Besuch in Buchenwald

Rolf Jahn über das (über)leben im KZ Buchenwald 1938-1945
(M)ein Besuch in Buchenwald

Rolf Jahn über das (über)leben im KZ Buchenwald 1938-1945

Juli, das bedeutet Sommer, Wärme, T-Shirt-Wetter und wunderschöne Landschaften. Das bedeutet auch Hochzeiten, Familienfeiern und dadurch weite Wege. Thüringen liegt auch nicht gerade vor unserer Haustür. Die Wartburg haben wir schon besichtigt, Weimar auch. Aber da war noch etwas, was wir sehen sollten. Ja, da war noch was. Kurz hinter Weimar das Hinweisschild, wir biegen ab. Das Weiße Band, Überbleibsel der Hochzeitsfeier, flattert an der Antenne im Fahrtwind. Auf der Blutstraße geht es in Richtung Konzentrationslager, die erste Beklemmung macht sich breit, Schilder warnen uns, nicht zu schnell zu fahren.

Ursprünglich eine schmale Waldchaussee, mussten die Häftlinge den Zugang zum Lager in Handarbeit zu einer 8 Meter breiten Straße ausbauen. Reste davon sind erhalten, auf ihnen fahren wir jetzt.

Am 15. Juli 1937 treffen die ersten Häftlinge aus dem K.L. Sachsenhausen auf dem Ettersberg ein. Kurz darauf, am 28. 7., benennt die SS das "K.L Ettersberg" nach Einsprüchen aus der Weimarer NS-Kulturgemeinde in "K.L. Buchenwald/Post Weimar" um. Vorteil für die Wachmannschaft: höhere Besoldung.

Im Halbrund um den Parkplatz die SS-Kaserne. Die Kaserne war einer der großen Stützpunkte und Ausbildungsstätten der SS. Aus der Waffen-SS ausgegliedert waren die Wachverbände der Konzentrationslager, die Totenkopfstandarten. Von den 16 Gebäuden, die die Kaserne bildeten, stehen noch 5. Sie werden jetzt von der Gedenkstätte Buchenwald genutzt. Der Parkplatz selbst ist der ehemalige Exerzierplatz.

Wir gehen zuerst in das Besucherzentrum, fragen nach einer Fotografiererlaubnis. Selbstverständlich, lautet die Antwort. Was uns noch mehr erstaunt, wir dürfen auch in den Innenbereichen Aufnahmen machen. Allerdings sollen wir streng darauf achten, niemanden zu stören, den Frieden der Gedenkstätte respektieren.

Wir folgen den Hinweisschildern und kommen zum Lagerbahnhof. Er wurde 1943 von den Häftlingen ohne Hilfsmittel errichtet, ebenso die Buchenwaldbahn. Zunächst diente sie der Versorgung der Rüstungsbetriebe. Ab 1944 kamen die Häftlinge hier an, wurden von hier in die Außenlager zum Arbeitseinsatz verschleppt, nicht mehr arbeitsfähige Menschen in das Vernichtungslager Auschwitz transportiert. Die Zivil-Bevölkerung nutzte die Buchenwaldbahn aber auch zu Ausflugsfahrten auf den Ettersberg. Er war und ist das wichtigste Naherholungsgebiet der Stadt Weimar. Ab 1945 war Buchenwald der Endpunkt für Evakuierungstransporte aus den großen Lagern im Osten. Neben dem Bahnhof das zugewachsene Gelände der Gustloff-Werke II. Hier wurden 4400 Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt.

Jacques Lusseyran (französischer politischer Häftling, 1944-45 in Buchenwald) berichtet:

„Dann öffneten sich die Türen. Wir waren da. Einige von uns schrien auf deutsch: Trinken! Bitte, trinken!’ Als Antwort prasselten Schläge mitten unter die Leute im Waggon: Knüppel, Gewehrkolben. Diejenigen, die zu nahe an der Tür standen, rollten hinaus. Wir mussten uns in Reih und Glied aufstellen und sehr rasch marschieren. Wir waren von Hunden eingekreist, die die Nachzügler bissen. Wegen unserer geschwollenen Beine war es fast unmöglich. Es war, als gehe man auf Messern."

