Neuer Trend UPCYCLING - Keine Massenware von der Stange

Neuer Trend UPCYCLING - Keine Massenware von der Stange

Aus alt mach neu – Produkte aus recycelten Stoffen liegen auch in der Region voll im Trend

Viele Gegenstände in Privathaushalten landen auf dem Müll. Auch in Industriebetrieben fallen oft Abfallprodukte an. Diese landen häufig in der Verbrennungsanlage. Inzwischen setzt sich jedoch ein verstärker Trend zum Upcycling durch. Das heißt: immer öfter werden Stoff- und Gummireste nicht weggeworfen, sondern zu Gebrauchsgegenständen verarbeitet und somit wieder dem Kreislauf zugeführt. So entstehen aus potenziellen Abfallprodukten beispielsweise neue Taschen, Geldbeutel, Drucktüchter oder Schreibmappen.

Einige Unternehmen setzen mittlerweile auf das umweltbewusste und ressourcenschonende Upcycling-Prinzip. Besonders interessant: einige der Unternehmen, die sich auf das Upcycling konzentrieren, setzen verstärkt Mitarbeiter ein, die auf dem ersten Arbeitsmarkt aufgrund unterschiedlicher Vermittlungshemmnisse kaum eine Chance haben. So entsteht eine doppelte Win-Win-Situation: der Müllberg wird klein gehalten und Menschen mit einer brüchigen Erwerbsbiographie erhalten die Chance auf eine geregelte Arbeit.

Im Interview erzählt Christina Braun, was es mit dem Trend „Upcycling“ auf sich hat, der nicht nur in der Region Heilbronn-Franken immer mehr aufkommt.

Zusammen verkauften Sie mit ihrem Partner Jörg Pfisterer zwischen November und Dezember 2013 im gemeinsamen Ladengeschäft „wandelbar“ upcycling-Produkte aus Wertstoffen. Wie kam es dazu?

Christina Braun:
Als gelernte Mediendesignerin hat mich in den Druckereien eins immer gestört: die gebrauchten Gummitücher aus der Druckmaschine wanderten nach und nach in den Müll. Zum Wegwerfen fand ich die bunten Drucktücher viel zu schade und so habe ich sie oft als Malunterlage oder Holzabdeckung verwendet. Irgendwann wollten wir mit diesem wetterfesten Stoff mehr anfangen – also quasi aus dem alten Gummidrucktuch ein neues und hochwertiges Produkt zaubern. Dieses „Upcycling“ zeigt sich vor allem in unserer Taschenmanufaktur „gummiding“.

Ob Uhren aus ausgedienten Radkappen, Röcke aus Omas alten Tischdeckchen oder Schmuck aus Kupferdraht – wie kommen Sie auf diese pfiffigen Ideen?

Christina Braun:
Nicht alle Produkte in unserem Ladengeschäft „Wandelbar“ sind von uns. Unser Raumkonzept mit gemütlicher Kaffee-Ecke entpuppte sich schnell als wahre Ideen-Schmiede für kreative Köpfe aus der regionalen Upcycling-Szene. Aus Schwäbisch Hall sind die Kissenmacherin Cathrin Berger und Eliska Matousek von lys redesign dabei. Die Wanduhren aus alten Büchern und vieles andere mehr bastelte Marian Mattheis von Funktionswechsel aus Rottweil.

Welches Motto steckt hinter dem Begriff „wandelbar“?

Christina Braun:
Nicht kaufen, improvisieren – das ist die wichtigste Kernbotschaft. So funktionieren wir mal eben Paletten zu Regalen und Möbelstücken um oder erkennen, dass ein buntes Gummidrucktuch zu schade zum Wegwerfen ist und bei uns zur Tasche wird. Unsere Materialien sind wandelbar, haben eine Geschichte. Diese Wertstoffe finden wir entweder im eigenen Haushalt oder auch mal bei den Unternehmen hier in der Region. Für unsere Gummitaschen unterhalte ich daher ein gutes Netzwerk zu lokalen Druckereien.

Glauben Sie, dass Upcycling nur ein vorübergehender Trend ist oder gibt es dafür zukünftig sogar nachhaltige Marktchancen?

Christina Braun:
Wir erzeugen liebevolle und von Hand gemachte Unikate. So heben wir uns von der üblichen Massenware ab. Es geht uns aber nicht nur um Konsumkritik an unserer Wegwerfgesellschaft. Es ist leider so, dass das außergewöhnliche Einkaufserlebnis immer seltener wird – kein Wunder bei monotonen Einkaufsmeilen mit den immer gleichen Marken-Labels. Wir sind von der Upcycling-Ideologie überzeugt und glauben daran, dass daraus eine Bewegung entstehen könnte, die mit ihren Ideen den Einzelhandel in den Innenstädten spürbar bereichern wird. Andreas Scholz

Internet: www.gummi-ding.de
Das Interview führte Andreas Scholz

Fotos: Michael Heckmann
Weitere Fotos sind lieferbar. Ein zusätzliches Feature zum Thema Upcycling ebenfalls!