Burnout - Erziehungsarbeit in den Kinderschuhen

Erziehungsarbeit „nur“ von Eltern, nicht von professionellen Kräften wie Erziehern oder Pädagogen, wird oft noch als „gott­gegebene“ oder natürliche Funktion angesehen. Die Folgen dieser ver­alteten, ignoranten Haltung beschränken sich nicht auf das Individuum und die Familien, sondern belasten die gesamte Gesellschaft. Ungenutzte Potentiale, Frustrationen, Aggressionen und damit verbundene psychische wie körperliche Krankheitsbilder sind nur einige der negativen Begleiterscheinungen.

Die profane Betrachtungsweise der Elternarbeit mag ihre Wurzeln in einem Weltbild haben, das einem seit den sechziger Jahren entschwindenden System entspricht, welches auf patriarchalen Machtstrukturen und damit verbundener Arbeits- und Aufgabenteilung zwischen Mann und Frau sowie Familie und Beruf basiert. Dass die Realitäten sich in unserer heutigen Zeit der oftmals alleinerziehenden, zumindest aber dazuverdienenden Elternschaft gravierend geändert haben, hinkt in seiner äußeren Anpassung Jahre hinterher.

Die noch immer schwierige Vereinbarkeit von wirtschaftlicher Abhängigkeit und fürsorglicher Erziehungsarbeit wird gerne mit Märchen à la von der Leyen übermalt. Diese Haltung schürt jedoch nur altes Unverständnis gegenüber ernstzunehmender Arbeit bei gänzlich erschwerten Bedingungen. Genauso sorgt sie für neues Missverständnis junger Frauen und Männer, die sich in das Wagnis einer Familiengründung stürzen, um dann festzustellen, dass sie nun mit Isolation, fehlender Akzeptanz und Anerkennung, wirtschaftlicher Not und sozialer Ungerechtigkeit zu kämpfen haben.

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In den Köpfen der Bevölkerung scheint dieser Prozess wesentlich zähflüssiger auszufallen. Alleinerziehende, auch junge Paare im wirtschaftlichen Stand der Ausbildungs- oder Berufsbeginnenden haben auf dem Wohnungsmarkt kaum eine Chance. Eine Kinderbetreuung für die Arbeits- oder Schulzeit zu finanzieren, bleibt mehr als schwierig.

Traurig und schockierend ist die „ganz normale“ Haltung einer Bevölkerung, die für die Arbeit an ihrem Fortbestehen weder Anerkennung noch Unterstützung aufbringt. Kinder scheinen in unserer Gesellschaft eher als Lärmquelle denn als Bereicherung wahrgenommen zu werden. Wer mit Kindern eine öffentliche Stätte, einen Zug, ein Restaurant, ein Café, selbst ein Kaufhaus betritt, muss missbilligende und von Unverständnis geprägte Blicke der Mitbürger(innen) aushalten können. Die fehlende Anerkennung den Erziehenden gegenüber unterstreicht solch eine Haltung.

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Kinder bereichern unsere eingefahrene, erwachsene Sichtweise. Sie sichern wirtschaftlich, politisch, philosophisch wie sozial den Fortbestand unserer Gesellschaft und unserer Welt. Kinder in heutiger Zeit großzuziehen, liegt fernab von einem Privatvergnügen, sondern ist ein gewählter Dienst an der Gesellschaft, der nicht geringer bewertet werden sollte als andere Berufsbilder. Eine moderne Begrifflichkeit dieser Aufgabe steht noch aus. Das Wort Arbeit scheint bei den meisten Bürger(inne)n Missempfinden hervorzurufen. „Sollten wir unsere Kinder nicht lieben, statt von Arbeit zu sprechen“, fragen sie entsetzt. Doch was spricht dagegen, seine Arbeit auch zu lieben?

Kinder sichern nicht mehr wie noch vor Jahrzehnten das Altenbrot der Eltern und führen deren Betriebe weiter, sondern zahlen in soziale Kassen ein und gehen in verschiedenste Berufe. Dennoch müssen heutzutage in erster Linie die Erziehenden die vollständige Finanzierung der Kinder übernehmen. Der Ausgleich sollte dringend von der Bevölkerung durch Unterstützung und Anerkennung, von der Politik durch bessere Unterbringungsmöglichkeiten und wirtschaftliche Förderung erbracht werden.

Text: Astrid Mensah
Fotos: Bildagentur Zoonar (Dora Zeppelin, Wavebreakmedia, Szefei)

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