Dieses sehr rasche Marschieren gibt dem Weg, den die Häftlinge vom Bahnhof zum Lager nehmen müssen, seinen Namen, Carachoweg. Er führt durch die Lagerverwaltung, vorbei an der Tankstelle, den Garagen und den Resten der Kommandantur.

Direkt auf das Lagertor zu führt der Weg. Immer näher kommen wir dem Torgebäude, immer mehr nimmt die Beklemmung zu. Ein Spaziergang bei schönem Wetter, wäre nicht die Geschichte des Ortes in uns präsent.
Fast schon am Tor, lenkt ein Hinweisschild ab: "SS-Zoo". Wir folgen dem Schild. Allzu merkwürdig erscheint uns ein Zoo in dieser Umgebung. Das Bärengehege, Überreste sind erhalten, keine 10 Meter vom Elektrozaun des Lagers. Freizeitbereich für die SS und ihre Familienangehörigen. Sonntagsvergnügen im dritten Reich, nur für Herrenmenschen.

Am Lagerzaun entlang gehen wir weiter. Stacheldraht, Kies dazwischen, ordentlich geharkt, kein Unkraut traut sich hier zu existieren. Spanische Reiter, Warnschilder für die Wachen, "Hochspannung! Lebensgefahr". Im Abstand von einem Meter ein gespannter Draht, damit die Posten nicht aus Versehen in den Elektrozaun geraten.

Dann erreichen wir das Torgebäude. Das Lagertor mit der Inschrift "Jedem das Seine". Die SS zwang den Bauhausarchitekten Franz Ehrlich, den Schriftzug zu entwerfen. Das er eine als "entartet" eingestufte Schriftart wählte, fiel der Lagerleitung jedoch nie auf. Buchenwald ist das einzige Konzentrationslager, das diesen Ausspruch trägt. Er sollte die Häftlinge daran erinnern, das sie nur das bekommen, was sie in den Augen der Henker verdienten.

Der Zellenbau im Torgebäude wird ab Februar 1938 belegt. Dieser sogenannte Bunker wird unter SS-Hauptscharführer Martin Sommer zur Mord und Folterstätte des Lagers.

Augenzeugenbericht der Häftlinge Richard Gritz und Alfred Müller:

„Die einfachste Todesart, die Sommer für einen Häftling wählte, war die, dass er dem Todeskandidaten einen Strick um den Hals legte und ihn eigenhändig am Heizkörper oder am Fensterkreuz aufhängte. Viele Häftlinge wurden aber von Sommer auch einfach mit einem Dreikanteisen erschlagen oder mit einer Giftspritze ermordet. Ein Fall ist bekannt, wo er an beiden Schläfen des Opfers eine eiserne Klemme ansetzte und sie solange zuschraubte, bis die Hirnschale durch den Druck zerquetscht wurde.“

Ernst Heilmann, Sprecher der Sozialdemokratischen Fraktion im Preußischen Landtag, Mitglied des Reichstags, skizziert die Folgen einer Machtübernahme durch die NSDAP im Jahre 1931:

Die Atmosphäre im Zellenblock ist erschütternd, fast meinen wir, die Schreie der Gefolterten zu hören. Froh sind wir, wieder ans Sonnenlicht zu kommen. Vor uns das Schutzhaftlager. Auf dem Appellplatz Buchenwald findet am 4. Juni 1938 die erste öffentliche Hinrichtung in einem deutschen Konzentrationslager statt. Der Arbeiter Emil Bargatzky wird vor den angetretenen Häftlingen erhängt.

April und Juni 1938: Aktion "Arbeitsscheu Reich". In zwei Verhaftungswellen werden reichsweit über 10.000 Personen als "asoziale" verhaftet und zur Zwangsarbeit in die Konzentrationslager verschleppt.

