Die Geschichte einer altbackenen Backstube

Es gibt sie noch, die kleinen Familienbetriebe
Die Geschichte einer altbackenden Backstube

Es gibt sie noch, die kleinen Handwerksbetriebe, die kleinen Familienbetriebe.
Nur suchen mußt Du die. Wenn Du durch eine durchschnittliche Fußgängerzone gehst, dann fallen Dir eigentlich immer die gleichen Geschäfte auf. Modelabels, Optiker und Schuhläden, selbst Drogerien und Bäckereien sehen heute gleich aus. Das liegt daran, das diese kleinen Filialen Vorschriften zur Dekoration haben, das Werbemittel von der Zentrale bestellt werden und auch hier Vorschriften exisitieren, wie diese Werbemittel einzusetzen seien.

Aber wenn Du, vieleicht im Urlaub, in eine Kleinstadt kommst, dann kannst Du durchaus kleine Bäckereien finden. Da lacht Dich keine Sonne in 5facher Ausfertigung an, da hängt kein 4 Seiten Plakat im Schaufenster, wie achsogut doch die Qualität der Backwaren ist. Da liegen 3 Brote im Fenster, da Ähren und ansonsten Plakate mit Veranstaltungstips. Ein kleines Schild verkündet die Öffnungszeiten - Mittwoch Nachmittags geschlossen - und den Inhaber.

Die Einrichtung original 70er Jahre, das modernste ist die Registrierkasse. Die war aber auch schon jünger.
Wie Du das erwartest, ist der Laden leer. Keine 25 verschiedenen Brotsorten, keine Mengen an Croissant, überschaubar ist die Auswahl, an der Wand der obligatorische gerahmte Meisterbrief. Die Dame hinter der Theke lächelt Dich freundlich an und fragt nach Deinem Begehr.

Mit einem "Haben wir nicht" mußt Du leben. Aber die Dame gibt an, welche Alternativen sie denn hat, macht also das, was Du am allerwenigsten erwartest. Sie berät Dich. Du hast das Gefühl, das die Registrierkasse zur Dekoration dient, denn Dein Einkauf wird auf einem Zettel notiert, im Kopf zusammengerechnet und dann kassiert. Erst dann wird der Betrag gewissenhaft eingetippt.

Natürlich fragst Du Dich: "Wie können die überleben?"
Um diese Frage zu beantworten, mußt Du morgens um 6 da sein. Da brummt der Laden. Da kommen die Angestellten auf dem Weg zur Arbeit Frühstück holen, die Schüler, die auf den Schulbus warten. Und hinter dem Haus hörst Du jemanden ein Auto beladen. Denn auch das gibt es hier noch, Frei Haus Lieferung in die Hotels und Pensionen im Ort, zu den Campingplätzen und die Gasthäuser. Und da in einem Teilort noch eine Filiale zu beliefern ist, reicht das Auto nicht aus und der Fahrer muß zweimal fahren.

Aber das alles reicht nicht, um zu überleben, da muß noch mehr sein. Und freundlich, wie man hier ist, wird der geneigte Beobachter eingeladen, ein kleines bißchen reinzuschnuppern in diese Welt.

Um es kurz zu machen: Das ist ein Familienbetrieb. Der Meister, Chef, seine Schwester Chefin. Der Geselle Neffe, der zweite Geselle, der in seiner Freizeit aushilft, Neffe. Die Damen, die morgens und Samstags aushelfen: Cousinen, Schwestern und Nichten. Nur der Fahrer, Aushilfe, ist nicht verwandt. Dafür wird er verwöhnt. Unter anderem von der Hauptperson in der Backstube. Die aber ist nicht der Meister, sondern seine Mutter. Mittlerweile in Ehren über 90 Jahre alt geworden, beherrscht sie die Backstube. Pünktlich um 6 Uhr, von Montags bis Samstag, tritt sie zum Dienst an. Ihr Mann hatte schon die Bäckerei und sie ist die Matriarchin, die das Geschehen bestimmt. Nur, und das fällt auf, sie bestimmt es gar nicht, das Geschehen. Klein und zufrieden mit sich und der Welt schmiert sie ihre Butter-Brezeln, ihren Kindern zugetan, sich nützlich machend, nicht abgestellt. Bei jeder Gelegenheit im übrigen, die sich bietet, hat sie einen lockeren Spruch auf den Lippen, lacht über sich und andere. Und natürlich fordert sie ihren Teil ein und bekommt ihn auch. Sie will begrüßt sein, sie will ihre Aufmerksamkeit. Und das mag eines der Geheimnisse sein, wie eine solche Familie funktionieren kann. Das niemand im Abseits steht, das alle ihren Teil fordern und tragen.
Außenstehenden ist das unverständlich. Während wir in Talkshows den Verlust der Familie beklagen, während sich Soziologen über den damit einhergehenden Verlust beklagen, da gibt es kleine Winkel in der Welt, in denen sich die Familie festgesetzt hat und überhaupt nicht daran denkt, ihren Platz zu räumen. In aller Bescheidenheit, ganz nebenbei, ohne von der Aussenwelt zu fordern, was ihr nicht zusteht.

Da bekommt der städtische Angestellte, der die Straße kehrt, eine Brezel in die Hand gedrückt. Nicht, damit er morgen wieder sauber macht, sondern weil er es heute getan hat. Der Bürgermeister, der die Annahme der Brezel verbieten will, darf sich auf Verständnislosigkeit gefasst machen und darauf, das niemand sich an seine Anweisung hält.
Was bleibt, ist ein Gefühl der Verlassenheit, wenn Du diese Idylle verlässt.

Aber, wenn Dich Dein Weg irgendwann morgens um vier durch eine Kleinstadt treibt, dann kann es sein, das Du ein Gefühl der Wärme bekommst, wenn der Geruch von frischem Brot durch die Gassen zieht. Dann darfst Du getrost an die alte Dame denken, die Dich nach einem Besuch nicht ohne eine Tüte Backwaren ziehen lässt.
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