Die gelbe Symphonie

Die gelbe Symphonie

Der Rapsanbau verändert das Erscheinungsbild unserer Landschaft

Kurz, nachdem die Bäume während der ersten warmen Frühlingstagen wie nach einem Paukenschlag urplötzlich „ausschlagen“ und ihr jungfräuliches Grün zeigen, erscheint landauf, landab auch wieder die „Gelbe Symphonie“. Gemeint sind die blühenden Rapsfelder, die selbst der tristesten Landschaft für kurze Zeit eine heitere und freundliche Note verleihen.

Würden die Altvorderen uns aus dem Jenseits besuchen, kämen sie wohl in vielerlei Hinsicht auf unserer Welt nicht mehr zurecht. Allein das Aussehen unserer Felder und Fluren im Wonnemonat Mai würde sie irritieren. Durch den vermehrten Rapsanbau in vielen Gegenden unseres Landes, verwandeln sich in dieser Zeit oft ganze Landstriche in eine einzige gelbe Fläche, die nur selten von Wiesen oder Feldern mit anderen Anbaufrüchten unterbrochen ist.

Beeindruckend auf unsere Sinne

Für das Auge ist dieses leuchtende Gelb oft ein angenehmer Anblick und auch unser Geruchssinn nimmt den ausströmenden Geruch zumindest von der Ferne aus als angenehm auf. Dies ändert sich aber sofort, sobald man sich einem Rapsfeld nähert. Dann wird der Geruch zum Gestank und es raubt manchem sogar den Atem. Trotz alledem bieten sich uns oft wunderschöne Anblicke; am Wegesrand Birken mit ihrer weißen Rinde, daneben ein blühendes Rapsfeld und als Kontrast darüber die Komplementärfarbe Blau des Himmels. Wer kommt da nicht ins schwärmen!

Seit der Förderung des Rapsanbaus durch die EU, nimmt der Anbau bei uns immer mehr zu. Der Raps gehört zur Familie der Kreuzblütler und ist mit Kohl und Kohlrüben verwandt. Er zählt aber zugleich auch zu den Ölfrüchten. Unter diesem Begriff fasst man Pflanzen unterschiedlicher Familien zusammen, die immer eines gemeinsam haben, nämlich Öl. Zu ihnen gehören auch Lein, Sonnenblumen, Senf und Rübsen.

Nachwachsender Rohstoff

Rapsöl kann nach chemischer Aufbereitung in geeigneten Motoren als Treibstoff (Bio-Diesel) verwendet werden. In dieser Form ist es ein nahezu idealer Dieselkraftstoff der umweltschonend ist.

Es ruft fast keinen Treibhauseffekt hervor, da das bei der Verbrennung entstehende CO2 bereits im Wachstum der Pflanze durch Assimilation der Atmosphäre entzogen wurde.

Rapsöl wird aber auch für die menschliche Ernährung verwendet. Seitdem die darin enthaltene und gesundheitsschädigende Erucasäure sowie die Bitterstoffe (Glucosinolate) mit der Züchtung des 00-Rapses (Doppel null-Raps) verschwunden sind, wird auch Speiseöl und Margarine hergestellt. Nicht zuletzt ist der nach dem Auspressen des Öls zurückbleibende „Ölkuchen“ ein nahrhaftes Viehfutter. Und wenn schon von der Verwendung für die Ernährung die Rede ist, muss auch noch erwähnt werden, dass die Rapsblüten bei den Imkern als Tracht beliebt sind.

Ingenieure der Lebensmittelverfahrenstechnik an der Universität-GH-Essen haben ein Verfahren entwickelt, bei dem es bei der Verarbeitung des Rapses überhaupt keine Abfälle mehr gibt. Während der Verarbeitung, bei welcher der geschälte Raps gepresst wird, entsteht zunächst ein Speiseöl mit einem hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren sowie ein Öl minderer Qualität, das zu Bio-Diesel oder Schmierstoff verarbeitet werden kann, sowie ein proteinhaltiges Viehfutter. Und auch die nach dem Verbrennen der Rapshüllen zurückbleibende Asche wird als nützlicher und schadstofffreier Düngemittelzusatz verwendet.

Doch man geht noch weiter, was die Verarbeitung und Verwendung des Rapses betrifft. Institute der Universität in Kiel, München und Münster sowie das Max-Planck-Institut in Golm und die Planta GmbH Einbeck arbeiteten schon vor Jahren daran, den Pflanzen beizubringen, PHF (Polyhydroxyfettsäure) in ihren Zellen aufzubauen. Dadurch könnte es möglich werden, Bioplastik in großen Mengen und zu niedrigen Preisen herzustellen.

Aus dieser Sicht gesehen, ist Raps nicht nur eine Wohltat für unser Auge, sondern auch für die Zukunft der Menschheit bzw. unseres Planeten. Sollten diese Vorhaben einmal verwirklicht werden können, würden zumindest manche Umweltproblem vielleicht schon bald der Vergangenheit angehören. Einen großen Nachteil jedoch hat der Anbau von Raps. Durch den großen Flächenbedarf fehlen dann die nötigen Anbauflächen für andere Nahrungs- und Futtermittel.

Text und Fotos: Walter J. Pilsak