Die Durchführungsverordnung zur Aktion definiert "asozial" als Person "die durch gemeinschaftswidriges, wenn auch nicht verbrecherisches Verhalten zeigt, daß er sich nicht in die Gemeinschaft einfügen will" Nach der Verordnung waren das unter anderem Landstreicher, Bettler, Prostituierte, Zigeuner, Homosexuelle und Trunksüchtige. Auch Menschen mit Geschlechtskrankheiten wurden dazugerechnet.

Buchenwald spielt bei dieser Aktion eine besondere Rolle: als zentrales Konzentrationslager in Mitteldeuschland werden hier über 4000 Menschen inhaftiert und als Zwangsarbeiter mißbraucht.

Im Verlauf der Aktion werden über 1200 Juden vor allem in Berlin und Breslau verhaftet. Der größte Teil von ihnen wird nach Buchenwald verschleppt. Hier werden sie im "Schafstall", einem ehemaligen Viehstall und im Rohbau der Häftlingsküche ohne jegliches Mobiliar untergebracht. Als Verpflegung wird den Gefangenen zugestanden: 300 Gramm Brot, 750 ml Wassersuppe pro Tag.

Mord, Folter, Zwangsarbeit und mangelhafte Ernährung sorgen dafür, das im September 1938 nur noch 20 der verhafteten Juden am Leben sind.

Direkt am Appellplatz lässt die SS ein Sonderlager errichten. Ab Oktober 1939 werden hier über 3000 Menschen eingesperrt. Durch gezieltes Aushungern, Terror und Vernachlässigung wird dieses Sonderlager Schauplatz eines Sterbens, das nichts anderes als Massenmord ist. Fast die Hälfte der Insassen stirbt bis zur Auflösung des Sonderlagers im Februar 1940.

Während wir über den Apellplatz gehen, ziehen Wolken auf. Die immer wieder fehlende Sonne lässt das Lager noch bedrückender erscheinen.

Die Holzbaracken, in denen die Häftlinge untergebracht waren, sind schon lange verschwunden. Ihre Lage ist durch Steine markiert, die Grundrisse durch Kupferschlacke. Das Häftlingskrankenrevier wird 1938 auf Druck von Funktionshäftlingen eingerichtet. Häftlinge behandelten Häftlinge, Ärzten war das praktizieren verboten. Mord durch SS-Ärzte, Ort des Widerstandes. Die Kinobaracke, ausgewählte Funktionhäftlinge durften UFA-Filme ansehen, das Lagerbordell. Zwangsprostitution, Folter durch die SS.

Das kleine Lager, ursprünglich Quarantänelager, dann nur noch Siechenlager, völlig überbelegt. Die Zustände waren noch schlimmer als im Schutzhaftlager, obwohl uns das nicht vorstellbar erscheint.
Bericht des ehemaligen Buchenwaldhäftlings Felix Rausch:


„Hauptsturmführer Hüttig sorgte ab und zu für Volksbelustigungen. Er ließ den ,Bock‘, eine Vorrichtung zur Durchführung von Prügelstrafen, ins Kleine Lager bringen, rückte selbst mit einer Anzahl von Blockführern an und ließ wahllos jedem zehnten Häftling 25 Stockhiebe verabreichen. In einem Falle, als ein Häftling die Schläge für seinen vom Los getroffenen Bruder übernehmen wollte, zeigte Hauptsturmführer Hüttig seine Anerkennung, indem er beide Brüder prügeln ließ.“


"Ich hab den Krieg verhindern wollen."

Am 8. November verübt Georg Elser im Münchner Bürgerbräukeller ein Attentat auf Adolf Hitler, das aber misslingt.
Die SS in Buchenwald rächt sich an den Juden des Lagers. 21 von ihnen werden im Steinbruch durch ein Exekutionskommando ermordet, für alle Juden des Lagers folgen 3 Tage Essensentzug.
Lagertor, Haupteingang. Eingangstuer mit Inschrift
Georg Elser wird an der Schweizer Grenze verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau verbracht. Er wird 5 ½ Jahre als "Sonderhäftling des Führers, Deckname ELLER" inhaftiert und am 9. April 1945, kurz vor Kriegsende, auf besonderen Befehl von Hitler ermordet.

