Quellen gerade in Zeiten hohen Trinkwasserverbrauches nur wenig oder kaum Wasser abgeben, bestand hier von Natur aus ein Trinkwassermangel. Infolgedessen versorgte der Zweckverband Fernwasserversorgung Bayerischer Wald das Gebiet größtenteils mit Trinkwasser, das vom Grundwasserpumpwerk Moos in der Nähe der Isarmündung an der Donau gewonnen wird. Durch den immer höher ansteigenden Trinkwasserverbrauch, vor allem aufgrund des Fremdenverkehrs, war aber die Leistungsfähigkeit dieser Anlage bald erreicht, so dass man schon in den sechziger Jahren mit der Planung einer Trinkwassertalsperre an den beiden Wasserläufen „Kleiner Regen“ und „Hirschbach“ begann.

Seit der Vollendung des Projekts können je nach Bedarf bis zu 130.000 Kubikmeter Wasser pro Tag an die Trinkwasserversorgung des Bayerischen Waldes abgegeben werden. Das Wasser wird dem 80 Meter hohen Turm entnommen, der in der Nähe des Damms im Wasser steht. Durch ihm kann in unterschiedlichen Höhen das jeweils am besten geeignete Wasser aus dem See entnommen werden.. Der Turm, in dem sich noch andere Einrichtungen zum Betrieb der Talsperre befinden, ist auch durch einen Stollen zugänglich, der beim Kraftwerk beginnt. Dieses hat mit zwei Turbinen eine Leistung von 617 kW.

Ein weiteres markantes Bauwerk im See ist das aus dem Wasser ragende tulpenförmige Sicherheitsventil, aus dem selbst die größten Hochwassermengen ablaufen können. Das Hochwasser, das dann mit einer Geschwindigkeit von etwa 100 Kubikmeter in der Stunde abläuft, wird in einem unterirdischen Unterwasserbecken und einem Tosbecken beruhigt, wonach es dem Kleinen Regen wieder ohne Schaden zugeführt werden kann. Beachtenswert ist vor allem der Hauptdamm, der 640 Meter lang und an seiner Sohle 240 Meter breit ist. Zu seiner Fertigstellung wurden 2.500.000 Kubikmeter Schüttmaterial benötigt, das beim Bau des Sees entnommen wurde. Überwiegend besteht der Damm aus gebrochenem Felsmaterial, dass ihm Festigkeit gibt. In der Mitte befindet sich dagegen ein 30 Meter dicker steiniger Lehmkern, der wasserundurchlässig ist. Diese Bauweise – die einen besonders großen Schutz bietet – wurde bei einem Staudamm dieses Ausmaßes erstmals hier angewandt. Neben diesen sichtbaren Bauwerken sorgen natürlich noch zahlreiche unterirdische und für uns nicht sichtbare Einrichtungen für einen reibungslosen und sicheren Betrieb der Trinkwassertalsperre.

Bereits kurze Zeit nach seiner Inbetriebnahme in den 80ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde der Stausee zu einem beliebten Ausflugsziel im Bayerischen Wald. Da um die gesamte Anlage ein Wasserschutzgebiet eingerichtet wurde in dem kein Wassersport, keine Bebauung und auch kein Fahrzeugverkehr (außer Fahrrädern) zulässig sind, müssen täglich Hunderte von Besuchern den Weg dorthin zu Fuß zurücklegen. Als Ausgleich hierfür erwartet sie ein fast idyllischer See, an dem rings um nur Ruhe und Stille herrscht. Auch die umfangreichen Bepflanzungen, die nach der Fertigstellung erfolgten, betten den See mittlerweile harmonisch in die umgebende Waldlandschaft ein. Um die Talsperre führt ein schöner Wanderweg mit vielen Ruheplätzen und schönen Aussichtspunkten. Während der Sommermonate kann auch das unterirdische Stollensystem der Trinkwassertalsperre Frauenau besichtigt werden. Telefonische Anmeldung ist jedoch unbedingt erforderlich.

Text © Walter J. Pilsak
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