Die Fundamente des „Hygieneinstitutes der Waffen-SS“ sind freigelegt, teilweise restauriert. Hier wurde Fleckfieber-Serum hergestellt, im Block 46 an Häftlingen in unmenschlichen Versuchen getestet. Die SS-Ärzte verwenden mit Vorliebe junge Homosexuelle als Versuchstiere.

Diese Experimente leitet Dr. Erwin Ding-Schuler. Einerseits für den Tod hunderter Häftlinge verantwortlich, rettet er andererseits einigen Häftlingen das Leben. Seinen Arztschreiber Eugen Kogon, nach dem Krieg bekannter Reporter und Autor, schmuggelt er in einer Kiste aus dem Konzentrationslager heraus. Ding Schuler begeht 1947 Selbstmord.

Ein schneller Wind treibt die Wolken über den Berg. Wir bekommen eine Vorstellung, wie schnell sich das Wetter auf dem Ettersberg ändert, wie sehr das Lager dem Wetter ausgeliefert ist. Wie mag es im Winter sein, fragen wir uns.

Alfred Hönemann, politischer Häftling, beschreibt die Zustände:

„Viele Zigeuner hatten im Winter 1939/40 ihre Füße, Hände und Ohren erfroren. Sie waren häufig der Witterung in den Außenkommandos ausgesetzt und die dünne Häftlingskleidung bot ihnen wenig Schutz. Laufend gingen die Zigeuner in den Häftlingskrankenbau, mussten Wechselbäder nehmen und vielen wurden die Beine amputiert und andere Glieder abgenommen. Die ausgemergelten Häftlinge fanden nicht die Kraft, ihre ausgemergelten Körper in Bewegung zu halten. Sie standen am Barackenende wie festgenagelt, mit hochgeschlagenem Mantelkragen, die Mütze weit über die Ohren gezogen, die Hände bis an den Ellenbogen in den Taschen, den Mund nach unten hängend, wie Mumien. Hin und wieder ging ein SS-Scharführer an diesen Gestalten vorbei und brüllte sie an, aber sie reagierten schon nicht mehr auf die KZ-Wächter. In diesem Stadium erfroren sie sich Füße, Nase und Ohren. Das war ein trauriges Kapitel in der Geschichte von Buchenwald.“

Die Effektenkammer. Damals lagert hier die den Häftlingen gestohlene letze Habe. Ein Steingebäude, nur zu diesem Zweck gebaut. Heute Raum für Ausstellungen. Jedes der Exponate erzählt seine beklemmende Geschichte. Aufgebaut wie ein Magazin ist diese Ausstellung. In Stahlschränken liegen die Exponate.

"Leben in Buchenwald 1938-1945".

Im Dezember 1938 schaffen der Schriftsteller Dr. Fritz Löhner-Beda und der Komponist Hermann Leopoldi das Buchenwaldlied. Am 17. Oktober 1942 wird Löhner-Beda nach Auschwitz transportiert und dort am 4. Dezember 1942 erschlagen, nachdem eine Gruppe inspizierender I.G.-Farben-Direktoren, unter ihnen Fritz ter Meer und Otto Ambros die Arbeitsleistung des erkrankten 59-Jährigen bemängelt.

Der Häftling Raymond van den Straaten berichtet vor dem Nürnberger Kriegsverbrechertribunal:
„Einer der Direktoren wies auf Dr. Löhner-Beda und sagte zu seinem SS-Begleiter: ‚Diese Judensau könnte auch rascher arbeiten.‘ Darauf bemerkte ein anderer I.G.-Direktor: ‚Wenn die nicht mehr arbeiten können, sollen sie in der Gaskammer verrecken.‘ Nachdem die Inspektion vorbei war, wurde Dr. Löhner-Beda aus dem Arbeitskommando geholt, so geschlagen und mit Füßen getreten, daß er als Sterbender zu seinem Lagerfreund zurückkam und sein Leben in der I.G.-Fabrik Auschwitz beendete.“

Fritz ter Meer war nach dem Krieg Aufsichtsratvorsitzender der Bayer AG. Er sagt über die Menschenversuche in den Konzentrationslagern bei seiner Vernehmung: "Den Häftlingen ist dadurch kein besonderes Leid zugefügt worden, da man sie ohnedies getötet hätte." Otto Ambros war Aufsichtsrat bei Grünenthal, Hersteller von Contergan. Er wurde in einem Nachruf durch die BASF gewürdigt: „Eine ausdrucksvolle Unternehmerpersönlichkeit von großer Ausstrahlungskraft.“

Dann wieder das Lager. Die Nachbildung eines Hängepfahls. An solchen Pfählen werden die Häftlinge mit nach hinten gebundenen Händen aufgehängt. Der ganze Körper zieht an den Schultern. Barbarische Schmerzen, oftmals bis zum Tode.

Martin Sommer, genannt "Bestie von Buchenwald", wird während seines Verhöres durch die U.S.-Armee ein Foto des "Singenden Waldes", so wegen der Schreie der gefolterten genannt, gezeigt. Auf die Frage, ob er es sei, der neben den Pfählen steht, antwortet er: "Nein. Wir haben unsere nicht so hoch gehängt."

„Es war ein unbeschreiblicher Schmerz, den ich in den Armen und Schultern verspürte. Ich versuchte einen Widerstand in der Baumrinde unter meinen Füßen zu finden, aber alle Mühe war vergebens, ich rutschte immer wieder ab, dadurch verstärkte sich der Schmerz. [...] Ich sah nichts mehr, mir wurde es schwarz vor den Augen [...].“
Martin Caspar (deutscher politischer Häftling)

Das Krematorium, innen die Nachbildung der Genickschußanlage. Der Häftling stellt sich an eine Meßlatte, angeblich um gemessen zu werden. Von hinten dann der Schuss. Ursprünglich befindet sich die Genickschußanlage im Pferdestall, direkt gegenüber der privaten Reithalle des ersten Lagerkommandanten Karl Koch. Unter dem Vorwand einer medizinischen Untersuchung werden vom "Kommando 99" über 8000 sowjetische Kriegsgefangene hingerichtet. Ab 1943 erhängt man die Häftlinge auch im Keller des Krematoriums an dafür angebrachten Wandhaken. Prominentester Häftling der im Krematorium ermordeten ist Ernst Thälmann, der 1944 auf direkten Befehl Adolf Hitlers erschossen wird.

Die Öfen, J. A. Topf und Söhne Erfurt. Meister im Krematorienbau. Perfektion in der Maschinerie im dritten Reich. Industrialisierung in ihrer schlimmsten Form. Seit Sommer 1940 ist das Krematorium des Lagers in Betrieb. Die Erbauer überlegen zusammen mit der SS, wie sie die Anlagen noch effizienter machen können. Es folgen Entwürfe über "Expressarbeit", das gleichzeitige Verbrennen von 3 Leichen.

Besonders eifrig ist der Ingenieur Kurt Prüfer. Kurt Prüfer benutzt seine Kenntnisse über Krematorien auch, um von seinem Arbeitgeber Gehaltsverbesserungen zu fordern.

Nach dem Krieg behauptet die Firma, nichts vom Einsatzzweck ihrer Anlagen gewusst zu haben und lehnt jede Verantwortung an den Verbrechen ab.

An den Öfen, den Wänden Erinnerung an die Opfer. Blumensträuße, bunte Bänder, Mementi der Angehörigen. Vor uns Amerikaner, erschüttert, Nichtverstehen äußernd, Kopfschüttelnd leise miteinander redend. Dabei auch ein älteres Ehepaar, wohl aus Israel, Blumen in der Hand. Kopfschütteln, Nichtverstehen auch bei diesen beiden. Wie auch soll man das Unverständliche verstehen, das Unbegreifliche begreifen.

Buchenwald war kein Vernichtungslager wie die großen Lager Auschwitz, Majdanek oder Treblinka. Buchenwald war ein Arbeitslager. In diesen Lagern wurden die Menschen unter Ausnutzung ihrer Kraft bis zur vollständigen Erschöpfung vernichtet. Es war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden und hatte 136 Außenlager über das ganze Reichsgebiet verteilt. Im Stammlager selbst finden bis zu 56.000 Menschen den Tod.

Als sich die 3. U.S.Armee im April 1945 dem Lager nähert, versucht die SS auf Befehl Himmlers, das Lager zu evakuieren. Zu diesem Zeitpunkt sind ungefähr 47.500 Menschen im Lager inhaftiert. 28.000 von ihnen werden auf die Todesmarsch genannten Evakuierungszüge nach Dachau, Flossenbürg und Theresienstadt verbracht. Dabei finden zwischen 12 und 15.000 Menschen den Tod.

Unter den verschiedenen Häftlingsgruppen organisiert sich von Anfang an Lagerwiderstand . So ist es im Krankenbau möglich, Mithäftlinge zu retten. Krankenlisten werden gefälscht, Häftlinge verstecken Rationen und teilen mit anderen.

Die SS lässt Häftlinge auch die Arbeitseinsatzlisten führen. Dadurch ist es möglich, gezielt zuverlässige Widerständler in das Aussenlager Dora-Mittelbau einzuschleusen. Sie bauen dort unter unmenschlichsten Bedingungen eine Widerstandsorganisation auf, um die Produktion der V2 zu sabotieren. Etwa 19% der fertiggestellten Raketen haben durch Sabotage verursachte Mängel.

Die Widerstandsgruppen in Buchenwald versuchen, die Evakuierung soweit wie möglich zu erschweren und zu verhindern. Im August 1944, während eines Luftangriffs, gelangt die illegale Lagerleitung an Waffen der SS und kann sie bis April 1945 vor der SS verstecken.

Gegen Ende des Krieges wird das Lager unkontrollierbar. Das Häftlingskomitee versteckt verfolgte Häftlinge, stiftet Chaos und verweigert offen Befehle der SS. Gleichzeitig ruft das Komitee die Häftlinge zur Geschlossenheit auf.

Es gelingt zwei Elektrikern, einen Sender zu bauen und zu verstecken. Am 8. April setzen sie einen Funkspruch an die anrückenden Amerikaner ab: „An die Alliierten! An die Armee des Generals Patton! Hier Konzentrationslager Buchenwald! S.O.S.! Wir bitten um Hilfe. Man will uns evakuieren. Die SS will uns vernichten.“

Die Amerikaner raten, bis zu ihrem Eintreffen Ruhe zu bewahren. Gegen 12 Uhr am 11. April beginnen die im Lager verbliebenen Wachmannschaften, das Lager zu verlassen und befestigte Stellungen im Umkreis zu besetzen. Das Lagerkomitee gibt die erbeuteten Waffen aus und richtet sich auf einen Kampf mit der SS ein. Es gelingt den Häftlingen, einige Wachtürme und das Lagertor zu besetzen und die SS-Männer zu entwaffnen. Sie öffnen das Tor für die anrückenden Amerikaner. Um 16.00 Uhr sind das Lager und 21.000 Häftlinge befreit.

Der Amerikanische Kommandant befiehlt am 16. April, das 1000 Weimarer Bürger das Lager besichtigen müssen, in dem die Spuren der Gräuel noch für jeden sichtbar sind. Sie alle behaupten, von den Vorgängen im Lager nichts gewusst zu haben.

Text: Rolf Jahn
Fotos: Rolf Jahn, Bildagentur Zoonar (Markus Kaemmerer, Stephan Herlitze)
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